Das große Bäckersterben ist im Burgenland bisher ausgeblieben, auch wenn immer wieder kleine Betriebe aufgeben, wie etwa im Vorjahr die Zuckerbäckerei von Ludwig Kralits in Hornstein. Grund waren die stark steigenden Kosten.
Mit der am Dienstag bekannt gewordenen Schließung von 13 Filialen der Bio-Bäckerei Gradwohl in Wien und Niederösterreich taucht das Damoklesschwert der wirtschaftlichen Schieflage jetzt aber auch über der hiesigen Branche auf.
Einziger Lichtblick der mit schwerem Herzen getroffenen Entscheidung des Weppersdorfer Familienbetriebs: Drei Filialen im Burgenland – jene in Eisenstadt, Weppersdorf und Oberpullendorf – bleiben ebenso bestehen wie eine entweder in Wien oder in NÖ.
Die Zukunft der Bäcker
Wie steht es nun aber um die zahlreichen, oft kleinen Bäckereien im Burgenland? 55 aktive Betriebe gibt es derzeit laut Wirtschaftskammer, 2011 waren es noch 86. Seit damals hat jeder dritte Bäckereibetrieb des Landes geschlossen.
Filialnetz im Burgenland
2011 gab es im Burgenland 105 Bäckerei-Filialen, per Ende 2024 waren es 85 (minus 20 Prozent).
Auffällig gering ist die geringe Dichte im Bezirk Jennersdorf mit nur einem Standort.
Besser ist die Nahversorgung mit 15 bis 19 Filialen in Neusiedl am See und Oberwart.
Güssing (8) und Mattersburg (7) sind im Mittelfeld.
55 Bäckerbetriebe gab es per Ende 2024 (inklusive Supermärkte), seit 2011 hat jeder dritte Betrieb aufgehört.
Quelle: WK Burgenland
Ein größerer Spieler ist die Bäckerei Nagelreiter mit 14 Standorten im Nordburgenland und NÖ. Oder im Südburgenland die Wolfauer Bäckerei Bayer mit acht Filialen – drei davon in der Steiermark – sowie die Pinkafelder Bio-Bäckerei Ringhofer mit drei Standorten, davon ein Café.
Das Bild, das Julia Bader-Gradwohl von der Weppersdorfer Bio-Bäckerei Gradwohl in ihrem Posting in den sozialen Medien für die Branche zeichnet, ist jedenfalls wenig optimistisch.
Es sei nur eine Frage der Zeit, wie lange Bäcker noch überleben können. Durch die Schließungen gehe jetzt der Kontakt zu den Kunden verloren, einzige Alternative bleibe der Online-Shop. Die Bäckereifamilie in dritter Generation hofft trotzdem, nach einer wirtschaftlichen Stabilisierung wieder neu durchzustarten.
Nischen finden und Bewusstsein schaffen
Für Günter Ringhofer, Geschäftsführer in fünfter Generation seit der Gründung vor 162 Jahren, ist entscheidend, ob man sich in einer Nische etabliert hat, die nachgefragt wird. "Wir versuchen, ein perfektes Bio-Produkt zu erzeugen. Das wird von den Kunden angenommen", sagt der Pinkafelder. Freilich sei der Wind zuletzt rauer geworden, Supermärkte hätten ganz andere Möglichkeiten als Handwerksbäcker. "Da muss man ideenreicher sein und den Kunden verstärkt die Produktionsprozesse näherbringen."
So wie zum Beispiel Heinz Bayer aus Wolfau. Der Bäckermeister in vierter Generation hat im Vorjahr zum Tag der offenen Backstube geladen, dem dritten in der 115-jährigen Geschichte des Unternehmens. Besucher konnten sich selbst als Striezelflechter versuchen und das fertige Stück mit nach Hause nehmen. Bei stündlichen Backvorführungen wurden den Kunden die zum Teil aufwendigen Produktionsvorgänge vorgeführt.
Dadurch wurde den Besuchern vermittelt, wie viele Handgriffe es für ein echtes Bäckereiprodukt im Gegensatz zu tiefgekühlten Fertigbackwaren braucht. "Unser Bayer-Brot muss als Kraft verstanden werden, die die gesamte Region bereichert – als Nahversorger, als Arbeitgeber, als Kommunikationzentren und durch die Kommunalsteuer für acht Gemeinden", sagte Bayer damals. "Bei einem Besuch in unserem Betrieb wird greifbar, dass man mit klugen Kaufentscheidungen Zuckerberge versetzen kann."
Bäckermeister Heinz Bayer am Tag der offen Backstube am Standort in Wolfau (Bezirk Oberwart).
Denn schlussendlich sind es die Konsumentinnen und Konsumenten, die darüber entscheiden, welcher Betrieb wirtschaftlich erfolgreich ist und welcher nicht. Letztlich hat es also jeder und jede Einzelne selbst in der Hand, ob "ihr" Bäcker im Ort weiter offen hat oder zusperren muss – so es denn überhaupt noch einen gibt.
Hilft Künstliche Intelligenz?
Helfen könnte vielleicht auch ein Blick nach Deutschland, wie unlängst im KURIER in einem Interview mit Star-Autorin Sara Weber zu lesen war: Eine Bäckerei in Rheinland-Pfalz hat eine "künstliche Intelligenz installiert, die kalkuliert, wie viel und was für die Filialen produziert werden muss. Dadurch muss man nicht auf Bestellungen warten, sondern weiß vier Tage vorher, was gebraucht wird."
Ein weiterer Vorteil: Dank der KI, die mit PV-Strom nachhaltig betrieben wird, braucht es in der Nacht weniger Personal, damit wird der Beruf wieder attraktiver. Für Weber ein "Rundumschlag an Nachhaltigkeit, Fürsorge für die Mitarbeitenden und Umsatzziel".
Einen ähnlichen Schritt in diese Richtung hat unlängst die Bäckerei Ströck mit der Burgenland Energie gesetzt. Am Produktionsstandort in Wien wurde eine PV-Anlage mit 801,68 kWp errichtet. Damit ist das Unternehmen energieunabhängiger und produziert die Backwaren in vielen Filialen mit Biostrom, 40 davon werden über eine Energiegemeinschaft beliefert.
Kommentare