Der Sprecher der Detektive

Der Sprecher der Detektive
Andreas Schweitzer nimmt sich nicht nur Heiratsschwindler und Ladendiebe vor, sondern auch seine Kollegen.

Andreas Schweitzer hat ein bewegtes Leben hinter und – wahrscheinlich – auch noch vor sich. Der gelernte Diplomsportlehrer war Stuntman für TV-Serien wie RTL-Notruf, oder Mediocopter 117-Jedes Leben zählt.

Nach vielen Drehtagen dachte er sich, etwas "weniger Gas zu geben" und leitete ein Fitness-Center in Wien. "Doch dort haben mir der Reiz der Gefahr, die Spannung, das Kribbeln gefehlt." Mit einem Wort: "Das Abenteuer."

Vor zehn Jahren hatte daher Andreas Schweitzer das Metier gewechselt und wirft auf andere Dinge als auf Muskeln und Waschbrettbauch seine Augen. Er ist nämlich Detektiv und arbeitetet nach seinem Jus–Studium, das er neben seinem Job absolvierte, als Rechtsanwaltanwärter in einer dementsprechenden Kanzlei.

Berufsgruppe

Als Berufsgruppensprecher der Detektive in der Wirtschaftskammer (WK) nimmt er sich nicht nur Heiratsschwindler, Kurschatten oder Kaufhausdiebe vor, sondern auch seine Kollegen: "Es gibt viele schwarze Schafe in unserer Sparte, aber das Burgenland besteht aus weißen Westen", meint diplomatisch der gebürtige Wiener, der seit zwölf Jahren in Zurndorf lebt.

16 bis 20 beeidete Detektive gibt es im Land (österreichweit sind es 250-300), denen er "prinzipiell" nichts unterstellen möchte. "Die sind schon in Ordnung", sagt der 43-Jährige.

Doch Schweitzer möchte auf die allgemeine Lage hinweisen. Ein großer Prozentsatz in der Detektivszene seien Ex-Polizisten und ehemalige Angestellte des Bundesheeres. Ihnen würde das Verständnis für den Zivilprozess fehlen. "Sie arbeiten mit der Verhörmethode", erklärt Schweitzer "und die ist veraltert. " Heute würde man subtiler mit seinem Gegenüber umgehen: "Der darf gar nicht wissen worum es geht."

Als ein weiteres, "doch großes Problem", sieht der Detektiv das Datenschutzgesetz. "Wie geh’ ich damit um?" Hier sieht er Fehlentwicklungen bei Kollegen ("ich will sie nicht in einen Topf werfen"), die ihren Job bzw. ihr Wissen für andere "zweckdienliche" Hinweise verwenden: "Ein Detektiv ist nicht nur ein Beobachter und Informationslieferant, sondern sollte auch den Mandanten auftragsabhängig beratend zur Seite stehen." Die Betonung liege dabei auf auftragsabhängig. Dass dabei einige Dinge schief laufen, möchte er nicht abstreiten.

Um den schwarzen Schafen eine weißes Hemd überzuziehen ist Andreas Schweitzer nun bemüht in der WK einen Wifi-Kurs zu installieren. "Unser Beruf hat Zukunft." Er wird es wohl wissen, denn "über Aufträge kann ich mich nicht beklagen."

Der Sprecher der Detektive

Fallbeispiele: In flagranti gilt als Highlight in der Szene

Seit 2002 ist Andreas Schweitzer als Detektiv unterwegs. Kuriose Fälle konnte er dabei beobachten. So setzte eine Frau den Detektiv auf deren Mann an. Sie vermutete, dass er fremd gehe. Und in der Tat, so war es dann auch. Schweitzer kam dahinter und gab seine Beobachtungen weiter. Vorerst wollte die gehörnte Frau dem Detektiv nicht glauben. Das käme oft vor, dass die Auftraggeber die Wahrheit nicht vertragen, sagt Schweitzer.

Streitereien hin, Streitereien her. Heute, so erzählt der Detektiv, sind sie wieder ein Paar und haben nach der zweijährigen Observierung – mit Unterbrechungen lagen die Kosten als Pauschale bei 35.000 Euro – noch zwei Kinder in die Welt gesetzt. Der Stundenlohn eines Detektives liegt zwischen 50 und 60 Euro, ohne Kilometergeld und sonstigen Vergütungen.

Kurschatten  Anderes Beispiel: Ein Mann befürchtete, dass seine Frau einen Kurschatten habe. Also was war zu tun? Andreas Schweitzer quartierte sich in der selben spanischen Kuranstalt ein wie die zu beobachtende Personen. Und das für zehn Tage. Für den Detektiv hörte sich die Geschichte vorerst "ganz toll" an, weil zum einen der Auftraggeber den Kuraufenthalt extra bezahlte und dieses Kurhotel mit Vier-Sterne ausgezeichnet war.

Der schlanke Haken an der Geschichte: Sieben Kilo hatte er abgenommen, "weil dieses Hotel war so gesund, dass ich jeden Tag hungrig ins Bett gekommen bin".

Übrigens: Die Dame hatte einen Kurschatten. Ein Video über ein "gemütliches Beisammensein" an der Bar reichte schlussendlich für die Scheidung. Das Honorar hatte sich deshalb nicht geändert.

In flagranti, also so wirklich jemanden im Bett beim Kuscheln und Liebhaben zu erwischen, "das passiert in den seltensten Fällen und gilt als Highlight" in der Szene. Wenn so etwas passiert und auch noch dokumentiert wird, dann gelte der Kollege als Star.

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