Burgenland: Schwerverkehr sorgt für dicke Luft

Burgenland: Schwerverkehr sorgt für dicke Luft
Immer mehr Lkw rollen durch das Burgenland. Desolate Fahrzeuge und Ruhezeit-Verstöße sind ein Sicherheitsrisiko

Am Wochenende gleicht der Grenzübergang in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) beinahe einer kleinen Stadt. Hunderte Chauffeure campieren auf dem Grenzübergangsgelände. „Wir warten, dass wir nach dem Wochenendfahrverbot wieder weiterfahren können“, sagt ein türkischer Lenker. Damit ist er nicht allein. Laut einer Statistik des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ist der Schwerverkehr auf der Ostautobahn A4 und der Nordost-Autobahn A6 in den vergangenen fünf Jahren stark angestiegen.

„Die massive Zunahme des Lkw-Verkehrs erhöht die Belastung für die Anrainer, das Unfallrisiko für die Autofahrer und treibt den Güterverkehr in Österreich immer stärker von den Klimazielen weg“, sagt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Nicht nur Tempolimits würden immer öfter missachtet werden. Oftmals würden überladene oder nicht den technischen Anforderungen entsprechende Lkw das Sicherheitsrisiko für andere Verkehrsteilnehmer erhöhen.

Rollende Bomben auf Burgenlands Straßen

Zwei Millionen Lkw

Allein heuer waren auf der A4 bei Bruckneudorf (Bezirk Neusiedl am See) um rund 62.000 Lastwagen mehr unterwegs als zur gleichen Zeit des Vorjahrs. In diesem Jahr wurden hier bereits mehr als zwei Millionen Lkw gezählt, berichtet der VCÖ. Zwischen 2012 und 2017 hat der Schwerverkehr hier um über 400.000 Lkw zugenommen (plus 17 Prozent).

Noch stärker war die Zunahme auf der A6 bei Potzneusiedl, allerdings auf niedrigerem Niveau: Heuer wurden hier um rund 30.000 Lkw mehr gezählt als zur gleichen Zeit des Vorjahrs (plus 4,7 Prozent). Seit 2012 ist der Lkw-Verkehr bei Potzneusiedl um mehr als ein Drittel gestiegen (35 Prozent).

Der VCÖ fordert verstärkte Kontrollen. Lkw mit abgefahrenen Reifen oder anderen technischen Mängel sowie die Überschreitung der Ruhezeiten seien ein großes Sicherheitsrisiko, sagt Gratzer.

Bereits jetzt hat die Polizei im Burgenland mit 215 Tagen im Jahr eine – mit anderen Bundesländern vergleichsweise – hohe Dichte an Lkw-Schwerpunktkontrollen, sagt der Leiter der Landesverkehrsabteilung, Oberst Andreas Stipsits. Zusätzlich führen speziell geschulte Beamte täglich Überprüfungen im Schwerverkehr durch.

Übermüdete Lenker

Allein am vergangenen Wochenende hat die Polizei in Nickelsdorf und Rudersdorf (Bez. Jennersdorf) gemeinsam mit Technikern der Asfinag und der Landesregierung 185 Schwerfahrzeuge und 15 Autobusse kontrolliert. Dabei wurden 424 Mängel festgestellt, 42 Kennzeichen wurden wegen mangelnder Verkehrs- und Betriebssicherheit abgenommen, 38 Personen wurde die Weiterfahrt untersagt.

„Ein großes Problem ist, dass in über 50 Prozent der kontrollierten Lkw die Lenk- und Ruhezeiten nicht eingehalten werden“, sagt Stipsits. 14 Stunden am Stück war etwa ein rumänischer Lkw-Fahrer ohne Pause unterwegs, bis er bei Nickelsdorf gestoppt wurde.

Auch Kleintransporter bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht bereiten oft Probleme: Weil sie kein Kontrollgerät für die Einhaltung der Ruhezeiten verwenden müssen, säßen hier oft stark übermüdete Fahrer am Steuer.

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