Die Burg sucht einen passenden Wirt
Ausstellungen, Musicals, Hochzeiten – das Programm auf der Burg Güssing war in den vergangenen Jahren vielfältig. Problematisch ist allerdings die Verköstigung, vor allem bei Hochzeiten. Denn seit 31. Oktober gibt es keine Gastronomie mehr, weil der bisherige Burgwirt Harald Schmirl „erschöpft“ von seiner Tätigkeit war und seither nur mehr den Buschenschank Mondschein betreibt.
Für Bürgermeister Vinzenz Knor (SPÖ) ist die Suche nach einem Nachfolger Sache der Burgstiftung: „Der aktuelle Stand entzieht sich meiner Kenntnis. Das ist Aufgabe der Stiftung.“
Die Suche ist ob der aktuellen Lage in der Gastronomie aber schwierig. „Es gibt noch keine Neuigkeiten. Wir finden aktuell niemanden für die Nachfolge, das wird schwierig werden“, erklärt Burgadministrator Gilbert Lang. Über den Winter wolle man ein Konzept für das Problem ausarbeiten. Die Hochzeitspaare für 2023 seien über die Lage informiert worden, dass beispielsweise eine Hochzeitstafel auf der Burg nicht möglich sein wird.
Doch Lang bleibt vorsichtig optimistisch, auch dank der Unterstützung von Burgherr Werner Unger: „Werner und ich machen das schon. Wir haben klare Vorstellungen, was wir hier haben wollen.“ Überlegt werde zum Beispiel ein externes Catering und als „Notfallplan“ eine Lösung mit Automaten.
Potenzial vorhanden
Lohnenswert sei der Betrieb eines Gastronomiebetriebes auf der Burg aber allemal, meint Burgadministrator Lang: „Mit einem Restaurant kann man hier schon Geld verdienen, so ist das nicht.“ Abschreckend seien jedoch die hohen Strompreise, der allgemeine Personalmangel und die gestiegenen Kosten beim Wareneinkauf. Dabei liefen die Geschäfte auf der Burg im heurigen Jahr gut. Während der Öffnungszeiten von 15. März bis Ende Oktober gingen rund 30 Hochzeiten über die Bühne – die Tendenz war eher steigend. Vielleicht auch, weil die Miete der Location mit einem mittleren dreistelligen Betrag nicht unbedingt hoch ist.
Im Juni 2021 ließ das Land über die Modernisierung der Burg Güssing oder stattdessen des Ausbaus des Kulturzentrums abstimmen.
Die Volksbefragung wurde in 28 Gemeinden des Bezirks Güssing durchgeführt. Schlussendlich entschieden sich 58,92 Prozent für das Kulturzentrum und nur 41,08 Prozent für ein neues Veranstaltungszentrum auf dem Burghügel. Die Wahlbeteiligung lag bei 25,77 Prozent (5.936 Stimmen).
Der Ausbau der Burg hätte Kosten von bis zu 55 Millionen Euro mit sich gebracht. Damit wäre im Burghof ein Veranstaltungszentrum mit Kultursaal sowie eine Freilufttribüne errichtet worden. „Dann wären die Pächter für das Restaurant Schlange gestanden. Das wäre die geilste Location in ganz Ostösterreich geworden“, trauert Burgadministrator Gilbert Lang der vergebenen Chance zwar nach, hat sich aber dennoch mit dem Ergebnis abgefunden.
Weniger Hochzeiten
Für das kommende Jahr hält sich der Andrang aber noch in Grenzen. „Im ganzen Bezirk gibt es nächstes Jahr eher weniger Hochzeiten. Die Leute sind in der aktuellen Zeit etwas verhaltener mit dem Feiern“, führt Lang, der auch Standesbeamter ist, aus.
Die Planungen für die meisten Eheschließungen beginnen laut Lang rund eineinhalb Jahre vor dem eigentlichen Termin. Der Trend gehe derzeit in Richtung kleinere Hochzeiten.
Historisches Ambiente
Die Burg Güssing war dafür ein beliebter Ort. Bereits seit 1157 thront die Wehranlage auf dem erloschenen Vulkan. 1524 gelangte sie schlussendlich in die Hände der Familie Battyány. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Anlage zu einer ziegelgemauerten Festung ausgebaut. Seit 1870 steht das Areal im Eigentum einer Stiftung. In den rund 20 Ausstellungsräumen werden derzeit rund 5.000 Exponate ausgestellt.
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