Commerzialbank: Gefallene Macher und mutige Frauen

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Am Donnerstag geht ein weiterer Prozess ohne den Hauptangeklagten zu Ende. Das war schon nach dem Begas-Skandal so.

Die in der ersten Strophe der burgenländischen Landeshymne beschworenen Tugenden Fleiß und Redlichkeit haben in den vergangenen Jahren tiefe Kratzer bekommen. Seit nunmehr 13 Jahren kommen die Korruptionsjäger Österreichs aus dem Aufklären von Malversationen im schönen Burgenland gar nicht mehr heraus.

Als die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) im Herbst 2020 noch ganz am Anfang der Ermittlungen zur Commerzialbank Mattersburg stand, neigte sich die gerichtliche Abhandlung des Begas-Skandals bereits dem Ende zu. 

Rudolf Simandl, langjähriger Geschäftsführer des Erdgasversorgers im Mehrheitseigentum von 110 Gemeinden, soll das Unternehmen mehr als eineinhalb Jahrzehnte lang wie einen Selbstbedienungsladen geführt und sich um rund 3,9 Millionen Euro persönlich bereichert haben soll.

Frauen als Aufklärer

Vor Gericht musste der Südburgenländer Simandl nie, Gerichtspsychiater Peter Hofmann hatte dem von Mitarbeitern als dominant beschriebenen Manager wegen schwerer Depressionen Verhandlungsunfähigkeit attestiert.

Hofmann hat im Auftrag des Landesgerichts Eisenstadt auch Commerzialbank-Gründer Martin Pucher begutachtet. Sein Fazit vom März 2025: Aufgrund seiner körperlichen und geistigen Verfassung sei Pucher „nicht in der Lage, vor Gericht zu erscheinen und in der Hauptverhandlung auszusagen“.

Den zwei einst scheinbar allmächtigen Männern Simandl und Pucher stehen zwei einst scheinbar ohnmächtige Frauen gegenüber.

Nicht hoch bezahlte Wirtschaftsprüfer, sondern eine mutige Begas-Mitarbeiterin hatte damals die Ermittlungen ins Rollen gebracht.

Und bei der Aufklärung der Machenschaften in der Commerzialbank hat die ehemalige Bankvorständin Franziska Klikovits selbst nach Ansicht der WKStA einen unverzichtbaren Beitrag geleistet. Sie wurde zu mehr als sechs Jahren verurteilt, Pucher stand noch nie vor Gericht.

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