Evangelische Kirche: Verzeichnisse werden digitalisiert
Mit elf Prozent ist der Anteil an evangelischen Christinnen und Christen im Burgenland der höchste aller Bundesländer. Rund 30.000 Personen gehören der Glaubensgemeinschaft in einer der 29 Pfarrgemeinden an. Bis 1918 waren die evangelischen Gemeinden der ungarischen Reichshälfte zugeordnet und es dauerte bis zum Jahr 1924, bis mit Theophil Beyer der erste Superintendent des Burgenlandes bestellt werden konnte.
Seit 2021 ist Robert Jonischkeit Superintendent und steht gemeinsam mit Superintendentialkuratorin Christa Grabenhofer, die heuer in ihrem Leitungsamt bestätigt wurde, an der Spitze der Superintendenz. Beim Reformationstag in Eisenstadt, der den Schlusspunkt des Festreigens zum 100-jährigen Bestehen darstellt, erinnerte Jonischkeit an die bewegte Geschichte der Evangelischen Kirche im Burgenland.
Geschichte
Theophil Beyer wurde 1924 zum ersten Superintendenten des Burgenlandes bestellt
30.000 Menschen
in 29 Pfarrgemeinden sind evangelisch A.B. Damit hat das Burgenland mit 10,5 Prozent den österreichweit höchsten Anteil, österreichweit sind es drei Prozent
Leitung
Robert Jonischkeit ist seit 2021 Superintendent, Christa Grabenhofer Superintendentialkuratorin
„Die Loslösung von der evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn war ein schmerzhafter und schwieriger Prozess“, erklärte er. Auch die Zeit des Nationalsozialismus sei „für die Evangelische Kirche kein Ruhmesblatt“ gewesen. Doch heute, betonte Jonischkeit, erlebe die Kirche ein „gutes Miteinander im Dienst an der Bevölkerung“ – sowohl in der Zusammenarbeit in der Ökumene als auch mit der Landespolitik. Trotz der demografischen und gesellschaftlichen Herausforderungen blickt Jonischkeit zuversichtlich in die Zukunft: „Dort, wo wir als Evangelische Kirche heute und in Zukunft für die Bevölkerung da sind, das Evangelium verkündigen, Menschen seelsorgerlich und diakonisch begleiten, haben wir nicht nur eine Zukunft, sondern da ist diese Zukunft gesegnet.“
Digitaler Blick zurück
Besonders spannend war die Ankündigung zur Digitalisierung der burgenländischen Personenstandsverzeichnisse. Diese Matriken reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, beinhalten Aufzeichnungen von Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen und sind, laut Gert Polster, Direktor des Landesmuseums, „eine der größten Hinterlassenschaften der Vergangenheit, die die Kirche hat“. Schon bald werden diese Dokumente online zugänglich sein, was tiefere Einblicke in die Geschichte der Region ermöglichen wird.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil würdigte die Evangelische Kirche als „integralen Teil der burgenländischen Identität“. Und er versprach die Unterstützung des Landes bei der Wiedereinführung des Karfreitags als gesetzlichen Feiertag für alle. Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner hob die zentrale Rolle der Kirchen für die gesellschaftliche Entwicklung hervor. Sie seien ein „Anker“, der dabei helfe, „Voraussetzungen für ein gutes Leben zu schaffen und jene zu unterstützen, die Hilfe brauchen“.
„Dort, wo wir als Evangelische Kirche sind, haben wir nicht nur eine Zukunft, sondern da ist diese Zukunft gesegnet“
Streifzug durch die Pfarren
Den Schlusspunkt des Festjahres setzte eine Vorschau auf weitere Buchprojekte und die Präsentation eines Bildbandes. Unter dem Titel „Evangelische Kirche im Burgenland. Damals und heute.“ zeigt das Buch historische und aktuelle Aufnahmen aller Kirchengebäude im Burgenland. Im Jubiläumsjahr arbeiten Historiker an einem weiteren Buch: Wie Roman Kriszt ankündigte, werden darin die Biografien aller Pfarrer und Pfarrerinnen aufgenommen, die seit 1781 im Burgenland tätig waren. Erscheinen soll der umfangreiche Band im Herbst 2025.
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