Prozess um Missbrauch einer 12-Jährigen: Onkel sorgt vor Gericht für Eklat

Die Verhandlung am Donnerstag am Landesgericht Eisenstadt.
von Gernot Heigl
Sex für mehr Handyzeit soll er von der zwölfjährigen Stieftochter verlangt haben. „Als Gegenleistung für seine Großzügigkeit“, so die Staatsanwältin, die dem Angeklagten beim Prozess am Donnerstag am Landesgericht Eisenstadt mehrere solcher Übergriffe vorwarf und ergänzte: „Dieser Missbrauch hat über einen Zeitraum von zwei Jahren stattgefunden.“
Wie berichtet, bestritt der Beschuldigte, Ende 30, Österreicher mit afghanischen Wurzeln, seit seiner Inhaftierung die Taten vehement: „Ich habe nichts gemacht.“
Im Eröffnungsplädoyer sprach Verteidigerin Ina-Christin Stiglitz davon, dass „es sich um Erzählungen des Mädchens handelt, die erkennbar konstruiert sind.“
Weiters meinte sie: „Es steht in diesem Fall nicht nur Aussage gegen Aussage. Es steht eine instabile, mehrfach abgewandelte Schilderung gegen eine klare und konsistente Darstellung meines Mandanten, der mehrmals einvernommen wurde und von Anfang an die Wahrheit gesagt hat.“
"Angst vor der Mutter"
Der Angeklagte selbst führte dann aus, dass es niemals zu sexuellen Handlungen mit seiner Stieftochter gekommen ist. Er habe sie geliebt, als wäre es seine eigene Tochter. Auf die Frage der Richterin, warum das Mädchen solch schwerwiegende Vorwürfe gegen ihn erfinden sollte, argumentierte der Mann mit: „Aus Angst vor ihrer Mutter, weil die eine ausgeprägt strenge Erziehung vertritt.“

Der Angeklagte selbst führte dann aus, dass es niemals zu sexuellen Handlungen mit seiner Stieftochter gekommen ist.
Erläuternd folgte, dass ihm die Stieftochter anvertraut habe, „dass sie Sex mit einem Burschen hatte. Das habe ich ihrer Mutter erzählt, die daraufhin sofort einen Familienrat einberief, um das missbilligende Verhalten ihrer Tochter zu besprechen.“ Bei dieser „Konferenz“ sei es dann aber erstaunlicherweise gar nicht mehr um die Intimität mit dem Jungen gegangen, so der Beschuldigte, sondern die Stieftochter hätte massive und schwerwiegende Vorwürfe gegen ihn gerichtet. Völlig absurd und aus der Luft gegriffen.
Verbaler Eklat während der Verhandlung
Während dieser Aussage sprang im Saal 1 des Landesgerichts Eisenstadt plötzlich ein Mann von den Zuschauerrängen auf und erklärte lautstark: „Ich ertrage das nicht mehr. Ich bin der Onkel von dem Mädchen. Der da vorne hat sie missbraucht!“ Woraufhin die Vorsitzende des Schöffensenats erwiderte: „Verlassen sie sofort den Saal.“ Als der Mann neuerlich mit energischer Stimme das Wort erhob und gegen den Angeklagten wetterte, drängte ihn ein Justizwachebeamter aus der Türe.
Im Laufe der Verhandlung kam es zur Einvernahme der Mutter des mutmaßlichen Opfers, ebenso von jener Kriminalistin, die die polizeilichen Erhebungen geleitet hat. Abgespielt wurde dann auch ein Video, das die Einvernahme des Mädchens vor einer Richterin zeigte. Aufgezeichnet bereits vor einigen Wochen, um der inzwischen 14-Jährigen eine Aussage während des Prozesses ersparen zu können.
Nach umfangreichen weiteren Befragungen des Beschuldigten und Abschlussplädoyers von Staatsanwältin und Verteidigerin urteilte der Schöffensenat nach knapp achtstündiger Verhandlung mit einem Schuldspruch und verhängte eine unbedingte Gefängnisstrafe von fünf Jahren. Weiters muss der Angeklagte 4.500 Euro Schmerzensgeld an das Mädchen bezahlen. Seine Anwältin Ina-Christin Stiglitz hat volle Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde eingelegt, daher ist der Spruch nicht rechtskräftig.
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