Nach Cannabis-Verurteilung: Frau berichtet aus dem Frauengefängnis

Eine Frau mit Tätowierung sitzt verzweifelt an einem Tisch mit Dokumenten.
Nach einer Hausdurchsuchung wurde Simona F. wegen Cannabis-Anbaus verurteilt. Im KURIER-Interview erzählt sie von ihrer Verhaftung, dem Prozess und ihrem Alltag hinter Gittern.

Von Gernot Heigl

Kiloweise produzierte ihr Ehemann im Mittelburgenland Cannabis, ihre Kinder verkauften, und sie half bei der Ernte. Der Drogenhandel flog im Juni 2024 auf, Anfang des Jahres wurde die Strafsache am Landesgericht Eisenstadt verhandelt.

Im KURIER-Interview schildert die Dealerin und zweifache Mutter den Polizeieinsatz mit Hausdurchsuchung, ihre Verhaftung, den Prozess sowie ihren monatelangen Aufenthalt im Gefängnis, bei dem sie auch Kontakt zu Mörderinnen hatte.

Verhaftung & Verhandlung

Um sieben Uhr früh klopfte es an einem Junitag 2024 heftig am Fenster eines Wohnhauses im Bezirk Oberpullendorf. Simona F. (52), allein Zuhause, öffnete die Eingangstür. „Sie wissen, warum wir hier sind?“, fragte ein Kriminalist. „Ja, kommen sie herein“, antwortete die Frau. Rund zehn Polizisten mit Suchhunden betraten das Areal und durchstöberten das Anwesen nach Drogen.

Zwei Frauen stehen vor einer Garage neben einem schwarzen Auto.

Der Fall flog im Juni 2024 auf, der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Die Familie habe über fünf Jahre insgesamt 16 Kilogramm Cannabis verkauft und damit 91.000 Euro umgesetzt.

„Klar war ich vom Einsatz überrascht, gewundert hats mich aber nicht, denn bei uns wurde ja über einen längeren Zeitraum Cannabis in Indoor- und Outdoor-Anlagen angebaut“, erzählt die Burgenländerin. „Mein Mann hat das gemacht. Ich habe mit ihm die Pflanzen gekauft und bei der Ernte geholfen. Also die Blüten abgezwickt.“

Vor einem Schöffensenat im Landesgericht Eisenstadt gab die Frau Mitte Jänner 2025 an, dass es bei der Zucht vor allem ums Geld gegangen ist – laut Richterin um einen Betrag von 91.000 Euro.

Simona F. meint nun: „Das Geld war Nebensache. Meine beiden Kinder waren süchtig. Also dachten wir, lieber produzieren wir sauberes Cannabis für Sohn und Tochter, bevor sie dreckiges Zeug von der Straße beziehen.“

Familie verkaufte Drogen

Tatsächlich konsumierten die erwachsenen Kinder einen Teil der Drogen, den Rest verkauften sie aber mit Gewinn weiter. Der Profit sei dann, zumindest fallweise, an die Eltern abgeliefert worden. „Aber mehr als 26.000 Euro waren das sicher nicht“, relativiert die Burgenländerin.

Um in ihren Schilderungen dann wieder zur Hausdurchsuchung zurückzukehren. „Die Kriminalisten haben alles umgedreht, drinnen wie draußen. Nach einiger Zeit fanden sie Cannabis im Abstellraum. Dann sagte ein Beamter: ,Sie sind verhaftet.‘ Unter Tränen wurde ich zur Polizei nach Oberpullendorf gebracht und dort stundenlang verhört. Freiwillig habe ich alles zugegeben“, so die 52-Jährige.

„Ich habe gehofft, dass ich nach der Befragung nach Hause gehen kann, aber Irrtum. Gegen Mitternacht wurde ich als U-Häftling nach Eisenstadt gebracht.“ Dort blieb die Frau bis zu ihrem Prozess, sie wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Danach kam sie in die Strafvollzugsanstalt Schwarzau (NÖ). Auch Ehemann und Tochter erhielten hohe Haftstrafen, der Sohn kam mit einer bedingten Strafe davon.

Der Alltag im „Häfen“

Aus ihrem „Häfen-Alltag“ berichtet Simona F., dass ihr von zwei lesbischen Zellengenossinnen Drogen wie Crystal Meth heimlich in den Kaffee gemischt wurden. Aus Rache, weil man nicht gut miteinander ausgekommen sei. Zu ihrem Gefängnisaufenthalt in der Schwarzau sagt Simona F. ganz generell: „Es war die Hölle auf Erden. Es kam zu sexuellen Übergriffen, Raufereien mit Körperverletzungen, Schreiereien und Bedrohungen. Gestohlen und gelogen wurde am laufenden Band.“

Die 52-Jährige weiter: „Ich habe mich aus all dem herausgehalten, war aber von tickenden Zeitbomben umgeben, zumindest haben manche Zellengenossinnen so auf mich gewirkt. Beim Kontakt mit zwei Mörderinnen, eine davon war schon 15 Jahre dort, hatte ich stets ein mulmiges Gefühl. Erst recht, weil ich in der Küche gearbeitet habe und es dort logischerweise auch Messer gab.“

Die Rückkehr nach Hause

„Ende September durfte meine Mandantin, nach Verbüßung von 15 Monaten, die Zelle auf Bewährung verlassen und in ihr Haus zurückkehren“, so Anwältin Ina-Christin Stiglitz. „Mit einer Auflage: Sie muss mit der Bewährungshilfe zusammenarbeiten.“

Eine Frau mit roten Haaren und Leopardenmuster-Jacke posiert im Freien vor einem grünen Rasen.

Verhandelt wurde die Strafsache dann Anfang dieses Jahres am Landesgericht Eisenstadt. Vertreten wurde Simona F. von Anwältin Christin Stiglitz.

Am Küchentisch sitzend fügt Simona F. weinend hinzu: „Nie wieder. Nie wieder Drogen und nie wieder Gefängnis. Das halte ich nicht aus.“ Die Burgenländerin weiter: „Ich war selbst schuld und möchte deshalb aus eigener Erfahrung alle anderen davor warnen, straffällig zu werden. Man möge mir glauben, wenn ich sage, es zahlt sich nicht aus. Denn schon nach einem Tag hinter Gittern und Stacheldraht weiß man, dass man den größten Fehler seines Lebens gemacht hat.“

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