Das Pub am Ende der Straße

Das Pub am Ende der Straße
Was als Racing Disc begann, gibt es heute noch: Das Jazz Pub Wiesen im Burgenland. Es feiert seinen 40. Geburtstag.

D er eine Bruder war Rennfahrer in der Formel V, der andere dessen Mechaniker und er selbst Begleiter des Duos. Doch irgendwann einmal hat Reinhard Bogner das Fahrer-Handtuch geworfen, Rudolf wollte nicht mehr Autos reparieren und wanderte nach Südafrika aus.

Und Franz, der Dritte im Bunde?

Er stellte 1972 einen Fiat Topolino ins elterliche Wirtshaus, oben am Berg, am Ende der Straße, und die Racing Disc, das spätere Jazz Pub, war geboren. "Es gab ja sonst nichts rundherum", sagt Franz Bogner heute. Und der Band Ezra – damals die Platzhirsche am burgenländischen Rockhimmel – immer in die Dorfdiscos nachzureisen, ging Franz Bogner ebenfalls auf die Nerven. Ezra sollte lieber in der Racing Disc auftreten.

Gut kamen sie sich vor, Ezra, Kumpanen und natürlich Franz Bogner. Plötzlich war er eine Art Star. Er hatte das erreicht, was er sich im stillen Kämmerlein immer erhofft hatte: Hausmusik mit vielen Menschen ringsum. Nicht bei Bach, nicht bei Händel, aber dafür mit Ezra, Daniel, Berger und Pumpler, Potatoes, His Masters Voice und, und, und.

Doch dann kamen Momente, in denen sich Franz Bogner mit seinen Hausbands – auch die Gäste strebten nach etwas anderem – nicht mehr zufrieden gab. Es war ihm "irgendwie zu wenig". Nichts gegen die Bands von damals. Aber wenn man das Spontan Music Trio aus Wien im Jazzland gehört hat, dann will man doch den musikalischen Horizont erweitern und vielleicht auch ins Burgenland bringen.

Daraus entwickelte sich nebenbei eine Geschichte, die den Kulturhimmel Pannoniens mehr als erhellte – das Jazzfestival Wiesen.

Nicht nur burgenländische Stars gaben sich ein Stelldichein im Jazz Pub: Chico Freeman’s Brainstorm Allstars liebten die legendären Schnitzelsemmeln der Mutter von Franz Bogner genauso wie Art Farmer, Karl Ratzer, Billy Cobham, Nana Vascencellos oder John Abercombie. Dollar Brand isst kein Schweinefleisch, dennoch fühlte er sich in Wiesen wohl.

Empfehlung

Das Pub am Ende der Straße

Wohlfühlte sich im Jazz Pub auch die britische Saxofonistin Barbara Thompson. Sie kam nicht nur ein Mal in die Erdbeermetropole. Jahre zuvor hatte ihr Mann Jon Hiseman – damals Colosseum II –, in Wiesen gespielt und war von der Atmosphäre derart angetan, dass er ihr diesen "schönen Platz auf Gottes Erde" nur empfehlen konnte.

Walter Richter Langer (WaRiLa), der legendäre Jazzmoderator, kam regelmäßig, der heutige Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny klebte in seiner Studentenzeit Plakate der Jazz Pub-Veranstaltungen in der Bundeshauptstadt, Fritz Thom, Veranstalter des Jazzfestes Wien, und Ewald Tatar, heute federführend bei Nova Rock, wirkten aktiv mit.

Rambazamba

Wohlfühlte sich im Jazz Pub auch die britische Saxofonistin Barbara Thompson. Sie kam nicht nur ein Mal in die Erdbeermetropole. Jahre zuvor hatte ihr Mann Jon Hiseman – damals Colosseum II –, in Wiesen gespielt und war von der Atmosphäre derart angetan, dass er ihr diesen "schönen Platz auf Gottes Erde" nur empfehlen konnte.

Walter Richter Langer (WaRiLa), der legendäre Jazzmoderator, kam regelmäßig, der heutige Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny klebte in seiner Studentenzeit Plakate der Jazz Pub-Veranstaltungen in der Bundeshauptstadt, Fritz Thom, Veranstalter des Jazzfestes Wien, und Ewald Tatar, heute federführend bei Nova Rock, wirkten aktiv mit.

Was prominente Gäste im Jazz Pub erlebt haben

Wolfgang Murnberger, Filmemacher: "Im Jazz Pub habe ich meine Jugend verbracht. Zehn Jahre Studium in Wien konnten mich nicht davon abhalten, trotzdem jeden Freitag und Samstag in Wiesen zu verbringen. Zwei Jahre habe ich sogar als Kellner dort gearbeitet. Das Jazz Pub war mehr als eine Disco zum Tanzen und Besaufen. Da gab es auch Veranstaltungen wie K & K (Kunst und Kommunikation). Meine ersten Filme, die noch an der Akademie entstanden, habe ich bereits 1984 im Jazz Pub zur Aufführung gebracht."

Josef Ostermayer, Staatssekretär: "Vor mehr als 30 Jahren habe ich im Jazz Pub meine Frau Manuela – eine Wiesenerin – kennengelernt. Ich erinnere mich noch, abgesehen von der tollen Musik, die dort geboten wurde, an die fetten Pommes, die kredenzt wurden. Ich war aber nicht nur Konsument, sondern auch als Akteur präsent – und zwar mit einer Holzplatte mit einer darauf befestigten „Strahler70“-Zahnpasta-Tube mit Leuchtdioden plus Batterien. Es war für mich eine tolle und auch interessante Zeit."

Pius Strobl, Unternehmer: "Wie die Zeit vergeht. Wenn es einen Ort für den Begriff ,legendäre Zeiten" gibt, dann heißt dieser wohl Jazz Pub Wiesen. Generationen sind in diesen Räumen an gute Musik herangeführt worden, haben das eine oder andere Bier vielleicht zu viel getrunken und der eine oder an­dere auch von verbotenen Früchten genascht. Wiesen – das war immer auch ein großes Stück Welt im kleinen Burgenland. Also kein Wunder, dass mein 19-jähriger Sohn meine Nachfolge angetreten hat. Irgendwie ,Wiesen Forever"."

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