„Das Herumsitzen taugt mir nicht“
Ihre Arbeitskleidung und die weiße Küchenschürze hat Hedwig Berner anlässlich ihres 90. Geburtstages Freitagmittag ausnahmsweise gegen ein schickes Kostüm getauscht. Ansehen tut man der rüstigen „Pensionistin“ ihr hohes Alter überhaupt nicht, lauscht man ihren Erzählungen, könnte man meinen, dass man es mit einer erwerbstätigen Frau im besten Alter zu tun hat.
„Ich fühl’ mich auch nicht wie 90“, sagt Berner, die tagein, tagaus unermüdlich in der Küche des Neusiedler Hotels Wende steht, das mittlerweile von ihren Enkeltöchtern Birgit und Martina geführt wird. „Um 5.45 Uhr steh’ ich auf und pack’ mich zusammen, und um 6 Uhr bin ich da und arbeite bis 14 Uhr“, schildert die Jubilarin. Mit 24 Jahren hat die Neusiedlerin im Gastgewerbe als Kellnerin begonnen, als „angeboren und angelernt“ werden ihre Talente von der Familie beschrieben, „Tourismusschulen gab es ja damals nicht“, sagt Berner.
Aus der Küche des Familienbetriebes ist die „Oma“ seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken.
„Ich mache alles, ich bereite das Frühstücksbuffet vor und wenn ich Zeit hab’, koch’ ich auch noch für das Personal oder helf’ in der Schank aus“, sagt Berner. Besonders gerne kümmert sie sich auch um die Schüler des Pannoneum, die im Hotel Wende ihre Praktika absolvieren. Neben der Küche ist besonders der Gemüse- und Kräutergarten das Revier der 90-Jährigen. „Alles kann ich leider nicht mehr selber machen, da ich schon einen Herzschrittmacher hab’“, erzählt sie mit dem Nachsatz: „Aber mir geht’s gut, die Arbeit ist mein ganzes Leben, ohne könnt’ ich nicht sein. Das Herumsitzen, das taugt mir gar nicht.“
Damit auch in ihrer wohlverdienten Freizeit keine Langeweile aufkommt, trifft sich Berner regelmäßig mit ihren Freundinnen. Kartenspielen ist ihr Hobby, zwei Mal pro Woche wird „geschnapst“. Und zum Ausgleich dreht die 90-Jährige abends ihre Runden an der frischen Luft.
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