Buntes Parndorf

Familie Atalay pflegt türkische Tradition
In der burgenländisch-kroatischen Gemeinde leben Menschen aus 45 Nationen. Trotz unterschiedlicher Kulturen und Religionen funktioniert das Zusammenleben, bis auf kleine Ausnahmen, gut.

Viel herzlicher als bei Familie Atalay in Parndorf kann man als Besucher wohl nirgends empfangen werden.

Obwohl erst kurzfristig am Vorabend angekündigt, biegt sich der Wohnzimmertisch am nächsten Morgen unter türkischen Köstlichkeiten. Gäste werden mit einem türkischen Ritual empfangen und sogleich mit der Kultur der türkisch-stämmigen Familie vertraut gemacht. Familienvater Yakup Atalay leert jedem in der Runde ein wenig Kölnisch Wasser in die Hände, danach gibt es für jeden eine Schokokugel. "Damit wir nur über Süßes reden", erklärt Atalay.

Der 41-Jährige ist in Österreich aufgewachsen, die türkische Tradition wird trotzdem im Alltag gelebt. "Jedem sollte die Möglichkeit gegeben werden, seine Religion und seine Kultur zu pflegen und auch mit anderen zu mischen", sagt Atalay. Der liberale Familienvater engagiert sich im Gemeinderat und kommt mit allen gut aus. Seine Frau habe es ein bisschen schwerer, sie werde von manchen auf der Straße nicht gegrüßt. Irgendwann habe sie dann auch aufgehört "Guten Tag" zu sagen, erzählt er. Auf größere Veranstaltung geht die Familie nicht so gerne: "Wenn Alkohol im Spiel ist, fühlen sich viele von uns einfach nicht wohl", sagt Atalay ohne zu werten.

Für den Rumänen Cosim Pop ist Berührungsangst ein Fremdwort. Er mischt sich bei jeder Gelegenheit unters Volk. Ob am Dorffest, am Fußballplatz oder bei der Feuerwehr, Pop ist immer mittendrin. Der frühere Rettungssanitäter ist nach einem Alarm immer einer der ersten im Feuerwehrhaus, und nach Einbrüchen wird er gerne von der Polizei als Übersetzer hinzugezogen.

Steht "Heimaturlaub" in Rumänien an, "hab ich nach drei, vier Tagen Heimweh", erzählt der 31-Jährige. Sein burgenländischer Dialekt ist dabei nicht zu überhören. Nur wenn es ums Essen geht, mag er es traditionell. Wenn er von Krautrouladen und Gulasch erzählt, gerät er ins Schwärmen. Die Pops sind rumänisch-orthodox, "aber das ist egal, ein Herz musst’ haben und das am rechten Fleck".

Ähnlich umtriebig wie der Rumäne sind die Zalewskis. Ursprünglich aus Polen hat die fünfköpfige Familie in Parndorf ein neues Zuhause gefunden. Sie fühlen sich so wohl, wieder wegzuziehen ist für sie unvorstellbar. Statt in ihrer alten Heimat die Familie zu besuchen, reisen sie lieber in die Karibik. Katharina Zalewski kennt jeder. Als erste Zumba-Trainerin des Burgenlandes hat sie Hallen mit bis zu 250 Frauen gefüllt. Eine Veranstaltungshalle fehlt im Ort, und das gastronomische Angebot könnte größer sein, bekritteln die Zalewskis. Und neuerdings müssen sie sich öfters über ihre lauten Nachbarn ärgern. "Wir sind offen für andere Kulturen, aber Regeln müssen einfach eingehalten werden", sagt Katharina Zalewski.

Mevlija Huszar aus Bosnien lebt seit 25 Jahren in Parndorf und hatte noch nie Probleme. Keine abfälligen Bemerkungen, keine Diskriminierung der Kinder in der Schule. Trotz Familie und einer guten Dorfgemeinschaft, vermisst sie ihre Eltern in Bosnien. "Aber wenn ich dort bin, will ich gleich wieder zurück nach Österreich", erzählt die 50-Jährige, die als Künstlerin arbeitet.

Die vielen verschiedenen Kulturen vermischen sich zusehends mehr, in Kindergärten, Schulen und Vereinen. Nur bei der älteren Generation gibt es Aufholbedarf: Im Pensionistenverein sind nur "echte" Parndorfer , "aber wir würden uns über Zuwachs aus der ganzen Welt freuen", sagt Obmann Rudolf Kolba.

Kommentare