Frauen im Handwerk: Zwei Lehrlinge zeigen, wie das geht
Zwei junge Burgenländerinnen zeigen, dass Leidenschaft fürs Handwerk keine Frage des Geschlechts ist.
Von Gernot Heigl
Zwei junge Südburgenländerinnen reparieren Autos, machen Service mit Ölwechsel und montieren Reifen. Trotz harter Arbeit und schmutziger Finger sind sie begeisterte Kfz-Techniker-Lehrlinge in einer Stegersbacher Werkstatt.
Mindestens fünf Bewerbungen hat Lena Bauer aus Rudersdorf (Bezirk Jennersdorf) an Autowerkstätten geschrieben, weil sie unbedingt eine Lehre als Kfz-Technikerin absolvieren wollte.
"Ich bekam nur Absagen"
„Aber weil ich ein Mädchen bin, hat man mir keine Chance gegeben. Ich bekam nur Absagen“, erzählt die 16-jährige Südburgenländerin. Also hat ihr Papa, ein gelernter Automechaniker, mit dem sie schon als Kind an Familienfahrzeugen geschraubt hat, seinen Chef gefragt.
Im Südburgenland lernen Lena Bauer und Leonie Schranz, Autos zu reparieren – und setzen ein Zeichen für mehr Gleichberechtigung.
Franz Mandler (55), der die Werkstatt in Stegersbach seit 2005 bereits in dritter Generation führt: „Ich gebe zu, ich war anfangs skeptisch. Vater und Tochter in einem Betrieb hätte ja auch Konflikte mit sich bringen können. Deshalb habe ich mir einige Tage Bedenkzeit genommen.“
Papa und Kind im Betrieb: Funktioniert das?
Der Firmenchef weiter: „Aber meine Sorgen waren unnötig. Die beiden sind inzwischen ein eingespieltes Team und ergänzen sich perfekt. Ich freue mich über dieses Duo. Dankbar bin ich aber auch für mein zweites Lehrmädchen.“
Leonie Schranz (21) aus Rauchwart hatte nach Abschluss einer Fachschule für pädagogische Assistenzberufe bemerkt, dass ihr Interesse „eher beim Handwerk liegt. Mein Favorit war das Basteln an Autos. Deshalb habe ich mich in der Werkstatt gemeldet. Jetzt bin ich bereits im dritten Lehrjahr und total happy, dass ich in dieser Männerdomäne Fuß fassen konnte“.
Laut der Südburgenländerin unterscheidet sich ihre Ausbildung nicht von der ihrer männlichen Kollegen. „Wir sind voll in die Arbeitsabläufe integriert. Unter Aufsicht eines Mechanikers machen wir Service mit Ölwechsel, tauschen Filter und Zündkerzen, erneuern Bremsen. Was halt so anfällt.“ Die seit 1. November geltende Winterreifenpflicht fordert die Lehrlinge gerade zusätzlich: Radwechsel inklusive Wuchten zählt zur täglichen Routinearbeit.
Lena Bauer und Leonie Schranz beweisen: Leidenschaft und technisches Geschick zählen mehr als Klischees.
Schmutz spielt für die beiden jungen Damen keine Rolle. Unisono erklären sie lächelnd: „Oft sehen wir wirklich wild aus. Da haben wir dann zusätzlich zu unseren schön lackierten Nägeln Öl und Fett an den Fingern sowie Rußstreifen im Gesicht. Na ja, Spuren unserer Arbeit, aber eh alles abwaschbar.“
Die Berufsschule bei einer Ausbildungszeit von 3,5 Jahren besuchen die Südburgenländerinnen in Pinkafeld. „Bei uns in der Klasse sind von 30 Schülern maximal vier Mädchen. Schon verdammt wenig. Wir würden uns wünschen, dass mehr den Beruf erlernen.“
„Mädchen, traut euch“
Lena und Leonie motivierend: „Mädchen, traut euch. Man darf sich nicht abschrecken lassen von der Technik. Das sieht schlimmer aus, als es ist, mit den vielen Schrauben und Kabeln. Wenn man einmal weiß, wie ein Motor funktioniert, macht das wirklich viel Spaß.“
Vom Chef heißt es dazu: „Tatsächlich sind meine beiden jungen Damen eine Belebung für unsere 13-köpfige Belegschaft. Daher kann ich jedem Werkstattleiter empfehlen, auch Mädchen als Kfz-Techniker-Lehrlinge einzustellen. Idealerweise mit einem Probemonat, damit beide Seiten sehen und wissen, ob sie das wirklich wollen, sich wechselseitig nichts anderes vorgestellt haben und es für alle passt.“
Mit ein Grund dafür ist, dass der Firmenboss bereits mehrere Burschen zum Schnuppern hatte, die allerdings nur Autotuning im Kopf hatten und für anderes kaum zu begeistern waren. „Aber so simpel ist unser Job nicht. Neben einer komplexen technischen Ausbildung geht es vor allem auch um eine damit verbundene Verantwortung, wenn man an einem Fahrzeug schraubt.“
Franz Mandler abschließend: „Ich habe mit meinen weiblichen Lehrlingen ausschließlich gute Erfahrungen gemacht, weil sie von Beginn an großes Engagement und Interesse im Job zeigen. Wenn bei uns eine Position frei wird, stelle ich mit Freude gerne wieder ein Mädchen ein.“
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