Burgenländer als prägender Faktor

Karmelitermarkt
Vor rund 20 Jahren haben burgenländische Kirschen 28 Schilling gekostet. Heute 6.80 Euro. Das Geschäft blüht dennoch.

Was wäre der Bauernmarkt am Karmelitermarkt im 2. Wiener Gemeindebezirk ohne burgenländische Beteiligung? „Das wäre ein großer Verlust“, antwortet der Vorarlberger Bernd Anwander, der „seit Menschengedenken“ sein Büro im zweiten Bezirk hat.

Fast schon ein Ritual ist es für ihn, Samstag für Samstag den Bauernmarkt zu besuchen. Eines seiner Highlights ist der Einkauf beim Fleischhacker „der tschürtz“ aus Loipersbach und dort in „Demut zu warten“, sagt der Vorarlberger. „Als Entschädigung bekomme ich aber einzigartige Qualität“, meint der Projektmanager.

Man wartet wirklich lange, „aber Rohschinken ist nicht so schnell geschnitten“, sagt Otmar Tschürtz, der mit dem Geschäft „außergewöhnlich zufrieden“ ist. Kollegen hätten ihm prophezeit, dass es Jahre dauern werde, um am Markt Fuß zu fassen. „Das war überhaupt nicht der Fall. Die Kunden hier achten auf Qualität.“ Mittlerweile sei das Samstagsgeschäft am Markt neben der Gastronomie ein wichtiges Standbein geworden.

Lebensbereicherung

Burgenländer als prägender Faktor
Karmelitermarkt
Es gibt kaum Menschen, die von den Burgenländern am Markt – manchmal sind es sechs, manchmal acht und dann wieder nur vier – nicht angetan wären. Rudolf Morawitz, selbst Burgenländer, lebt seit mehr als 20 Jahren nahe dem Karmelitermarkt. Für ihn ist er „nicht nur ein Stück Heimat, sondern eine Lebensbereicherung“. Dazu trage der Schafkäse von Wolfgang Hautzinger aus Tadten genauso bei wie Erdbeeren und Kirschen, gekauft bei Thomas Hofleitner aus Forchtenstein.

Fehlende Hausfrauen

Apropos Hofleitner: Er ist seit Anfang der 1990er-Jahre am Karmelitermarkt präsent. Anfangs meinte das Marktamt, ob es für ihn nicht möglich wäre, jeden Tag seinen Stand – so wie am Yppenmarkt – aufzustellen. „Aber damals wie heute gilt: Es gibt keine Hausfrauen mehr, die kochen. Sie sind berufstätig, zumindest hier im Grätzl. Und daher ist kein Geschäft zu machen“, sagt der 44-Jährige. Viel habe sich in den vergangenen zwanzig Jahren geändert – so auch die Preise. Kostete 1990 das Kilo Kirschen, „wenn ich mich richtig erinnere, 28 Schilling, blättert man heute 6,50 Euro auf den Tisch“, vergleicht Hofleitner. Der Euro sei „ein Segen“ für das Geschäft gewesen, „weil ich glaube, dass die Kunden das Gefühl fürs Geld verloren haben.“

„Na, ganz so ist es nicht“, sagt der aus Oberösterreich kommende Hans-Peter Zierler. Nicht, dass er öfters kochen würde, aber die ansteigenden Preise habe er „sehr wohl bemerkt.“

Strategie

„Wobei ich schon sagen muss, die Qualität beim Thomas, die stimmt zu hundert Prozent.“ Außerdem verstehe der Forchtensteiner sein Geschäft. „Was macht es für ihn aus, wenn man lange wartet, und der Kunde die Kirschen so lange kosten darf, bis er an der Reihe ist? Das ist Strategie, und keine schlechte“, sagt der Wirtschaftsfachmann.Hofleitner will nicht widersprechen.

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