Zank und Hader auf Haydns Rücken

Die Internationalen Haydntage zählen zu den Highlights der burgenländischen Kulturszene. Sie finden heuer vom 3. bis 13. September statt.
Noch kein Vertrag zwischen Esterházy und den Haydnfestspielen.

Mit schweren Geschützen fährt Eisenstadts Vizebürgermeister Günter Kovacs (SPÖ) gegen Bürgermeister Thomas Steiner auf. Der Grund: Der bestehende Mietvertrag der Haydnfestspiele im Schloss Esterházy läuft 2016 aus. Ein neuer wurde noch nicht ausverhandelt. In den bisherigen Verhandlungen über eine Mietvertragsverlängerung habe es von Seiten der Stiftung Esterházy "unzählige Junktimierungs- und Verzögerungsversuche" gegeben.

Zank und Hader auf Haydns Rücken
günther kovacs, vizebm. eisenstadt
Besonders die Vorschläge für die Saalmiete seien "abenteuerlich" gewesen, so Kovacs: "Der Schlossbesitzer (Stefan Ottrubay, Anm.,) wollte die Miete um das Siebenfache erhöhen. Da geht es um Tagessätze von bis zu 25.000 Euro. Das ist dem Steuerzahler einfach nicht zumutbar."

Dass sich der Bürgermeister – er ist auch Kuratoriumsmitglied des Vereins Haydnfestspiele – nicht ins Zeug legt, ist für Kovacs auch klar: "Ottrubay ist der Mentor von Steiner und Ottrubay unterstützt die ÖVP."

Kopfschütteln

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thoams steiner, bürgemeister von eisenstadt
Thomas Steiner schüttelt den Kopf: "Da sieht man wieder, dass sich Kovacs nicht auskennt." Bereits vor zwei Jahren ist der Vertrag zwischen Esterházy und den Haydnfestspielen auf zwei Jahre verlängert worden. Und jetzt stehe wieder eine Verlängerung an. "Natürlich wollen wir (Verein der Haydnfestspiele, Anm.,) einen längerfristig Vertrag erreichen. Jetzt muss man verhandeln", sagt Steiner. Der Bürgermeister finde es aber "grundsätzlich falsch", dass man dieses Thema öffentlich austrage.

Auch der Direktor der Esterházy-Betriebe, Karl Wessely, zeigt sich wenig erfreut über die aktuelle Diskussion: "Drei Wochen vor der Wahl hat die SPÖ die Haydnfestspiele als Wahlkampfthema ausgegraben, was eine große Sauerei ist. Die SPÖ will auf unseren Rücken Wahlkämpfen."

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reicher
Mit dem Geschäftsführer der Haydnfestspiele, Walter Reicher, gäbe es seit längerem Gespräche. "Es ist aber nichts weitergegangen, von beiden Seiten", gibt Wessely zu. Aber: Die Haydnfestspiele seien ein Teil des Programmes im Schloss, sie sind nicht die einzigen. "Uns ist sehr daran gelegen, dass alles schön zusammenspielt, um den Standort, die Stadt kulturell nach vorne zu bringen."

Zu den Kosten: Anfang des Jahres habe Landesrat Helmut Bieler bei einem Gespräch mit den Esterházy-Betriebe die Frage aufgeworfen, ob und unter welchen Bedingungen eine reine Miete des Schlosses für die Haydntage denkbar sei. Nach Berechnung der Esterházy-Betriebe wären das zwischen 20.000 und 25.000 Euro.

Klarstellung

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karl wessely,esterhazy
Eines möchte Karl Wessely klar stellen: "Esterházy hat den Haydnfestspielen in keiner Phase ein Vertrags-Angebot mit einer Vollvermietung gemacht." Im Gegenteil: Man wolle möglichst bald die Kooperations- Vereinbarung zu Unterzeichnung bringen. Das wurde dem Vorstand des Vereines mehrmals so kommuniziert. Außerdem sei man "sehr betroffen, dass einzelnen Politvertreter vertrauliche Berechnungen aus dem Zusammenhang gerissen und falsch kommentiert in die Öffentlichkeit bringen". Und noch etwas: "Dr. Ottrubay ist nicht der Mentor von Steiner und es ist auch nie nur ein Cent an die ÖVP geflossen."

Und was sagt der Intendant und Geschäftsführer der Haydnfestspiele, Walter Reicher: "Diese Situation, die wir jetzt haben, brauchen wir wie einen Kropf am Hals." Sie blockiere die Planung für die kommende Jahre.

Über die derzeitige Diskussion möchte Reicher sich nicht äußern.

Die Haydntage (auch Haydnfestival Eisenstadt) sind ein jährlich stattfindendes Festival in Eisenstadt, das sich der Pflege des Gesamtwerks Joseph Haydns widmet. Der Trägerverein "Burgenländische Haydnfestspiele" wurde vom Land Burgenland und der Freistadt Eisenstadt 1986 gegründet. Die Haydnfestspiele sind der Träger der Haydn-Tradition und ein Zentrum der internationalen Haydnpflege. Intendant ist seit 1988 Walter Reicher. Seit 1989 veranstalten sie alljährlich im September ihre Festspiele, die "Internationalen Haydntage". Die Gründer der Haydnfestspiele beschlossen, Archiv, Bibliothek und Sammlungen für alle Arten von Objekten offen zu halten, die zum besseren Verständnis von Joseph Haydn und seiner Musik beitragen können. Die Haydnfestspiele kooperieren eng mit der Internationalen Joseph Haydn Privatstiftung Eisenstadt. Sie agieren nicht nur als Festival, sondern auch als Kompetenzzentrum aller Fragen rund um Joseph Haydn.

Gleichzeitig mit den Haydnfestspielen wurde die Österreichisch-Ungarische Haydn-Philharmonie durch Adam Fischer gegründet. Das "orchestra-in-residence" der Internationalen Haydntage wird seither von ihm auch geleitet. Adam Fischer hat übrigens die Leitung als Chefdirigent der Österreichisch-Ungarischen Haydn-Philharmonie abgegeben. Er könne nicht mehr fürs ganze Jahr die Verantwortung übernehmen, weil er sehr gefragt sei. Ab 2016 wird der Cellist Nicolas Altstaedt die Leitung übernehmen. Fischer bleibt Ehrendirigent.

Der Vertrag mit Geschäftsführer Walter Reicher ist zwar noch nicht unterschrieben, "aber die Beschlüsse sind da", so Reicher.

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