Ein Kaplan mit starken Muskeln

Ein Kaplan mit starken Muskeln
Thorsten M. Carich studierte vorerst Handelswissenschaften. Dann entschloss er sich Priester zu werden. Jetzt feierte der begnadete Body-Builder seine Primiz.

Thorsten M. Carich ist ein Mann im besten Alter. 31 Jahre ist er jung. Eine Karriere hätte er sowohl als Manager in der Privatwirtschaft (studierte vorerst Handelswissenschaften) als auch als Profifußballer (spielte mit Martin Stranzl in einem Team) machen können. Doch der Trausdorfer hat sich zu völlig Konträrem entschieden. Er feierte am Samstag in seiner Heimatgemeinde seine Primiz.

Auf den ersten Blick wirkte der 31-Jährige einen Tag vor seinem großen Fest ruhig und gelassen; auf den zweiten merkt man dann doch, dass diese Zeremonie nicht spurlos an ihm vorübergeht. „Doch jetzt“, so Carich „habe ich alles beieinander“. Mit beieinander meint er den goldenen Kelch, das Primizgewand und die innere Ruhe für die Feier.

Wie kommt ein junger Mensch dazu Priester zu werden? Das bleibe ein Stück Geheimnis. „Mit 22, 23 Jahren habe ich eine starke Unruhe im Innersten des Herzens gemerkt.“ Und dann sei es doch eine „spontane Entscheidung“ gewesen, Priester zu werden. Doch Jahre zuvor habe er eine Phase gehabt, wo „ich mit der Kirche nicht viel zu tun gehabt habe“. Das sei ein Phänomen seiner Zeit gewesen. „Wie halt viele junge Menschen das haben.“

Spannung

Zu Pfarrer Helmut Schüller, der so genannte Rebell in der katholischen Kirche, Mitbegründer der Pfarrerinitiative, die zum Ungehorsam gegenüber Rom aufrief, sagt der Jungpriester: „Ich denke es ist natürlich, dass die römisch-katholische Kirche die Spannung zwischen Einheit und Vielfalt spürt und die Diskussion darüber ist dieser Spannung ausgesetzt.“ Er wisse nicht, ob die Vorschläge, die Pfarrer Schüller bietet, „wirklich die Lösung sind“. Die katholische Kirche habe in ihrer Geschichte Krisenzeiten zu überstehen gehabt und „sie hat es auch überstanden“.

Ostkirche

Thorsten M. Carich ist ein Freund der Spiritualität, „die sich nicht einfach definieren lässt“. Alkohol trinkt er „sehr moderat, und wenn einen Roten“. Seine Diplomarbeit handelt von der mystischen Theologie der Ostkirche. Er war 50 Tage in einem russisch-orthodoxen Kloster und „das war eine sehr prägende Erfahrung“. Es sei ein Zugang der Orthodoxie zur Liturgie, zur Spiritualität gewesen. „Eine geistig mystische Tiefe, die im Westen noch nicht so ankommt.“ Ob der begnadete Body-Builder (er macht drei bis vier Trainingseinheiten zu je 90 Minuten pro Woche) sich in ein Kloster zurückziehen könnte, dieser Gedanke sei „schon einmal da gewesen“. Der ehemalige Austria-Wien Fan sieht jetzt auf jeden Fall seine Mission in Großpetersdorf, wo er als Kaplan tätig sein wird.

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