Hallenbad Neusiedl am See: Auf dem Trockenen
Heuer ist es 50 Jahre her, dass der Neusiedler Gemeinderat eine Ausschreibung zur Errichtung eines – damals top-modernen – Hallenbades beschlossen hat. Fünf Jahrzehnte später bietet sich ein tristes Bild an der Adresse Sportzentrum 4. Seit März 2020 ist das Neusiedler Hallenbad wegen Einsturzgefahr geschlossen. Die einzigen Gäste seither waren nicht zum Schwimmen, sondern zum Randalieren da; in das abgesperrte Gebäude wurde schon mehrmals eingebrochen.
Die Vorgeschichte im Schnelldurchlauf: Dass das Neusiedler Hallenbad einer Sanierung bedarf, war schon Mitte der 2010er-Jahre klar. Damals konnte man sich aber auf kein Finanzierungsmodell einigen. Die budgetär angeschlagene Stadtgemeinde pochte auf eine Beteiligung der Umlandgemeinden, welche nie zustande gekommen ist. 2018 wurde das Hallenbad aufgrund seiner speziellen Architektur im Stil des Brutalismus zum Denkmal erhoben – was eine Renovierung zusätzlich verkomplizierte. 2020 musste schließlich die Notbremse gezogen werden: Wegen morscher Holzträger bestand akute Einsturzgefahr. Badeschluss.
Sichtbeton
Das Hallenbad Neusiedl am See wurde von 1974 bis 1977 nach Plänen der Architekten Stelzer & Hutter in Sichtbeton-Bauweise errichtet. Die Baukosten beliefen sich auf 65 Millionen Schilling
Denkmalschutz
2018 hat das Bundesdenkmalamt das Gebäude zur Gänze als schützenswert eingestuft – unter anderem, weil das Bauwerk seit seiner Eröffnung baulich nicht verändert worden war. Es handle sich um das einzige authentisch erhaltene Hallenbad dieser Epoche, wurde im Gutachten des Denkmalamtes festgehalten
Rettungsring
Fast zwei Jahre lang war das Bad dem Verfall preisgegeben. Dann, im Jänner 2022, kam die überraschende Wendung: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil verkündete bei einer Pressekonferenz mit SPÖ-Bürgermeisterin Elisabeth Böhm, dass das Land Burgenland das denkmalgeschützte Hallenbad um 26 Millionen Euro umfassend sanieren und ausbauen wolle, mit einem Hotel und einer zusätzlichen Schwimmhalle. Ein Jahr später ist davon noch nichts zu sehen – das desolate Bad ist nach wie vor geschlossen. Die Neusiedler Volkspartei spekuliert bereits über eine Absage des kostspieligen Sanierungsplans. "Versprochen wurde die Inbetriebnahme 2025. Übrig bleiben werden Ausreden, warum es nicht gegangen ist", meint ÖVP-Stadtparteiobmann Mario Müllner.
Land musste nachjustieren
Der KURIER hat sich im Büro von Infrastruktur-Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) nach dem Status quo in Sachen Hallenbad Neusiedl erkundigt. Dorners Sprecher Peter Slawik versichert, dass die Landesregierung nach wie vor an den Plänen im vollen Umfang festhalte. Mehr noch: Das Land bekenne sich außerdem zum Erhalt aller drei Hallenbäder (Neusiedl, Eisenstadt, Pinkafeld). "In einigen Bundesländern ist aufgrund der extrem gestiegenen Energiekosten sogar schon die Rede davon, Hallenbäder ganz zu schließen. Das ist bei uns nicht der Fall", so Slawik.
Warum dann die Verspätung in Neusiedl? "Der Baubeginn wird sich ein wenig verzögern, weil wir vor allem aufgrund der Energiekrise beim Businessplan noch nachjustieren mussten", lässt Peter Slawik wissen.
Kommentare