Internetkriminalität im Burgenland boomt

Symbolbild
Die „Branche“ ist aktuell mehr denn je im Wandel. Statt dem „nigerianischen Prinzen“, der Millionen verschenkt, gibt es jetzt den Polizisten- oder Verwandtentrick – Tendenz stark steigend.

Die Kriminalstatistik zeigt ein erschreckendes Bild. Während im Jahr 2013 nur 119 Fälle von Internetkriminalität angezeigt wurden, waren es im Jahr 2022 bereits 1.305. Im erweiterten Sinn bezieht sich Internetkriminalität auf alles, was irgendwie mit dem „World Wide Web“ zu tun hat.

Cybercrime im engeren Sinn umfasst Datenbeschädigung, Missbrauch von Zugangsdaten, widerrechtlicher Zugriff auf Computersysteme oder fortdauernde Belästigung via Telekommunikation – und das sind nur einige der Paragrafen. Im vergangenen Jahr gab es 161 Anzeigen im engeren Sinn, neun Jahre zuvor nur 23.

Internetkriminalität im Burgenland boomt

Der Kripo-Chef sieht den aufsteigenden Trend bei Internetkriminalität noch lange nicht am Ende.

Für Kripo-Chef Gerhard Braunschmidt hängt der jährliche Anstieg der Taten auch mit der gesellschaftlichen Veränderung zusammen: „Das Leben verlagert sich immer mehr ins Internet. Verstärkt wurde das noch einmal durch die Coronapandemie. Die Menschen waren mehr zu Hause und der Weg in die Außenwelt führte im Lockdown durch das Internet.“

Spielwiese für Kriminelle

Für Braunschmidt ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: „Das geht sicher weiter rauf mit den Fällen. Durch das Internet der Dinge sind bald alle Haushaltsgeräte online verbunden, das ist eine Spielwiese für Kriminelle – und wird zu einer großen Herausforderung für uns.“

Die Ausbildung der Beamten und Präventionsmaßnahmen innerhalb der Bevölkerung müssten vorangetrieben werden. „Täter nutzen dabei geschickt den Respekt von älteren Personen vor der Polizei aus“, führt der Kripo-Chef weiter aus. Grundsätzlich seien laut Braunschmidt aber alle Altersschichten und Geschlechter von Internetkriminalität betroffen.

Ältere Methoden, wie der bereits „altbekannte“ nigerianische Prinz, der sein Millionenerbe einfach so via eMail verschenken möchte, seien aktuell nicht mehr „in“. Bei aktuellen Cybercrime-Fällen seien fünfstellige Summen als Schadenswert keine Seltenheit.

Kreative Täter

Die Täter werden mitunter immer kreativer und technologisch fortgeschrittener. Bei „gespooften“ Anrufen wird eine echte Polizeinummer vorgetäuscht – Opfer haben keine Chance, diese von einer echten Rufnummer zu unterscheiden. Beim Polizisten- oder Verwandtentrick suchen sich die Täter gezielt ältere Personen als potenzielle Opfer aus.

„Da wird im Telefonbuch nach Maria, Josef oder anderen älteren Namen gesucht. Nicht nach Kevin oder ähnlichem“, so Braunschmidt. Zum Teil würden die Betrüger am Telefon munter zwischen angeblichen „Kollegen“ hin und her verbinden. So mache es den Anschein, man telefoniere wirklich mit einer Dienststelle. Woher die Täter kommen, lässt sich meist nicht erheben.

Polizei sucht IT-Kenner

Vor über zehn Jahren wurde die nationale Koordinierungs- und Meldestelle gegen Cyberkriminalität, das „Cyber Crime Competence Center“, eingerichtet. Doch auch auf Länderebene ist die Exekutive aktiv. Insgesamt 14 für Cybercrime geschulte Beamte sind im Burgenland tätig. „Wir suchen laufend Kollegen, Bewerber mit IT-Wissen sind bei uns sehr begehrt“, heißt es vom Kripo-Chef.

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