Die erst vor einem halben Jahr von SPÖ und Grünen beschlossene Wahlkampfkostenobergrenze von 300.000 Euro – wovon maximal 100.000 Euro für Außenwerbung verwendet werden dürfen – zwingt die Parteien im aktuellen Landtagswahlkampf zum Sparen.
Die SPÖ, die seit 2020 mit absoluter Mehrheit regiert, habe erstmals vor einer Landtagswahl auf eine Agentur verzichtet und die Plakate im Roten Haus in Eigenregie entworfen und gestaltet – oder eben recycelt.
Die Roten sind damit nicht allein. Denn auch die anderen fünf Parteien – ÖVP, FPÖ, Grüne, Neos und Liste Hausverstand – haben ihre Plakatkampagnen mit Ausnahme des Drucks „inhouse“ abgewickelt.
Das Urteil von Werbern
Ronald Fenk, Obmann der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer Burgenland, ist von diesem politischen „Heimwerkertrend“ nicht restlos begeistert. Schließlich würde die heimische Werbebranche dadurch um Aufträge umfallen.
Aber was halten Werber fachlich von den Wahlplakaten, die seit Wochen landauf, landab zu sehen sind?
Die Kampagnen von Grünen und Neos seien aus seiner Sicht „am auffälligsten und kreativsten“, sagt Martin Rosner, der im südburgenländischen Litzelsdorf die Agentur Rockymedia betreibt. Und die anderen? „Die ÖVP überzeugt durch spannende Textierungen, wirkt jedoch in ihrer Kampagne insgesamt zu einheitlich. SPÖ und FPÖ erscheinen hingegen zu brav, um wirklich herauszustechen“.
Auch Bernhard Rauchbauer, Geschäftsführer und Creative Director der Eisenstädter Agentur Rauchpower und Vizeobmann der Fachgruppe Werbung in der Kammer, ist von den kreativen Lösungen der Kleinparteien am meisten angetan.
Die Pinken etwa hätten ihre Botschaft, das „rote Netz“ zerschneiden zu wollen, grafisch gut gelöst, meint der Experte. Auch die Plakate der Grünen seien auffällig, während die Volkspartei „zu wenig präsent“ sei. Dass Rot und Blau ihre Spitzenkandidaten so sehr ins Zentrum rücken, hält Rauchbauer andererseits für zu viel des Guten.
Die ÖVP hat die Plakate nicht nur in Eigenregie in die von der niederösterreichischen Schwesterpartei gemieteten Rahmen eingehängt, sondern „ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter haben die Werbeträger danach im ganzen Land auch selbst aufgestellt“, erzählt ÖVP-Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas. „Wir machen immer alles selbst“, betont FPÖ-Landesparteisekretär Daniel Jägerbauer, eingebunden gewesen sei auch Generalsekretär Michael Schnedlitz.
In Summe kommen die sechs wahlwerbenden Parteien auf mehrere Hundert Standorte. Géza Molnár von der Liste Hausverstand hat mit weniger als 20.000 Euro das kleinste Wahlkampfbudget. Für Plakate hat er auf seinen „Notgroschen“ zurückgegriffen.
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