Kicker mit Köpfchen

Peter Hawlik: "Das Training verlangt viel an Konzentration"
Der 23-jährige Peter Hawlik spielt bei den Mattersburger Amateuren Fußball und studiert an der Boku Wien.

Im KURIER-Gespräch erzählt Hawlik auch von Kunstformen und Tattoos.

KURIER: Finden Sie die Fußballergehälter von Stars wie Messi, Ronaldo oder Özil, wo es sich ja um Millionenbeträge handelt, für gerechtfertigt?

Peter Hawlik: Nein, ich finde sie vor allem bei den Überdrüberstars wirklich überzogen. Sie haben nicht viel mehr Aufwand als eine normale Person. Natürlich stehen sie in der Öffentlichkeit und haben einen großen Druck. Aber die Relation passt nicht.

Können Sie sich Ihr Studium durch Ihr Engagement beim SVM finanzieren?

Ja. Für einen Studenten ist es ein Supergehalt.

Sie studieren an der Boku Wien. Da geht’s u.a. um Natur, Umwelt und Boden. Soll ein Fußballplatz mit Natur- oder Kunstrasen belegt sein?

Hier geht es hauptsächlich um die Qualität. Und wenn es hilft durch Mischformen – also Kunst- und Naturrasen – die Plätze zu verbessern, dann find ich es gut. Es geht hier nicht um Umweltschutz.

"Fußball bedeutet Freiheit", meinte Reggae-Legende Bob Marley. Stimmt das?

Das ist schwierig es so zu beurteilen. Aber doch, vor allem wenn man im Spiel ist, am Platz steht,und den Kopf frei hat von anderen Dingen. So seh’ ich das eher. Man kann sich vom Alltag lösen.

Wolfgang Weisgram schrieb über Matthias Sindelar ein Buch (Im Inneren der Haut, Egon Theiner Verlag Wien, Anm.). Dort heißt es, dass Fußball eine künstlerische Ausdrucksweise sein kann. Ist es das?

Auf jeden Fall. Wenn man sich Messi oder Ronaldo anschaut, das ist höchste Kunstform.

Ist es bei Ihnen eine Kunstform?

( lacht). Glaub’ ich nicht.

Darf ein Kicker unfair sein und versteckte Fouls begehen?

Nein, das gehört nicht auf den Platz. Das ist unsportlich. Aber Fußballer sind sehr ehrgeizig und wollen natürlich gewinnen. Man verdient sein Geld mit Fußball. Und dann kann unfaires Spiel passieren.

Wenn ein Schiedsrichter Ihrer Meinung nach eine Fehlentscheidung trifft, würden Sie ihm danach gerne den nackten Hintern zeigen, wie einst Trainer Gustl Starek?

Ab und zu schon. Es hat sicher schon einige Wortgefechte mit Schiedsrichtern gegeben, die ich im Nachhinein bereut habe. Aber in diesen Momenten ist man dermaßen emotional, man denkt nicht rational. Der Adrenalinspiegel ist ziemlich hoch. Aber ein Schiedsrichter ist auch nur ein Mensch.

Viele Fußballspieler haben Tattoos. Haben Sie eines?

Nein. Ich glaub’ ich bin einer der weniger Fußballer, die keines haben. Warum viele eines haben, das entzieht sich meiner Kenntnis, ich kann mir’s nicht erklären.

Marko Arnautovic spielt derzeit beim Stoke City Football Club in der englischen Premier League. Er hat seine Freunde, als er noch in Deutschland gespielt hat, eingeladen und sämtliche ihrer Kosten übernommen. An die 80.000 Euro soll die Hetz gekostet haben. Würden Sie so etwas auch machen, wenn Sie viel Geld verdienen wie er?

Nein, auf gar keinen Fall. Ich will nicht großspurig leben. Das sagt sich’s jetzt leicht. Es ist das Problem, wenn man soviel verdient, verliert man den Bezug zur Realität.

Der SVM ist derzeit gar nicht so schlecht drauf, zwar nicht immer einschätzbar, aber doch. Glauben Sie, dass er aufsteigt?

Es liegt auf jeden Fall in unserer Hand, ich glaube an die Mannschaft.

Wie lange wollen Sie eigentlich noch ballestern?

Ich hab’ noch keinen Plan, aber sicher so lang es mich freut.

Wie lässt sich Ihr Profifußball mit dem Studium vereinbaren?

Es ist nicht leicht. Aber da muss ich wirklich dem SVM danken, dass er mir so viele Freiheiten lässt. Wenn ich auf der Uni Prüfungen habe, muss ich nicht trainieren.

Wo müssen Sie sich mehr konzentrieren: Auf der Uni oder beim Training?

Beim Training, weil bei der Vorlesung schlafen eh’ die meisten. Auch ich ab und zu. Aber das Training verlangt schon viel an Konzentration. Denn wenn du dort nicht aufpasst, dann wars ein Blödsinn. Dann wars unnötig.

Sie lesen Sokrates. Was ist daran so spannend?

Naja,was sagt Sokrates unter anderem? Selbsterkenntnis ist die höchste sittliche Pflicht. Und dann muss ich über mich selbst nachdenken, was meine Stärken und meine Schwächen sind, um mir darüber klar zu sein.

Und was sind Ihre Schwächen und Stärken?

Ich hadere zu oft mit der Vergangenheit und zerdenke Banalitäten, anstatt die Gegenwart zu genießen. Ich denke, ich bin ein Mensch auf den man sich verlassen kann, da ich versuche, das große Ganze im Auge zu haben und ich mich nicht in den Mittelpunkt stelle.

Die heurige Saison musste die Landesliga ohne den Traditionsverein ASK Baumgarten auskommen. Er hat „vorübergehend“ den Spielbetrieb eingestellt. Ob er in der kommenden Saison wieder aufgenommen wird steht in den Sternen.
„Es wird immer schwieriger“, sagt Burgenlands Fußballpräsident Gerhard Milletich. Das beginnt bereits bei der Findung von Funktionäre. An sich machen diese Leute ehrenamtlich den Job, „aber wenn dem Verein die Krankenkassa oder Finanz Probleme macht, dann bist du als Funktionär, sprich Obmann, haftbar“. Es werde zwar darüber gesprochen, dass die öffentliche Hand unterstützend eingreifen sollte, „aber im Endeffekt wird von der Politik zu wenig gemacht“. Das beziehe sich aber eher auf den Bund, weil er derjenige ist, der Gesetz beschließe.
U.a. könnte ja gesetzlich beschlossen werden, dass die Kantinen einen gewissen Freibetrag von „vielleicht 3000 Euro“ bekommen.
Doch nicht nur der Fußballpräsident macht sich Sorgen. Vereins-Funktionäre selbst haben sich dieser Tage zusammengesetzt und einen „Hilferuf an alle politisch und organisatorisch Verantwortlichen“ (Petition liegt dem KURIER vor) gestartet. Darin heißt es: Seit dem Jahr 2008 sehen sich die burgenländische Fußballvereine mit massiven Überprüfungsmaßnahmen von Gebietskrankenkasse und Finanz konfrontiert, deren Ergebnisse letztendlich für viele Vereine bereits existenzbedrohende Ausmaße angenommen haben.
Die Funktionäre bitten um Unterstützung und Hilfe „nicht in finanzieller“, sondern vor allem in ideeller Hinsicht für 182 Vereine und mehr als 400 Nachwuchsmannschaften.

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