Erbitterter Rechtsstreit um das Kastell von Sulz

Die Zeiten, als Gerhard Jandrisevits und Sigurd Hochfellner bei einem „Glaserl Wein“ zusammengesessen sind und sich über die Sanierung des Sulzer Kastells ausgetauscht haben, sind unwiederbringlich dahin, wie’s scheint.
Denn am frühen Dienstagnachmittag sitzen einander Jandrisevits, Obmann des Kastellvereins, und Kastelleigentümer Hochfellner in Saal 5 des Landesgerichts Eisenstadt als Kläger und Beklagter in einem Zivilprozess gegenüber.
Der Verein hat das um 1800 für Gräfin Judith Festetics von Tolna errichtete Kastell 2018 um wohlfeile 15.000 Euro an Psychiater Hochfellner verkauft, will den Deal jetzt aber rückabwickeln. Denn, so der Vorwurf, Hochfellner habe wesentliche Teile des Vertrags nicht erfüllt, nämlich das unter Denkmalschutz stehende historische Bauwerk der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und dort ein Café einzurichten.
Mehr noch: Der von Dieter Heine und Stephanie Pendl vertretene Kastellverein vermutet, der Käufer habe „bewusst getäuscht“ und verweist auf einen angeblich ähnlich gelagerten Fall in Kärnten.
Das quittiert Hochfellner mit einer Warnung an den gegnerischen Anwalt: „Passen Sie auf, was Sie sagen.“ Im Übrigen denkt er nicht daran, das Objekt im Südburgenland wieder abzugeben. Ja er empfindet es als „Frechheit“, dass der Kastellverein, der es über Jahrzehnte nicht geschafft habe, das Gebäude zu sanieren, jetzt wieder Eigentümer werden wolle.
Der Vorschlag des 65-jährigen Mediziners: Der Kastellverein solle die Klage zurückziehen und mit ihm gemeinsam bei der Revitalisierung „an einem Strang ziehen“. In etwa sechs Jahren könne das Kastell dann so gut dastehen „wie ein durchschnittliches österreichisches Landschloss“, glaubt Hochfellner.
„Viel Emotion dabei“
Vereinsboss Jandrisevits kann freilich „nicht mehr daran glauben“, dass mit Hochfellner noch ein Pakt möglich sei.

Gerhard Jandrisevits, Obmann des Kastellvereins Sulz
Selbst Hochfellners Anwalt Andreas Ladstätter muss öfter dämpfend auf seinen Mandanten einwirken: Wenn er sich schon äußere, solle Hochfellner doch bitte nicht gleich mit einem Vorwurf gegen den Verein anfangen, rät Ladstätter.
Ob der Zerrüttung zwischen den Parteien muss die Richterin die Hoffnung auf einen Vergleich bald aufgeben: „Da ist viel Emotion dabei“, sagt sie, ehe sie den weiteren Prozessfahrplan bekannt gibt.
Am 25. November geht es weiter, befragt werden sollen neben Jandrisevits und Hochfellner auch der Sulzer Bürgermeister und ein Ortschef aus Kärnten. Anwalt Ladstätter lehnt das ab, weil die Kärntner Causa nichts mit Sulz zu tun habe – was Heine anders sieht: „Es geht um ein Muster.“
Womöglich muss auch ein Sachverständiger beigezogen werden, um den Wert des Kastells und die seit 2018 erfolgten Sanierungsschritte festzustellen. „Der Prozess ist nicht morgen abgeschlossen, auch nicht in einem halben Jahr“, sagt die Richterin.
Kommentare