Freischärlerstaat Lajtabánság in Oberwart währte nur sechs Wochen

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Nach dem Ersten Weltkrieg besiegelten die Verträge von Saint-Germain (1919) und Trianon (1920) die neue Grenzziehung in Mitteleuropa. Doch nicht alle akzeptierten diesen Schritt.

Ein Staat, der keiner war. Eine Hauptstadt, die nie als solche anerkannt wurde. Und ein historisches Kapitel, das kaum bekannt, aber umso symbolträchtiger ist: Am 4. Oktober 1921 riefen ungarische Freischärler das „Lajtabánság“ aus – einen kurzlebigen Pseudo-Staat im heutigen Burgenland, mit Zentrum im südburgenländischen Oberwart.

Der Hintergrund: Nach dem Ersten Weltkrieg besiegelten die Verträge von Saint-Germain (1919) und Trianon (1920) die neue Grenzziehung in Mitteleuropa. Ungarn musste einen Teil Westungarns – rund 280.000 Deutschsprachige lebten in diesem Gebiet – an die Republik Österreich abtreten. Doch nicht alle akzeptierten diesen Schritt.

Widerstand

Im Herbst 1921 organisierte sich Widerstand: Ehemalige Offiziere, Studenten und national gesinnte Kräfte – auch bekannt als Freischärler – formierten sich zu einer paramilitärischen Bewegung. Sie erklärten das besetzte Gebiet zur „Republik Lajtabánság“, ein diktatorisch geführter Freischärlerstaat mit eigener Verwaltung und Militär, jedoch ohne internationale Anerkennung.

Doch der selbst ernannte Staat war von Anfang an instabil und zum Scheitern verurteilt. Interne Spannungen zwischen den sogenannten „freien Königswählern“, zu denen auch Anführer Paul von Prónay zählte, und den „Karlisten“, die die Rückkehr von Karl I. als König von Ungarn unterstützten, schwächten die Bewegung. Gleichzeitig geriet die ungarische Regierung unter außenpolitischen Druck – sie wollte Sanktionen der Siegermächte vermeiden und forderte den Rückzug der Freischärler.

Die „Republik Lajtabánság“ endete am 10. November 1921 mit dem Abzug der Freischärler. Das österreichische Bundesheer hatte bereits am 3. November mit dem Einrücken begonnen und schloss die Besitznahme bis zum 26. November ab. Am 5. Dezember wurde das Gebiet schließlich offiziell von Ungarn an Österreich übergeben.

Jobbik-Gedenken

Fast 90 Jahre später – am 3. Oktober 2010 – wurde in Oberwart eine Gedenkfeier für Lajtabánság abgehalten. Organisiert wurde sie von Anhängern der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik, genehmigt durch die zuständigen österreichischen Behörden. Der grüne Nationalratsabgeordnete Karl Öllinger reagierte damals mit einer parlamentarischen Anfrage auf die Gedenkfeier.M. Pekovics

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