Warum die Feuerwehr auf E-Fahrzeuge setzt und was diese leisten

Die FF Neufeld setzt auf zwei neue vollelektrische Einsatzfahrzeuge – ein Meilenstein für Sicherheit und Nachhaltigkeit.
Die Feuerwehr Neufeld (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) steht vor einem historischen Schritt: Als erste Feuerwehr Österreichs wird sie zwei vollelektrische Einsatzfahrzeuge in den Dienst stellen – ein Rüstlöschfahrzeug für technische Hilfeleistungen und ein Tanklöschfahrzeug für die Brandbekämpfung.
Damit endet eine Ära, denn die bisherigen Fahrzeuge stammen noch aus den Jahren 1999 und 2000.
Kommandant Martin Mittnecker erklärt die Dimension des Projekts: „Wir haben lange geplant und intensiv gearbeitet – und sind jetzt bereit für die finale Phase, bis die neuen Fahrzeuge in den Einsatz gehen können. Die neuen Fahrzeuge werden unseren Alltag deutlich erleichtern und ermöglichen uns, noch schneller und effizienter zu helfen.“
Vor Kurzem sind die Fahrzeuge in Neufeld eingetroffen, wie auf diesem Video der Feuerwehr zu sehen und vor allem zu hören ist:
Warum E-Fahrzeuge?
Die Gründe für die Modernisierung liegen auf der Hand:
- Steigende Einsatzzahlen,
- komplexere Gefahrenlagen durch Klimawandel, Verkehr und Industrie sowie
- die Alterung der bestehenden Fahrzeuge.
Das Universallöschfahrzeug musste zuletzt sechs Wochen in der Werkstatt bleiben – und fehlte bei gleich vier Brandeinsätzen.

Als erste Feuerwehr Österreichs beschafft die FF Neufeld zwei vollelektrische Einsatzfahrzeuge.
Was sind die Vorteile?
Die neuen Fahrzeuge bringen entscheidende Vorteile:
- Elektromotoren sorgen für nahezu geräuschlosen Betrieb, wodurch Einsatzbesprechungen auch in stressigen Situationen klar und verständlich geführt werden können.
- Abgase entfallen,
- die Mannschaftskabine bietet mehr Platz und bessere Ergonomie,
- moderne Technik wie Wärmebildkameras oder Akkuschneidgeräte kann ohne Einschränkung genutzt werden.
Ermöglicht wurde die Anschaffung auch durch die burgenländische Investitionsoffensive im Feuerwehrwesen.

Die FF Neufeld erhält zwei Rosenbauer RT – Elektrofahrzeuge mit modernem Antrieb, optimiertem Stauraum und hoher Sicherheit. Im folgenden ein Überblick über die technischen Details.
Die neuen Einsatzfahrzeuge der FF Neufeld gehören zur Modellreihe Rosenbauer RT – einem Fahrzeug, das von Grund auf für die Anforderungen von Feuerwehren entwickelt wurde. Anders als klassische LKW-Umbauten ist der RT ein reines Feuerwehrkonzept.
- Herzstück sind drei Elektromotoren: Zwei treiben die Achsen an, einer versorgt die Feuerlöschpumpe.
- Zwei Hochvoltbatterien mit je 66 kWh sichern die Energieversorgung.
- Sinkt der Ladezustand unter 20 Prozent, startet automatisch ein Sechszylinder-Dieselgenerator, der die Batterien während des Einsatzes wieder auflädt.
Die Vorteile sind vielfältig:
- Stauraum entsteht durch den Wegfall klassischer Antriebstechnik,
- die Mannschaftskabine bietet durch ihre Ring-Sitzanordnung besseren Blickkontakt.
- Ergonomische Ausstiege, niedrigere Entnahmehöhen und Allradlenkung erleichtern die Arbeit.
- Auch die Löschtechnik ist modern: Eine elektrische Feuerlöschpumpe liefert 3.000 Liter pro Minute,
- das Tanklöschfahrzeug verfügt zudem über einen fernsteuerbaren Dachwerfer und eine Schaumdruckzumischanlage.
Eine ausführliche Zusammenfassung aller technischen Spezifikationen finden Sie am Ende des Artikel.
Das Land präsentierte in Eisenstadt erst vor wenigen Monaten ein vollelektrisches Tanklöschfahrzeug samt E-Drehleiter um 2,7 Millionen Euro. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bezeichnete die Fahrzeuge als „zukunftsorientierte Investition“ für Ausbildung und Sicherheit. Österreichweit gab es zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme nur drei Tanklöschfahrzeuge dieses Typs, von der vollelektrischen Drehleiter sind weltweit sogar nur zwei im Einsatz – eine in Zürich und eine im Burgenland.
Spenden für die Feuerwehr
Für die FF Neufeld bedeutet das Projekt eine gewaltige organisatorische und finanzielle Anstrengung. Rund 80 Prozent der Mehrkosten werden durch eine EU-Förderung gedeckt, den Rest tragen die Stadtgemeinde, das Land, die Asfinag und die Feuerwehr selbst. Letztere finanziert vor allem die neue Ausrüstung, die mit den alten Fahrzeugen in die Jahre gekommen ist. Dafür bittet die Wehr auch weiterhin um Spenden.
Fahrzeugkonzept
- 100 % Feuerwehr-DNA: kein Umbau auf LKW-Basis, sondern speziell für den Einsatz entwickelt.
- Optimale Raumnutzung: Pumpe nach vorne verlagert, dadurch mehr Stauraum im Heck und auf der rechten Seite.
- Crew Cockpit: Cockpit und Mannschaftsraum sind verbunden, erleichtern Kommunikation und Vorbereitung.
- Komfort und Ergonomie: Einstieg ohne Stufen bei nur 260 mm Höhe, niedrige Entnahmehöhen schonen Rücken und Gelenke.
Sicherheit
- Neu konstruierte Mannschaftskabine: hochfeste Bauweise mit mehr Platz und passiver Sicherheit.
- Seitliche Sitzposition: nach Unfallanalysen als sicherste Variante bewertet (Schutz bei Seitenaufprall und Überschlägen).
- Luftfahrwerk mit vier Stufen: von abgesenkten 175 mm für ergonomische Geräteentnahme bis 470 mm Watmodus für Unwettereinsätze.
- Allradlenkung und Einzelradaufhängung: sorgen für hohe Fahrstabilität und kleinen Wendekreis, besonders in engen Ortsgebieten.
Antrieb und Energieversorgung
- Zwei Elektromotoren (je Achse) mit zusammen 380 kW / 490 PS.
- Vorteile: sofortiges Drehmoment, leiser Betrieb, keine Abgase an der Einsatzstelle.
- Energy Backup System: 235 kW BMW-Diesel (Euro-6-ähnlich) lädt Batterien und treibt Pumpe an, wenn nötig.
- Batteriekapazität: knapp 100 kWh für emissionsarmen Einsatzbetrieb.
Löschtechnik
- Elektrisch betriebene Feuerlöschkreiselpumpe: 3.000 l/min bei 10 bar.
- Tanklöschfahrzeug (TLF): Wassertank mit 3.000 l, Schaumdruckzumischanlage „Variomatic“, fernsteuerbarer Dachwerfer (bis zu 1.500 l/min).
- Rüstlöschfahrzeug (RLF): Wassertank mit 1.500 l, auf technische Einsätze spezialisiert.
- Vorteil Elektroantrieb: leiser Pumpenbetrieb, bessere Kommunikation, weniger Stress.
Fahrwerk und Wendigkeit
- Luftfahrwerk: hält Fahrzeughöhe konstant, unabhängig von Tankfüllung.
- Vier Fahrstufen:
- 175 mm – Einsatzhöhe, ergonomische Geräteentnahme.
- 250 mm – Straßenbetrieb.
- 350 mm – Gelände.
- 470 mm – Watmodus.
- Lenkeinschlag: vorne und hinten, sehr kleiner Wendekreis, ideal für enge Gassen rund um Seen oder Campingplätze.
Beladung und Geräte
- Hydraulische Rettungsgeräte: Akku-Schere, Akku-Spreizer, Hydraulikstempel, SP64BS, Kombispreizer (Weber Rescue).
- Hebekissen: Paratech-Systeme ohne feste Ablegefrist, wartungsfreundlich.
- Platzvorteil durch Elektromotoren: schwere Geräte können ergonomisch tief gelagert werden.
Mit den beiden vollelektrischen Fahrzeugen, die in den kommenden Monaten ausgeliefert werden sollen, wird die FF Neufeld nicht nur technisch auf den neuesten Stand gebracht, sondern macht auch einen weiteren Schritt für die Modernisierung des Feuerwehrwesens im Burgenland.
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