„Gedenken darf nicht in formelhafter Rückschau erstarren“, betont Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Es müsse „ein starkes Bollwerk gegen jede Form von Extremismus“ bilden. Gemeinden, Vereine und Kulturbetriebe tragen diese Haltung mit. Ihr Engagement sei, so Doskozil, „ein bedeutender Beitrag für unsere Gemeinschaft“.
„Sichtbar machen“
Ein zentrales Projekt ist auch das neue Buch „Sichtbar machen“ von Historiker Herbert Brettl. Es dokumentiert Orte des Gedenkens im Burgenland – von Mahnmälern über Gedenktafeln bis hin zu Straßennamen, die an Jüdinnen und Juden, politische Gegner des NS-Regimes, Vertriebene und Ermordete erinnern. Das Buch versteht sich als Einladung, Geschichte lokal zu verankern. Jede Gemeinde erhält ein Exemplar – als Anerkennung für bestehende Initiativen und als Anstoß für neue.
Wie komplex Erinnerung sein kann, zeigt die Ausstellung „Dunkle Zeiten. Von Tätern und Gerechten“ auf der Friedensburg Schlaining. Sie läuft seit 2022 und erzählt burgenländische Biografien von Mitläufern, Profiteuren, Tätern – und von jenen, die sich dem System widersetzten. Die Perspektiven machen deutlich, wie Ausgrenzung und Gewalt funktionierten. Zugleich regen sie zur Auseinandersetzung mit heutiger Haltung an: Wo beginnt Verantwortung? Und wie lässt sie sich leben?
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Synagoge Kobersdorf. Seit 2022 wird sie als Kultur- und Bildungszentrum genutzt. Dort findet am 25. und 26. Juni das internationale Symposium „Der schwierige Weg zurück“ statt. Historiker und Zeitzeugen aus dem In- und Ausland widmen sich der Frage, wie jüdisches Leben nach 1945 wieder Fuß fasste – oder eben nicht. Im Fokus stehen Rückkehr, Entwurzelung, die Suche nach Heimat, auch im Burgenland.
Das Symposium ist öffentlich zugänglich und soll, wie das gesamte Gedenkjahr, eine breite Auseinandersetzung fördern – über Vergangenheit, Verantwortung und demokratische Wachsamkeit.
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