Ernte: Warum die Erträge heuer sehr unterschiedlich sind
Die Mähdrescher sind im Mittel- und Südburgenland unterwegs, Traktoren bringen in ihren Anhängern das Getreide in die Silos. Während die Ernte im Nordburgenland weitgehend abgeschlossen ist, läuft sie in den übrigen Landesteilen gerade auf Hochtouren. Zeit, um eine erste Bilanz zu ziehen. Und diese fällt durchwachsen aus, denn die Erträge vom Ackerbau sind regional verschieden.
In manchen Regionen sind die Landwirte sehr zufrieden, in anderen weniger. „Im Norden haben wir die schlechtesten Erträge“, resümiert Werner Falb-Meixner, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer (LK) Burgenland, am Dienstag in der Domaine Pöttelsdorf (Bezirk Mattersburg).
Wenig Regen zur Blütezeit
Im gesamten Land habe die Winterfeuchtigkeit gefehlt. „Bei uns im Norden hat es zur Blütezeit kaum Niederschlag gegeben“, sagt Falb-Meixner, der selbst in Zurndorf eine Bio-Landwirtschaft betreibt.
Die Niederschlagsmenge ist im Frühjahr landesweit um bis zu 55 Prozent unter dem Schnitt der Vorjahre gelegen. Erst in der zweiten Aprilhälfte gab es ein Aufatmen: In einigen Regionen hat der Regen Kulturen vor dem Vertrocknen bewahrt.
5.000 Kilogramm pro Hektar
Knapp 59.000 Hektar Getreidefläche werden im Burgenland bewirtschaftet, der durchschnittliche Ertrag dieses Jahr liegt laut einer ersten Schätzung bei 5.000 Kilogramm pro Hektar. In manchen Gebieten sind es 2.000 Kilo, in anderen bis zu 8.000 Kilogramm pro Hektar. Während der Ertrag beispielsweise im Raum Rechnitz (Bezirk Oberwart) dieses Jahr eher schlecht sei, sei er in Güssing wiederum gut.
„Es ist ein knapp durchschnittliches Erntejahr mit einer guten Qualität", sagt LK-Präsident Nikolaus Berlakovich über den burgenlandweiten Ertrag .
Insgesamt ist der Getreideanbau im Vergleich zum Vorjahr um knapp vier Prozent gestiegen. Grund für den Flächenanstieg sei vor allem der Anbau von Wintergetreide, der sich dieses Jahr mit einem Plus von 7,3 Prozent zu Buche schlägt.
Im Gegenzug ist die Ackerfläche für das Sommergetreide um 30 Prozent geschrumpft. Dass der Flächenzuwachs etwa von Soja im Vergleich zu 2021 um acht Prozent gestiegen ist, das hänge damit zusammen, dass die Kultur wenig Dünger benötige.
Betriebe
5.800 burgenländische Betriebe bewirtschaften eine Fläche von 184.086,9 Hektar; davon sind 878 Bio-Betriebe.
Die durchschnittliche Betriebsgröße eines konventionellen Betriebes liegt bei 28,1 ha, die eines Biobetriebes bei 52,3 ha (Quelle: Land Burgenland)
Anbauflächen
Auf einer Fläche von knapp 59.000 Hektar wird im Burgenland Getreide angebaut
Etwa 7.200 Hektar sind Rebflächen.
Mehr Flächen für Soja
Bei den Ölsaaten ist ein wiederum ein Anstieg von Winterraps und Soja zu verzeichnen. Dass der Flächenzuwachs von Soja im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent gestiegen ist, das hänge damit zusammen, dass die Kultur wenig Betriebsmittel – sprich Dünger – benötige.
Während es im Osten heuer sehr trocken gewesen ist, haben andere Bundesländer wie etwa Oberösterreich weniger mit Trockenheit zu kämpfen gehabt, sagt Falb-Meixner. Das wurde am Dienstag in der Domaine Pöttesldorf besprochen.
Erntegespräch mit allen Playern
Auf Einladung der Burgenländischen Landwirtschaftskammer fand mit Vertretern der Agrarmarkt Austria, des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Bio Austria Burgenland, der Lagerhäuser, dem Landesproduktenhandel, der RWA Raiffeisen Ware Austria AG und der Land- und Forstbetriebe Österreichs das Erntegespräch statt. Gemeinsam wurden die bisherigen Ernteergebnisse analysiert und die heurigen Ernteerwartungen sowie Herausforderungen im Ackerbau für das Burgenland und auch Österreich diskutiert.
"Klimawandel umgehen"
Um mit dem Klimawandel generell umgehen zu können, brauche es geeignete Kulturen, auf die Böden abgestimmte Fruchtfolgen und eine wassersparende Bearbeitung der Felder, sagt Falb-Meixner. Landschaftsstrukturen wie Hecken und Rückhaltebecken sieht er als Teil der Lösung, denn sie hielten mehr Wasser in der Landschaft. „Dazu wird es künftig auch notwendig sein, die Trockengebiete mit Wasser anzureichern.“
Gute Prognose für den Wein
100 Hektar Rebfläche bewirtschaftet die Domaine Pöttelsdorf. Geschäftsführer Thomas Schandl ist optimistisch, was die Lese im Herbst betrifft - auch wenn er mit einem nicht allzu großen Ertrag rechnet. "Wir hatten im Frühjahr leichten Frost", sagt Schandl und auch im Weinbau sei die Trockenheit zu spüren. Trotzdem seien die Winzer zufrieden. Auch während der Coronakrise sei die Nachfrage nach den Weinen der Domaine Pöttelsdorf seine sehr gute gewesen. Verkauft wird an die Gastronomie und an den Lebensmittelhandel, wo der Betrieb mit jeweils mit einer unterschiedlichen Produktpalette vertreten ist.www.domaine-poettelsdorf.at
"Green Deal erneuern"
Neben den klimatischen Veränderung stehen die Landwirte auch noch vor anderen Herausforderungen. Die Selbstversorgung mit regionalen Lebensmitteln werde seit dem Ukrainekrieg sehr intensiv diskutiert, sagt Berlakovich. „Die Ukraine ist ein wichtiger Getreideexporteur. Ganz Nordafrika und andere Länder in der Welt sind abhängig von diesem Getreide. Fällt die Ukraine aus, so könnte die EU diese Regionen mit lebensnotwendigen Getreide versorgen."
Berlakovich fordert, dass der Green Deal adaptiert werden müsse. "Die EU muss dafür sorgen, dass Europa aus humanitären Gründen mehr Lebensmittel produziert."
Durch die Inflation sind auch die Kosten für Produktions- und Betriebsmittel gestiegen. Um die Bauern zu entlasten, wurde das Versorgungssicherungspaket des Bundes beschlossen: "Es hilft unseren Bauern wettbewerbsfähig zu bleiben und auch weiterhin genügend Lebensmittel für die Gesellschaft zu produzieren“, erklärt Berlakovich.
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