In der Wohnbauförderungsstatistik 2022, die alljährlich mit dem Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) herausgegeben wird, ist von einer "Abwärtsspirale" die Rede. "Die verschärften Kreditvergaberichtlinien, das gestiegene Zinsniveau und die hohe Inflation sorgten dafür, dass der Neubau praktisch zum Erliegen gekommen ist", heißt es von Schmid.
Förderungszusicherung mehr als halbiert
Im vergangenen Jahr gab es im Burgenland 130 Förderungszusicherungen für Eigenheime, sowie 300 für Geschosswohnungen. Die Zahl hat sich im Vergleich zu 2021 um ein Viertel reduziert.
Im Zehnjahresschnitt sogar um 55 Prozent verringert. In absoluten Zahlen ist es österreichweit die größte Reduktion. Auf 1.000 Einwohner kommen 1,4 Förderzusagen.
Doch nicht nur bei den Wohnbauförderungen geht die Zahl zurück, sondern auch bei den Häuslebauern selbst. Und das spüren vor allem die Baufirmen.
"Der Häuserbauer ist tot"
Für Thomas Niederer, Geschäftsführer eines Baumarktes und einer Baufirma in Jennersdorf und St. Martin/Raab, ist die Lage aktuell dramatisch: "Es ist das größte Loch seit den 50er Jahren." Große Firmen würden aktuell in den Markt drängen, weil selbst deren Auftragsbücher leer seien. "Damit können wir nicht mithalten. Wir hoffe auf Aufträge von der OSG, die schauen noch auf regionale Firmen, sonst wird es schwer", erklärt er.
Der Geschäftsführer hat jedoch Verständnis für zweifelnde Kunden: "Es wurde alles teurer, manch Wohnung in Jennersdorf kostet schon bis zu 1.000 Euro im Monat. Die Leute können sich ja auch gar nichts mehr wegsparen." Von Seiten der Politik habe man auf ein Konjunkturpaket gehofft und eine Wiedereinführung des Handwerkerbonus. "Das war echt ein super Projekt", so Niederer.
Es werde dauern, bis die Lohnerhöhungen wieder in die Wirtschaft fließen. Während der Pandemie habe man nicht schlecht verdient, aber "reich sind wir nicht geworden. Wir hatten ja auch Investitionen", so Niederer.
Andere Unternehmen, andere Lagen
Auch die Konkurrenz sieht schwierige Zeiten und sieht zwei Problemfelder. „Natürlich spürt man die Teuerungen, am meisten spüren die Menschen aber die höheren Zinsen“, heißt es von Kurt Medlitsch von MK-Massivhaus.
„Ich glaube, es wird erst wieder 2025 besser, aber aktuell gibt es noch Anfragen“, erklärt Thomas Lagler, Bauberater bei ELK-Haus. OK-Haus-Geschäftsführer Michael Oberfeichtner bleibt sogar relativ entspannt: „Die Lage ist nicht so schlecht, wie sie schwarz gemalt wird. Wir sind aber auch im hochqualitativen Bereich unterwegs, vielleicht deshalb.“ Ein Vorteil des Burgenlandes seien die „leistbaren“ Grundstücke.
Für Robert Schmid, Obmann des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie, gibt es zwei Lösungswege: "Erstens eine praxisnähere Ausgestaltung der Vergaberichtlinien bei Wohnbaukrediten. Der 40%-Deckel auf das verfügbare Haushaltseinkommen ist sehr realitätsfremd und trifft gerade junge Familien.
Hier braucht es eine An- bzw. Aufhebung. Zweitens braucht es unmittelbar wirksame Anreize, um den Wohnraumbedarf abzudecken. Etwa eine Refundierung der Mehrwertsteuer auf Neubau und Sanierung durch Vorsteuerabzug oder nicht rückzahlbare Zuschüsse."
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