Gemeinderätin verlässt FPÖ und sieht Führungsproblem der Partei
144 der 3143 landesweit zu vergebenden Gemeinderatsmandate hat die FPÖ bei der Kommunalwahl vor einem Jahr erobert – nicht gerade berauschend für eine Regierungspartei. 1997 waren es noch 204 Mandate, damals waren die Blauen im Land ähnlich stark wie jetzt und stellten einen Landesrat in der Proporzregierung.
Und selbst diese 144 sind nicht in Stein gemeißelt, denn nach Maria Nakovits in Neusiedl am See und Christian Stoiber in Stegersbach ist nun die einzige blaue Gemeinderätin in der roten Hochburg Siegendorf aus der Partei ausgetreten, will aber ebenso wie ihre Kollegen als „wilde“ Abgeordnete weitermachen. Die Arbeit auf der untersten politischen Ebene werde sträflichst vernachlässigt, begründet die 55-jährige Anita Novotny im KURIER-Gespräch ihren Schritt. Laut ihren Angaben hat auch die FPÖ-Ersatzgemeinderätin die Partei verlassen. Seit 30 Jahren sei sie Mitglied der Freiheitlichen gewesen, sagt die 55-jährige Novotny, die in Wien als Diplomkrankenschwester gearbeitet hat und dort auch in Hernals politisch aktiv war, jetzt reiche es ihr.
Verluste befürchtet
Die kleinen Funktionäre, die meist ehrenamtlich arbeiten, würden völlig allein gelassen. Es mangle an kommunalpolitischer Fortbildung und logistischer sowie finanzieller Unterstützung bei örtlichen Veranstaltungen. Frauen, zumal solche, die „nicht auf den Mund gefallen sind“, hätten es dabei noch schwerer, beklagt Novotny. Kritik würde von den meist männlichen Parteioberen schnell als „Meckerei“ abqualifiziert.
Überhaupt lässt die eloquente Ex-Blaue an der Parteispitze kein gutes Haar, sie sei „abgehoben“ und lasse die „Parteisoldaten“ spüren, dass man für deren Anliegen kein Interesse hat. Und Novotny stößt sich auch an manchen Auftritten in der Öffentlichkeit: „Ich erwarte von Spitzenpolitikern ein nüchternes und anständiges Auftreten“.
Bei ihr, so berichtet Novotny, habe ein Gespräch mit Landesparteichef Hans Tschürtz vor einigen Wochen das Fass zum Überlaufen gebracht: Sie hatte ein Anliegen zum freiheitlichen Familienverband, sei aber nur auf demonstratives Desinteresse gestoßen. Novotny glaubt, dass sie mit ihrer Unzufriedenheit nicht allein ist: „Die Führung der FPÖ im Burgenland passt nicht“. Bei der Landtagswahl befürchtet sie Verluste für die Blauen und einen Wechsel an der Parteispitze. „Hoffentlich kommt nicht Landesrat (Alexander) Petschnig“, sagt Novotny.
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