Burgenländer erforscht Netzwerke
Jürgen Pfeffer war 1982 gerade einmal sechs Jahre alt und malte in der Volksschule in St. Andrä erste Buchstaben und Ziffern in sein Heft, als an der Carnegie Mellon University im weit entfernten Pittsburgh zwei Punkte, ein Strich und eine Klammer ihren weltweiten Siegeszug antraten. Smiley :-) war geboren. Scott Elliot Fahlmann, Professor an der Carnegie Mellon, hatte vorgeschlagen, mit Hilfe dieser sogenannten Emoticons humorvolle und ernste Beiträge in einem elektronischen Diskussionsforum zu unterscheiden.
Heute, 30 Jahre später, arbeitet der gebürtige Seewinkler selbst an der renommierten Forschungsuniversität im US-Bundesstaat Pennsylvania. „Die Möglichkeit, hier arbeiten zu können, war ein Angebot, das man einfach nicht ablehnen kann“, sagt Jürgen Pfeffer mit einem Lächeln. Dabei wurde dem engagierten Burgenländer seine universitäre Karriere nicht einfach in die Wiege gelegt. Mit viel Ehrgeiz und Fleiß hat sich Pfeffer selbst den Weg in die USA geebnet.
1996 ging der St. Andräer nach Wien und begann an der technischen Universität Informatik zu studieren und nebenbei zu arbeiten. „Doch ich habe schon bald immer mehr gearbeitet und weniger studiert, bis ich schließlich ganz aufgehört hab“, erzählt der 36-Jährige. Doch nach knapp zehn Jahren kehrte Pfeffer an die Universität zurück, schloss sein Studium ab und promovierte schließlich zum Doktor.
Verflechtungen
Der Informatiker befasste sich intensiv mit der sozialen Netzwerkanalyse und kannte daher viele Professoren, die auf diesem Gebiet tätig waren. Über den Kontakt zu einem amerikanischen Professor bewarb sich der Burgenländer 2010 um eine Stelle als sogenannter Post-Doc, vergleichbar mit einem Universitätsassistenten in Österreich. Er wurde genommen und trat im Dezember 2010 die Reise über den großen Teich an. Anfang dieses Jahres bewarb sich Jürgen Pfeffer schließlich um eine Professorenstelle, die er mit 1. September 2012 antrat. Damit ist keine Lehrtätigkeit an der Carnegie Mellon University verbunden, sondern vielmehr das Lukrieren und Leiten von Forschungsprojekten. Konkret befasst sich Pfeffer mit Netzwerkanalyse. „Netzwerke sind praktisch überall. Menschen kommunizieren, Firmen betreiben Geschäfte miteinander. Dadurch entstehen Verflechtungen. In den Netzwerken agieren verschiedene Gruppen. Netzwerkanalyse macht dies sichtbar. Mich interessiert, wie wir in ganz großen Netzwerken mit Hunderttausenden oder gar Millionen Menschen spontane Veränderungen erkennen können“, versucht Pfeffer seine komplexe Arbeit für Laien verständlich zu machen.
In Pittsburgh ist er mittlerweile heimisch geworden. Die Stadt habe eine hohe Lebensqualität. Die Bindung zur Heimat ist dennoch groß. „Es sind oft Kleinigkeiten, die den großen Unterschied machen. Ich vermisse unser gutes österreichisches Brot und die Kultur“, erzählt Pfeffer. Deswegen setzt er sich mit anderen Auslandsösterreichern für den Kulturaustausch mit den USA ein.
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