Katholischer Pfarrer wäre über Moschee "froh"
Ich als Pfarrer wäre froh, wenn es in Mattersburg ein muslimisches Gebetshaus gäbe", sagt Günther Kroiss. Aus einem einfachen Grund. "Wir Katholiken hätten einen Ansprechpartner, der für den interreligiösen Dialog wichtig wäre. Wenn du niemand hast, keine Community, mit wem sollst du reden? Ich denke, dass wir alle die Realität wahrnehmen müssen."
Die Realität in Mattersburg schaut so aus: In der burgenländischen Gemeinde mit mehr als 7000 Einwohnern leben an die 500 Muslime. Daher, so Pfarrer Kroiss, müsse man ihnen auch die Ausübung ihrer Religion zugestehen. Kroiss weiß durch seine Projekte – u. a. führt er ein Lokal in Mattersburg, wo großteils Muslime kellnern, und die auch ab und zu ein Bier trinken – wovon er spricht. Er kennt auch die türkischen Familien.
Ein gutes Zusammenleben kann durch Religionen gefördert werden, davon ist der Pfarrer überzeugt. Ein Gebetshaus wäre so ein Ort. Pfarrer Kroiss geht einen Schritt weiter und will dazu noch ein Kaffeehaus installieren, "wo Katholiken und Muslime gemeinsam Kaffee trinken".
Als Priester will er ehrlich sein: "In der Praxis geschieht gutes Zusammenleben ja sowieso. Wir müssen uns vor diejenigen schützen, die eine Gesellschaft über die Religion spalten möchten."
Geldmangel
Die Diskussion rund um ein islamisches Gebetshaus in Mattersburg gibt es seit etwa drei Jahren. Der heute 20-jährige Nazif Ay war bei den ersten Verhandlungen dabei. "Es mangelte am Geld", erinnert er sich. Damals war an den Kauf einer Disco gedacht, die die islamische Gemeinde übernehmen sollte.
Der junge, aufgeschlossene Nazif Ay, ist nach wie vor für ein Gebetshaus in Mattersburg. "Es ist für uns verdammt schwer, dem Glauben an einem entsprechenden Ort nachzugehen. Wir müssen nach Wiener Neustadt fahren und irgendwie ist das nicht okay."
Doch so einfach wird sich die Geschichte nicht abspielen. Es gibt auch Widerstände, besonders von der FPÖ. "Was will der Pfarrer", fragt Burgenlands FPÖ-Chef Johann Tschürtz: "Ein Gebetshaus. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, das kann nicht sein". Johann Tschürtz sagt, er habe nichts gegen Muslime. Aber wenn sie beten wollen, "dann sollen sie das in ihren eigenen vier Wänden tun".
Mattersburgs Bürgermeisterin Ingrid Salomon (SPÖ), die mit dem Pfarrer "gut kann", sieht eine Diskussion um ein Gebetshaus derzeit "nicht als Thema".
Friedhof
Doch in der Kleinstadt steht nicht nur ein Gebetshaus zur Diskussion, sondern auch ein muslimischer Friedhof. Dafür hat Pfarrer Günther Kroiss auch ein offenes Ohr. "Wenn Muslime einen katholischen Pfarrer bitten, sich für einen Friedhof einzusetzen, dann ist das eine spannende Geschichte."
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