Es wird knapp bei den Landärzten

Die Rahmenbedingungen werden für einen Allgemeinmediziner am Land immer schwieriger: Es erdrückt sie unter anderem die Bürokratie
In den nächsten zehn Jahren gehen 61 Prozent aller Allgemeinmediziner in Pension.

Eigentlich", sagt Ursula K. (Name der Redaktion geändert, Anm.), Allgemeinmedizinerin im Burgenland, "bin ich rund um die Uhr im Einsatz." Dennoch: "Mein Beruf macht mir nach wie vor große Freude, aber die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren stark geändert." Die Patienten würden oft lieber ins Spital gehen als sich vom niedergelassenen Arzt untersuchen zu lassen. Und: "30 Prozent meiner Arbeit benötige ich für die Bürokratie."

Noch ordinieren rund 150 Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag im Burgenland. Doch in den nächsten zehn Jahren gehen 61 Prozent aller Allgemeinmediziner in die Alterspension (siehe Zusatzbericht bzw. Grafik). Damit liegt das Burgenland im Spitzenfeld.

"Wir haben im Bundesländervergleich – relativ gesehen – noch die meisten Allgemeinmediziner", sagt Burgenlands Ärztekammer-Direktor Thomas Bauer im KURIER-Gespräch. Und die seien in der Regel Einzelkämpfer, "denn bei uns gibt es maximal sieben bis acht Gruppenpraxen".

Mehr Gruppenpraxen

Es könnten aber mehr Gruppenpraxen geben, sagt Ursula K.. Aber die Kammer sei davon nicht so begeistert. Ärztin K. habe das Bestreben, eine Kollegin mit ins Boot zu holen. "Die Ärztekammer erlaubt aber keine Erweiterung. Der Konkurrenzkampf sei zu groß, ist das eine Argument und das andere: Die Ordinationszeiten dürfen nicht erweitert werden."

Um den Ärztemangel vorzubeugen, müssten die Krankenkassen mitspielen, "doch die stehen auf der Bremse, neue Stellen sind jedenfalls für die Zukunft nicht angedacht", erklärt Bauer. Besetzt werden die Stellen in Zusammenarbeit der Kassen mit der Kammer. Es gebe zwar Gespräche, aber man würde am Anfang stehen.

Es wird knapp bei den Landärzten

"Die Zukunft der Landmedizin wird angesichts des steigenden Frauenanteils in der Medizin wesentlich davon abhängen, ob es gelingen wird, mehr Frauen für diese Tätigkeit zu gewinnen", sagt Michael Lang, Präsident von Burgenlands Ärztekammer. Wegen der besonders hohen Belastung von Landärzten sei der Spagat zwischen Beruf und Familie oft nicht zu bewältigen – auch nicht für Männer.

"Benötigt werden daher neue Bereitschaftsdienst-Modelle, eine Überarbeitung der Sprengeleinteilung im Bereitschaftsdienst und flexible Formen der ärztlichen Zusammenarbeit, die geregeltere Arbeitszeiten und damit eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erlauben."

Auf der Suche

Über die Sprengeleinteilung würden im Burgenland bereits Diskussionen laufen. Denn der Haken bei den Sprengeln ist der, dass manche Allgemeinmediziner in bestimmten Gebieten jede dritte Nacht Bereitschaftsdienste leisten müssen. Direktor Bauer: "Wir schauen uns die Modelle in Oberösterreich an, wo eine Sprengelausweitung angedacht ist."

Auch die Überlegungen in Kärnten, hier sollen unter anderem die Praxen ab 22 Uhr geschlossen werden, werde man prüfen. Hinter den Kulissen hört man, dass das oberösterreichische Modell seitens der Kammer bevorzugt wird.

Ausreichender Nachwuchs ist laut Ärztekammer nicht in Sicht.

Die Statistik definiert anders

Die Österreichische Ärztekammer versteht unter Landärzten einen Arzt, der als Allgemeinmediziner (AM) mit Kassenvertrag in einer Gemeinde mit maximal 3000 Einwohnern aktiv ist oder der als einer von maximal zwei Kassen-AM in einer Gemeinde eine Ordination betreibt. Dies trifft im Burgenland von den 143 Kassen-AM auf 118 zu. Ausgenommen sind die AM in den Bezirksvororten, wo mehr als zwei AM tätig sind. Daher gibt es im Burgenland 118 Landärzte.

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