Die finanzielle Lage der burgenländischen Jugend

Volljährig wird man mit 18 Jahren – aber erwachsen? Diese Frage hat UNIQA in einer Finanzvorsorge-Studie für das Jahr 2024 genauer untersucht. Im Burgenland zeigt sich: Für junge Menschen ist das Gefühl, erwachsen zu sein, stark mit finanzieller Unabhängigkeit verbunden.
Während österreichweit knapp die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen sagt, dass der Auszug aus dem Elternhaus oder die finanzielle Eigenständigkeit entscheidend sind, liegt diese Ansicht im Burgenland bei 53 Prozent.
"Je früher Verantwortung für die eigene finanzielle Zukunft übernommen wird, desto besser", sagt Herbert Kaiser, Landesdirektor von UNIQA Burgenland. Für ihn ist finanzielle Bildung der Schlüssel: "Wir möchten junge Erwachsene frühzeitig ermutigen und unterstützen, ihr Leben selbstständig zu gestalten."
Doch die Realität zeigt, dass dieser Weg oft steinig ist: Im Burgenland sagen nur 33 Prozent der jungen Menschen, dass sie sich ihr Leben komplett selbst finanzieren können – der österreichweite Schnitt liegt bei 39 Prozent. 15 Prozent der jungen Burgenländer gaben an, überhaupt nicht eigenständig zu sein – der höchste Wert aller Bundesländer.
Die Wünsche der Jugend
Die Wünsche der jungen Burgenländer sind bodenständig: Für 47 Prozent steht Schuldenfreiheit an erster Stelle. Auch der Traum vom eigenen Haus und viele Reisen (jeweils 38 Prozent) sind wichtige Ziele. Luxusgüter wie teure Kleidung, Schmuck oder Accessoires spielen kaum eine Rolle.
"Diese Werte zeigen, dass viele junge Menschen ein starkes Bewusstsein für finanzielle Sicherheit haben", sagt Herbert Kaiser. "Es ist erfreulich, dass finanzielle Vorsorge an Bedeutung gewinnt."
Tatsächlich haben sich 46 Prozent der Burgenländer bereits intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt – mehr als im österreichischen Durchschnitt. Die Studie zeigt auch, dass es große Unterschiede beim Finanzwissen gibt. Männer schätzen ihr Wissen deutlich höher ein, als Frauen. Gleichzeitig fühlen sich junge Männer sicherer bei der Auswahl und dem Vergleich von Finanzprodukten.
"Hier zeigt sich, dass alte Rollenbilder weiter eine Rolle spielen", erklärt Kaiser. Frauen übernehmen oft das tägliche Haushaltsmanagement, während Männer langfristige Finanzentscheidungen treffen. Diese Stereotypen müssen aufgebrochen werden, um gleiche Chancen zu schaffen.
Die Burgenländer setzen traditionell auf sichere Anlageformen: Zwei Drittel nutzen Sparkonten oder Sparbücher – mehr als in jedem anderen Bundesland. Bargeld (34 Prozent) und private Lebensversicherungen (36 Prozent) sind ebenfalls beliebt. Kryptowährungen, die bei jungen Männern in Österreich zunehmend gefragt sind, spielen im Burgenland kaum eine Rolle.
Die Studie zeigt klar: Junge Burgenländer streben nach Unabhängigkeit, stoßen aber oft an finanzielle Grenzen. Frauen haben größere Hürden zu überwinden, sei es durch geringere Einkommen oder fehlendes Vertrauen in ihre Finanzkompetenz.
Herbert Kaiser sieht dennoch positive Entwicklungen: "Die Bewusstseinsbildung zeigt Wirkung. Immer mehr Menschen kümmern sich um ihre finanzielle Zukunft. Doch es bleibt viel zu tun, vor allem in der Bildung und bei der Förderung von Frauen."
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