Der "chaotische Perfektionist" will noch schräger werden
Thomas Lehner ist ein Freund der Würmer. Was heißt hier Freund: "Sie sind meine Tausend Mitarbeiter und das 365 Tage im Jahr, ohne CO2-Ausstoß", sagt der 29-jährige Weinbauer aus Gols, der rund 8,5 Hektar Weingarten mit seinem Vater bewirtschaftet. Die Würmer würden den Boden lockern, durchmischen und dünge ihn mit Mineralstoffen und Humus. Und durch "kontrolliertes Nichtstun" habe sich die Population der Würmer um ein Vielfaches erhöht.
Keine Chemikalien
Seine Weingärten werden nicht mit Chemikalien bearbeitet. Stattdessen bieten 16 verschiedene Pflanzensorten Lebensraum für Nützlinge und Insekten und fördern den natürlichen Kreislauf und die ökologische Schädlingsbekämpfung für Zweigelt, Blaufränkisch, Merlot, Cabernet Sauvignon, St. Laurent und Pinot Noir, sagt Lehner.
"Prinzipiell" stecke der "chaotische Perfektionist" (Lehner über sich selbst) mit seiner Arbeit im Experiment, sein ganzes Leben lang.
Für manche Weinfreaks gilt Thomas Lehner als jener Mann, "der der Weinwelt zeigt, wo es lang geht", sagt etwa Peter Datlinger, Augenarzt in Mattersburg und in der medizinischen Forschung tätig. Auch Adi Werner vom Fünf-Sterne Hotel Hospiz am Arlberg kommt ins Schwärmen über Lehners Weine. "Die Weißweine sind super. Sie werden von unseren Gästen sehr gefragt." Lehner selbst ist sich seiner Rolle bewusst, will aber "jetzt mehr nach links und rechts" schauen. Er gibt seine viel-diskutierten panAroma-Etiketten auf ("die potthässlichsten der Welt"). Die Händler sind gegen die Etiketten, die Freaks allerdings dafür. "Es wurde schon mehr über die Etiketten diskutiert als über den Wein selbst."
Gezwungenermaßen
Es tue ihm leid, dass man die Philosophie, die dahinter stecke, nicht versteht. Aber was soll er machen? Schließlich will er seine roten Lagenweine, die mehr als 60 Euro kosten, auch verkaufen. Er muss sich eben nach der Decke strecken.
In seiner Weinwelt gibt es nur Weine, "die die Natur macht". Wo die Trauben mit maximaler physiologischer Reife gedeihen, wo kein Schnickschnack bestimmend ist.
Schnickschnack ist Thomas Lehner fremd. Ob er sich wirklich anpassen wird im Remmidemmi der Weinzeremonien ist eher auszuschließen. Lehner: "Ich muss noch viel schräger werden."
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