Wasserrettung am Neusiedler See: "Dann müssen wir schwimmen"

Die Freiwilligen der Wasserrettung Burgenland trainieren auch immer wieder für den Ernstfall.
Ein Notruf setzt die Einsatzkräfte am Neufelder See in höchste Alarmbereitschaft. Zwei Männer (60 und 45 Jahre) sind aufgrund eines technischen Problems beim Auftauchen aus dem bis zu 24 Meter tiefen Gewässer in eine Notlage geraten. Auch die Wasserrettung ist im Einsatz. Die Verletzten werden in die Druckkammer ins Universitätsklinikum Graz gebracht.
Das war Anfang April der erste schwere Unfall, zu dem die Wasserrettung Burgenland heuer gerufen wurden.
Der Neufelder See gilt als Hotspots für Taucher in Ostösterreich, das Interesse an der Sportart ist groß. Etwa 150 Taucher kommen pro Tag hierher, die Zahl der Unfälle in den vergangenen Jahren ist konstant, sagt Stefan Ferschich, Leiter der Wasserrettung Burgenland.
Generell sind Einsätze für die rund 500 ehrenamtlichen Mitglieder der Wasserrettung mit den Standorten Oggau, Pöttsching und Jennersdorf in den vergangenen zwei Jahren seltener geworden. Dafür mussten die Feuerwehren öfter am Neusiedler See ausrücken, etwa aufgrund von Bootsbergungen, denn „in den letzten 20 Jahren sind die Boote immer größer geworden“.
Bei dem niedriegen Wasserspiegel – er liegt bei 115,26 Meter über Adria (Stand: Sonntag) – kann es für Boote mit großem Tiefgang problematisch werden. Surfer und Kiter haben damit aber keine Probleme.
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Einsätze
Im Vorjahr gab es drei Personenrettungen durch die Wasserrettung im Burgenland, 19 Mal gab es größere Erste Hilfe Einsätze
Überwachung
Insgesamt gab es für die Wasserretter 86 Bäderüberwachungstage, zudem wurden elf Veranstaltungen im und am Wasser überwacht
4.949 Einsatzstunden
wurden von den rund 500 Freiwilligen geleistet
Der Verband steht ob der Entwicklung vor neuen Herausforderungen. Immer wieder gibt es Schulungen, auch für die Schiffsführer, die viel Fingerspitzengefühl benötigen. Auch wenn der Pegel durch die jüngsten Regenfälle gestiegen ist, kann es passieren, dass es für die Rettungsboote kein Fortkommen mehr gibt.
Ist das Wasser zu niedrig, muss ein Hubschrauber her
„Wir haben vor vier Jahren ein neues Rettungsboot mit wenig Tiefgang von 45 Zentimeter bekommen, beim momentanen Wasserstand können wir derzeit damit ausrücken.“ Ist das nicht mehr möglich, müssen die Retter zum Einsatzort schwimmen. Im Notfall, wenn kein Boot mehr fahren kann, müsste ein Hubschrauber angefordert werden.

„Besonders eklatant“ sei am Neusiedler See die Wasserverfrachtung, erklärt Markus Halwax, Leiter der Landessicherheitszentrale. Da könne es bei starkem Windgang passieren, dass an einem Ufer viel und am anderen fast gar kein Wasser ist.
Um den Rettungskräften auch bei niedrigem Wasserstand den Zugang zu ermöglichen – und auch für die Schilfbewirtschaftung – will das Land nun spezielle Fortbewegungsmittel anschaffen, einer „Art Amphibienfahrzeug. Von der Stange gibts die nicht“, sagt Halwax: Die Fahrzeuge sollen nun für die speziellen Bedürfnisse am See adaptiert werden.
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