Wallfahrt mit Geschichte: Heiliger Oswald, schütz unser Vieh

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Die Oswaldi-Kapelle soll schon seit 1671 bestehen. Rund um den Heiligen Oswald ranken sich viele Geschichten.

Von Josef Lang

Am 5. August, Geburtstag des Hl. Oswald, marschieren und fahren viele burgenländische und auch Pilger aus der Buckligen Welt in die kleine Gemeinde Karl. Aus dem rund acht Kilometer entfernten Unterrabnitz ziehen die Pilger schon in der Früh los, wenig später kommen Wanderfreudige aus Schwendgraben dazu – mit Pilgern aus dem nahen Lembach und Draßmarkt sowie sonstigen Oswaldi-Freunden wird bei der Oswaldi-Kapelle in Karl ein Festgottesdienst im Freien gefeiert.

Dieses Heiligtum soll schon seit 1671 bestehen; Wallfahrten der Orte Unterrabnitz, Schwendgraben, Draßmarkt und Lembach zur Oswaldi-Kapelle sind ab 1723 bekannt. 

Die jetzige Bauform der Oswaldi-Kapelle stammt aus dem Jahr 1914. Von den drei Linden, gesetzt zur Zeit des Ersten Weltkrieges, ist noch eine erhalten. Aus Unterrabnitz stammt ein eigenes „Wallfahrerlied“: eine von Pfarrer Sallaberger (wirkte von 1926-1938 in Oberrabnitz und Karl) verfasste „Oswaldi-Litanei“ befindet sich im Tabernakel der Kapelle.

Der Hl. Oswald (605 – 642) ist einer der 14 Nothelfer, gilt als Patron der Schnitter und Heiratsvermittler und ist besonders als Viehpatron bekannt. Es ist anzunehmen, dass in der Region aufgetretene Viehseuchen mit Fürbitten zum Hl. Oswald beendet oder abgewendet worden waren.

Schmuggel über die Grenze

Eine weitere Erklärung der Oswaldi-Verehrung könnte die Danksagung für gelungene „Vieh-Schmuggel“ sein. Bewohner der Rabnitztal-Orte waren früher oft am „nicht offiziellen“ Viehverkauf von Ungarn nach Österreich involviert. Um die Steuer oder Maut zu umgehen, trieb man Vieh in einen Stadl neben der Geißmühle an der Rabnitz. Von dort aus könnte es weiter über den heute noch bekannten „Mautsteg“ zwischen Weingraben und Kaisersdorf gegangen sein.

Die Dankbarkeit für den damals gelungenen Schmuggel drückt sich also wohl bis heute in der Fußwallfahrt aus. Landeshistoriker Harald Prickler erwähnte einmal den „erfolgreichen Erzschwärzer“ (alter Ausdruck für Schmuggler) Maxl Janaschitz aus Weingraben, der um 1700 mehr als 5.000 Liter Wein nach NÖ geschmuggelt haben soll.

Auf ihrem Weg singen die Pilger auch das Oswaldi-Lied (1. Strophe): Krankheit, Hunger, Pest fort treibe weit von uns und unser Vieh, dass schädlich´s bei uns nicht bleibe, wir demütigst bitten dich. O großer Mann, ach hör uns an, sei uns gnädiger Schutzpatron...Josef Lang

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