Im Frauenfußballzentrum (FFZ) an der Handelsakademie und Handelsschule Stegersbach läuft es im dritten Jahr seines Bestehens richtig rund: Ende April holten die Fußball-Mädchen beim kroatischen Girls Football Festival in Medulin im international besetzten U-18-Bewerb ohne Punkteverlust den ersten Platz und Julia Meixner brachte darüber hinaus den Titel der Torschützenkönigin mit nach Hause.
Dennoch ist die Freude in Stegersbach nicht ungetrübt. Ab Herbst gibt es hausgemachte Konkurrenz für das vom ÖFB geförderte Projekt, zu dessen Kooperationspartnern Land, Bildungsdirektion, Burgenländischer Fußballverband (BFV) und ASKÖ zählen. Auch die HAK+HASCH Mattersburg wirbt künftig um talentierte Fußballerinnen. Der BFV hat sich dafür stark gemacht, um zu verhindern, dass Talente aus dem Nord- und Mittelburgenland Richtung Wien abwandern. Zwei Mädchen „pendeln mittlerweile nach Wien, weil das viel einfacher ist als nach Stegersbach“, sagt BFV-Frauenfußballreferentin Yvonne Lindner. Die Kickerinnen seien fürs Burgenland „verloren“.
FFZ-Leiter und HAK-Administrator Joachim Steiner nimmt‘s im KURIER-Gespräch sportlich – und betont selbstbewusst: Stegersbach bleibe für Mädchen, die fußballerisch hoch hinaus wollen, die erste Adresse, ist er überzeugt. Und zum Argument, Mattersburg soll Mitte und Norden des Landes abdecken: „Julia Meixner kommt aus dem Mittelburgenland, unser Einzugsgebiet reicht bis nach Gols, aber auch über die Landesgrenzen hinaus“. Das Frauenfußballzentrum im Thermalort verfüge über ein qualifiziertes Trainerteam mit Bundesligaerfahrung und mit dem FC Südburgenland über einen renommierten Trägerverein, so Steiner.
Erste und zweite Liga
24 Mädchen besuchen den Fußballzweig in Stegersbach. In der HAK sind sie zahlenmäßig so stark vertreten, dass sie gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen eine Fußballklasse bilden.
Fünf Schülerinnen sind derzeit im Kader des FC Südburgenland, der zuletzt in die 2. Bundesliga absteigen musste. Insgesamt haben zehn Mädchen zumindest ihr Debüt bei einem Erst- oder Zweitligisten gegeben. Von dieser Breite kann im Landesnorden (noch) keine Rede sein.
Sechs Mädchen aus den Bezirken Oberpullendorf und Mattersburg starten im September – gemeinsam mit 19 Burschen – in der Fußballklasse ihre schulische Oberstufenlaufbahn. Die ballesterische Ausbildung in der Mattersburger Fußballakademie absolvieren sie getrennt von den männlichen Fußballakademikern und mit eigenen Trainerinnen. „Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zu Stegersbach, sondern als Ergänzung“, versichert Patrick Glavanics, sportlicher Leiter der Akademie. Gäbe es das Angebot in Mattersburg nicht, würden manche der Mädchen die Fußballschuhe an den Nagel hängen, weiß er aus den Aufnahmegesprächen.
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