Draßmarkter Wallfahrt: Seit 254 Jahren auf dem Weg nach Pinggau

Die "Freundschaftslinde"
von Josef Lang
Eine außergewöhnlich lange Tradition verbindet Draßmarkt im Mittelburgenland mit Pinggau in der Steiermark: Seit 1771 pilgern Gläubige jedes Jahr vom 7. bis 9. September rund 40 Kilometer zu Fuß nach Maria Hasel in Pinggau. Damit gilt die Draßmarkter Wallfahrt als die älteste durchgehende Gemeindewallfahrt dorthin – auch die beiden Weltkriege unterbrachen sie nicht.
Grundlage der Partnerschaft zwischen den Gemeinden, die 1994 offiziell besiegelt wurde, ist diese Wallfahrt. Sie geht auf eine Viehseuche zurück, die im 18. Jahrhundert große Not brachte.
Im Mirakelbuch von Pinggau ist 1772 festgehalten, dass über 100 Menschen aus Draßmarkt nach überstandener Krankheit nach Maria Hasel kamen, um Dank zu sagen. Seither kehrt die Gemeinde jedes Jahr wieder.
Wasser soll Heilkraft besitzen
Das Ziel ist die Pfarrkirche Pinggau mit ihrem gotischen Vesperbild aus dem Jahr 1520, das im Volksmund "Maria Hasel" genannt wird. Auch die nahe Brunnenkapelle, deren Wasser der Überlieferung nach Heilungen bewirkt haben soll, ist fester Bestandteil. Im Mirakelbuch werden zwischen 1684 und 1781 über 200 Gebetserhörungen erwähnt, viele davon auch von Gläubigen aus dem heutigen Burgenland.
Die dreitägige Pilgerreise beginnt mit einem Gottesdienst in Draßmarkt. Die Route führt über Weingraben und Karl nach Kirchschlag, weiter über den Seiser nach Maierhöfen und Hochneukirchen, wo eine Mittagsrast eingelegt wird.
Mehrere Stationen auf dem Weg
Stationen sind auch Hattmannsdorf, Gschaidt und Götzendorf, ehe die Pilger in Pinggau einziehen. Dort stehen am 8. September das Hochamt, ein Kreuzweg sowie eine feierliche Lichterprozession im Mittelpunkt. Am dritten Tag erfolgt die Rückkehr nach Draßmarkt, wo die Pilger vom Ortspfarrer empfangen werden.
War die Teilnahme früher besonders für Erstkommunionkinder fast verpflichtend, so nehmen heute Gläubige aller Generationen freiwillig teil. Neben der religiösen Bedeutung ist die Wallfahrt auch ein starkes Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt.
Eine Linde als Zeichen der Freundschaft
Als sichtbares Zeichen der Freundschaft pflanzten die Volksschulen beider Orte 2003 gemeinsam eine "Freundschaftslinde" vor der Schule in Pinggau. Bis heute nehmen zahlreiche Gläubige an der Wallfahrt teil, die seit mehr als zweieinhalb Jahrhunderten zwei Gemeinden miteinander verbindet.
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