Frauen in technischen Berufen - das große Ungleichgewicht

Ein Schweißer arbeitet mit Schutzkleidung und Helm an einem Werkstück.
Laut Statistik Austria bleibt der Anteil von Mädchen in Technik-Lehren niedrig – mit Folgen für Einkommen und Fachkräftemangel.
Michael Pekovics

Michael Pekovics

In Österreich sind technische Berufe  meist Männersache. Laut Statistik Austria sind rund 62 Prozent all jener, die eine Lehre abschließen, männlich, nur 38 Prozent weiblich. Und bei den technischen Lehrberufen ist das Gefälle noch größer: Mädchen wählen meist Büro, Handel oder Friseur, Burschen Metall, Elektro oder Kfz.

Die Folge: Fachkräftemangel auf der einen, verpasste Chancen auf der anderen Seite.

Diese Schieflage ist kein Naturgesetz, sondern ein Ergebnis von Rollenbildern, die sich früh verfestigen. Technik gilt als „Männerdomäne“, Handwerk als körperlich, nicht als kreativ. Mädchen erleben seltener Vorbilder, die zeigen, dass es auch anders geht. Nur etwa vier von 30 Schülern in einer technischen Berufsschulklasse sind weiblich. Das ist kein Zufall, sondern der Spiegel gesellschaftlicher Erwartungen.

Schlecht bezahlte Branchen

Der Preis dafür ist hoch. Frauen verdienen nach der Lehre im Schnitt rund 640 Euro weniger pro Monat als Männer – vor allem, weil sie in schlechter bezahlten Branchen arbeiten. Betriebe wiederum klagen über fehlende Bewerber, schließen aber unbewusst Bewerberinnen aus.

Was tun? Drei Dinge sind entscheidend: Zugang, Vorbild und Einladung. 

  • Mädchen müssen früh mit Technik in Berührung kommen – über Schnuppertage und Mentoringprogramme, die es ja zum Teil schon gibt.
  • Betriebe sollten gezielt Lehrstellen für Mädchen öffnen und sichtbar machen, dass sie willkommen sind.
  • Und die Gesellschaft muss endlich aufhören, zwischen „Frauen-“ und „Männerberufen“ zu unterscheiden.

Denn Technik ist keine Frage der Muskelkraft, sondern des Interesses. Wo Mädchen eine Chance bekommen, beweisen sie längst, dass sie die Werkstatt genauso gut im Griff haben wie das Büro oder die Frisur. Wir brauchen mehr Mädchen, die sich trauen – und mehr Erwachsene, die sie lassen. Technik gehört nicht den Männern. Sie gehört denen, die sie verstehen wollen.

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