"Die Welle" in burgenländischer NMS: Eltern rügen Schule

„Die Welle“ wurde auch verfilmt. Die Zurndorfer Schüler spielten Geschichte nach
Nicht mit allen Kindern gesprochen, Elternvertreter ortet Überreaktion der Lehrer.

Kritik am Umgang mit den Vorfällen um den Film „Die Welle“ in der Neuen Mittelschule Zurndorf im Burgenland kommt nun von Eltern. „Für mich hat da die Schule versagt“, sagt Johannes Meixner, Vorstandsmitglied des Elternvereins.

Wie der KURIER berichtete, hatten Schüler einer 4. Klasse den Film über ein aus dem Ruder gelaufenes Experiment an einer US-Highschool rund um das NS-Regime nach der Vorführung in den Pausen nachgespielt. Während im Gymnastikraum manche Schüler SS-Offiziere mimten, mussten andere die Rolle der Juden übernehmen. Ein knapp 15-Jähriger spielte den „Führer“ mit eigenem Gruß. Die Vorgänge wurden auch gefilmt.

Die Kinder hätten Material gesehen, mit dem sie nicht umgehen konnten. Und der Film sei mangelhaft aufgearbeitet worden, sagt Meixner, dessen Sohn in die betroffene Klasse ging, an den Spielen aber nicht beteiligt gewesen sein soll. Dass die stellvertretende Direktorin nach Auffliegen Anzeige erstattete – was ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Eisenstadt wegen NS-Wiederbetätigung nach sich zog – bezeichnet der Zurndorfer als „überreagiert“. Faschistische Tendenzen hätte er bei den Kindern nicht bemerkt. „Der Elternverein hätte früher eingebunden werden sollen.“

Mit ihrem Wunsch nach einem Elternabend für alle sei auch sie abgeblitzt, meint Carmen I., deren Tochter in die Parallelklasse ging und Zeugin der Spiele wurde. Laut I. hätten mehrere Kinder beschlossen, das Treiben zu filmen, um den Lehrern zeigen zu können, was vor sich ging. „Das beschäftigt sie bis heute“, sagt sie. Mit diesen Kindern sei seitens der Schule aber nie gesprochen worden.

Mehr Prävention

Dass der Film „Die Welle“ in den burgenländischen Schulen gestoppt wurde, ist für Bundesschulsprecher Harald Zierfuß zu wenig. Offenbar habe es an der Schule schon zuvor Probleme mit einem der Schüler gegeben. „Ich glaube nicht, dass ein Film allein diese Auswirkung hat.“ Es brauche mehr Gewaltprävention und Hilfe, die man den Lehrern bei Konflikten zur Seite stellt.

Der Rechtsbeistand eines Schülers, gegen den ermittelt wird, wartet seit Wochen auf den Abschlussbericht der Polizei bzw. den Beschluss der Anklagebehörde über die Einstellung des Verfahrens oder andere Maßnahmen. Rechtsanwalt Andreas Schweitzer rechnet mit einer Entscheidung, „die nicht zum Nachteil der Schüler gereichen wird“. Denkbar ist die Weisung, das Thema gründlich aufzuarbeiten oder einen gemeinnützigen Einsatz zu leisten.

Weltweites Echo bis England und Israel

KURIER-Artikel über NS-Verfahren gegen Schüler vielfach zitiert

Die Artikel-Serie im KURIER über das NS-Verfahren gegen Schüler der Neuen Mittelschule Zurndorf, die in den Pausen den Film „Die Welle“ nachgespielt hatten, sorgt weltweit für enormes mediales Echo. Von der Stuttgarter Zeitung über Focus-Online und spiegel.de bis zum Internet-Auftritt der Dailymail in Großbritannien und der Times of Israel reichen die Berichte über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen „propagandistischer Verherrlichung von NS-Symbolen“ gegen 14-jährige Buben, bei denen der Film  offenbar falsch angekommen ist.

"Die Welle" in burgenländischer NMS: Eltern rügen Schule

„Die Lehrerin ging davon aus, dass sie das Thema verstanden hatten“, schreibt Spiegel online am Donnerstag unter Berufung auf den KURIER

„Die Lehrer wollten den Schülern das aus dem Ruder gelaufene Faschismus-Experiment nahebringen, aber statt Abscheu hat es bei ihnen mehr Begeisterung hervorgerufen als angenommen“, schreibt etwa die Dailymail .

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