„Ich hätte heute morgen nicht daran gedacht, jetzt unter diesen Umständen vor Ihnen zu stehen“, begann der bald 53-jährige Doskozil knapp vor 17 Uhr sein kurzes Pressestatement in der Eisenstädter SPÖ-Landesparteizentrale.
Der gefasst wirkende Landeshauptmann bezeichnete das Abstimmungsdebakel zwar als „Tiefpunkt für die österreichische Sozialdemokratie“, er wollte aber dennoch „nicht mit dem Finger auf einzelne Personen zeigen“. Es könnten „tagtäglich Fehler passieren“, meinte Doskozil generös. Dass sie bei „einer so wichtigen Wahl passiert sind“, sei natürlich bitter. „Es ist schon passiert und vorbei. Jetzt muss man damit umgehen“, betonte Doskozil.
Wie er damit umzugehen gedenkt?
Erstens sei das nun korrigierte Wahlergebnis „unbestritten so zur Kenntnis zu nehmen“, sagte er, und gratuliere seinem Kontrahenten Andreas Babler „zum Gewinn der Wahl und zum Vorsitz in der Bundespartei recht herzlich“.
Zweitens ist Doskozil „dagegen“, den Parteitag wegen dieser kapitalen Panne zu wiederholen. Denn „es muss jetzt einmal Schluss sein“.
Und drittens stellte der frühere Verteidigungsminister fest – und da vermeinte man doch Bitterkeit herauszuhören –, dass damit für ihn „das Kapitel Bundespolitik ein für alle Mal abgeschlossen ist“. Im selben Atemzug kündigte Doskozil aber auch an, vom Burgenland aus „alles zu tun“, damit die Partei wieder geeint werde und die nächsten Nationalratswahlen gewonnen werden.
Was das genau heißt, blieb aber etwas vage. Der Wahlverlierer aus dem Burgenland appellierte an alle, die ihn unterstützt haben, „in dieser emotionalen Situation nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern umso mehr für eine geeinte Sozialdemokratie aufzustehen“. Was eine künftige Zusammenarbeit mit dem neuen Parteichef Babler betrifft, erwartet Doskozil das eine oder andere Gespräch, verwies aber auch auf die unterschiedlichen inhaltlichen Positionen der beiden Lager.
"Absolute im Burgenland"
Dass Doskozil, der sich unter Pamela Rendi-Wagners Vorsitz aus den Gremien der Bundespartei zurückgezogen hatte, unter Babler zurückkehrt, war am Montag in Eisenstadt nicht zu hören. Doskozil: „Es braucht keinen Zweiten, der vielleicht Bundesparteivorsitzender geworden wäre, der hier mitmischt.“
Der KURIER wollte von Doskozil wissen, ob ihn diese Berg- und Talfahrt innerhalb von 48 Stunden so sehr geknickt habe, dass seine Motivation für die Politik generell leide – Anfang 2025 finden die nächsten Landtagswahlen im Burgenland statt. Die Antwort des Landeshauptmanns war alles andere als resignativ: Es gelte im Burgenland wieder zu beweisen, dass die SPÖ die absolute Mehrheit holen könne. Danach werde auch die sozialdemokratische Politik im Burgenland ausgerichtet, ließ Doskozil keinen Zweifel daran, dass er an seinem burgenländischen Weg mit Mindestlohn, gemeinnütziger Pflege und sozialem Wohnbau festhalten will.
"Kann nur besser werden"
Doskozil wollte sich am Montag zwar noch nicht definitiv festlegen, ob er 2025 wieder als Spitzenkandidat in die Landtagswahl geht, denn ein Politiker müsse sich „immer hinterfragen, ob er die Partei noch trägt“, wiederholte er ein oft gehörtes Credo. Aber davon gehen in der burgenländischen SPÖ wohl fast alle aus.
Und die Bundespartei? „Es wird genug Häme und Spott geben, aber das müssen wir uns gefallen lassen“, sagte Doskozil seufzend. Aber es werde „wieder schönere Zeiten für die Sozialdemokratie geben. Es kann nur besser werden“.
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