Die letzten Geheimnisse des Neusiedler Sees

Die letzten Geheimnisse des Neusiedler Sees
Wie viel Schlamm bzw. Wasser beinhaltet der größte Steppensee Mitteleuropas? Diese Fragen sollen in zweieinhalb Jahren beantwortet werden.

Als vor mehr als 40 bzw. 20 Jahren der Neusiedler See ver- und gemessen wurde, war man sich einig: Alles Okay, wir sind mit den Daten zufrieden, wir wissen wie groß der größte Steppensee Mitteleuropas ist, wir wissen auch wie viele Kubikmeter Wasser er beinhaltet und wir wissen nicht, wie viel Schlamm sich darin befindet. Doch heute schaut die Welt ganz anders aus. Man ist mit den alten Informationen nicht mehr glücklich und hat deshalb um knapp eine Million Euro - unterstützt zu 85 Prozent aus EU-EFRE Mittel - das Projekt Genesee in Auftrag gegeben, das die "letzten Geheimnisse des Neusiedler Sees", so Helmut Rojacz von der Wasserabteilung der burgenländischen Landesregierung, erforschen soll.
"Mister Neusiedler See" (©Landesrat Liegenfeld) Rojacz zeigt sich "schlichtweg" enthusiastisch über die zu erwartenden Ergebnisse der Studie, die spätestens im April 2014 fertig sein soll. Spezielle Verfahren wie die sogenannte Echolot Messung werden angewendet. Echolot ist ein Verfahren, wobei alle 100 Meter quer und alle 500 Meter längs sukzessive insgesamt mehr als 2000 Kilometer Wasser abgefahren und Schlamm gemessen werden.

Für die Wissenschaftler eine "sehr spannende" Arbeit, wie Volker Böder von der HafenCity Universität Hamburg meint. Man habe nämlich in der Vorbereitung nicht gewusst, ob es überhaupt möglich sei in einem derart seichten Gewässer diese Messungen durchführen zu können. "Man kann." Die Messungen wurden bereits zu 70 Prozent abgeschlossen. Vordergründiges könne man derzeit noch nicht sagen. Auch keine Hochrechnungen können angestellt werden, so Böder. Nur soviel: Der Neusiedler See ist nicht durchwegs mit Schlamm sedimentiert.

Mehr Schilf als Wasser

Da die Fläche des Neusiedler Sees mehr Schilf als Wasser beträgt (185 zu 140 ) wird auch dieses Areal mit einem eigene Verfahren vermessen, das weit schwieriger sei als das Echolotverfahren, weil es händisch durchgeführt wird. Etwa fünf Minuten brauche man für einen Forschungsvorgang, so Professor Erwin Heine von der Boku in Wien. Eines weiß man aber bereits jetzt: Die gesamte österreichische Weinproduktion mache weniger aus als einen Millimeter des Seewasserstandes, so Helmut Rojacz. Und eines weiß Alois Herzog von der Biologischen Station Illmitz auch noch. „Der Neusiedler See kann wieder austrocknen, das ist nicht ausgeschlossen.“

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