Die burgenländische Wiglwogl-Volkspartei
Als sich die ÖVP im Frühjahr – wieder einmal – mit der Suche nach einem neuen Parteichef abmühte und plötzlich vor der Qual der Wahl stand, weil neben Nationalrat Christoph Zarits auch Ollersdorfs Bürgermeister Bernd Strobl aufzeigte, obsiegte in der Partei die Feigheit vor der eigenen Courage.
Statt die Qual einer Richtungsentscheidung auf sich zu nehmen, verfiel man auf eine scheinbar schmerzlose Lösung, um eine Kampfabstimmung zu vermeiden. Der konsensorientierte Zarits wurde zum Parteichef gekürt, der angriffslustige Strobl zum Klubobmann.
Noch vor wenigen Wochen gab sich Zarits überzeugt, damit „die beste Lösung für die ÖVP und das Burgenland gefunden“ zu haben.
Ein Irrtum, wie seit wenigen Tagen offenkundig ist: Die Weigerung des Eisenstädter ÖVP-Bürgermeisters und Abgeordneten Thomas Steiner, den Misstrauensantrag von Blau-Türkis gegen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mitzutragen, hat den quälenden Richtungskampf innerhalb der ÖVP auf die öffentliche Bühne des Landtags gehoben.
Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten drückt sich die Volkspartei um eine klare Antwort auf die Gretchenfrage: „Wie hältst du’s mit den Roten?“
Türkise Gretchenfrage
Zarits’ Vorgänger Christian Sagartz musste gehen, weil er es nicht geschafft hatte, die ÖVP nach zehn Jahren endlich wieder in die Landesregierung zu bringen – vor allem der Wirtschaftsbund drängte vehement darauf. In Zarits und Steiner sieht die Unternehmerorganisation Garanten dafür, dass es beim nächsten Mal klappt.
Strobl gilt hingegen nicht nur in der SPÖ, sondern auch im Wirtschaftsbund als Gottseibeiuns, bei der Parteibasis ist der wortgewandte und gewitzte frühere Fußball-Schiri aber beliebt. Und der bullige Südburgenländer scheut auch den innerparteilichen Machtkampf nicht: Es sei „klar, wer in der ÖVP die Entscheidungen trifft“, richtete er Steiner indirekt aus.
Ein Wink auch an Zarits.
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