Dass SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner sehnsüchtig auf die Auslieferung des Werks ihres schärfsten innerparteilichen Kritikers wartet, darf dennoch bezweifelt werden.
Doskozil will nicht nur seine politische Agenda vom Mindestlohn bis zum starken Staat zwischen zwei Buchdeckel packen, sondern dem Publikum auch Einblicke in Privates gewähren.
Möglicherweise denkt der Südburgenländer bei seinem Unterfangen auch an einen großen Norddeutschen: Die Biografie des früheren deutschen SPD-Kanzlers Helmut Schmidt habe er mehrmals gelesen, erzählte Doskozil vor Jahren in einem Interview. Sein damaliger Lektüre-Sukkus: Politiker sollten nicht vergessen, dass sie den Menschen dienen und über den Tellerrand schauen.
Wie viele andere Spitzenpolitiker verfasst Doskozil seine Biografie nicht ganz allein im stillen Kämmerlein, sondern holt sich für die flotte Schreibe Unterstützung von außen. (Über Doskozils Vorgänger Hans Niessl etwa gibt es aus dem Jahr 2010 eine Biografie in Form eines 260 Seiten langen Interviews, das ein ehemaliger TV-Journalist und ein früherer SPÖ-Geschäftsführer geführt haben).
Der gelernte Polizist und Jurist Doskozil, der in seinem Büro im Eisenstädter Landhaus auf einen Schreibtisch verzichtet und seine Budgetreden im Landtag nicht vom Blatt abliest, sondern beinahe extemporiert, ist eher ein Mann des schnellen Wortes denn der elaborierten Schrift. Wer Doskozil schreiberisch zur Hand geht, wird derzeit aber nicht verraten, das gilt auch für den Verlag, in dem das Buch erscheinen soll. Margaretha Kopeinig ist jedenfalls nicht die Ghostwriterin. Die frühere KURIER-Journalistin und renommierte Autorin hat bereits 2017, als Doskozil noch Verteidigungsminister der rot-schwarzen Bundesregierung war, unter dem Titel „Sicherheit neu denken“ eine Biografie im Verlag Kremayr & Scheriau verfasst.
Man darf gespannt sein, was diesmal neu gedacht wird.
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