"Brauchen 3000 Betten mehr"
Keine Klimaanlage, kein WLAN und die Einrichtung hat schon etliche Jahre auf dem Buckel. Viele burgenländische Beherbergungsbetriebe – hier vor allem im privaten Bereich – hinken der aktuellen touristischen Entwicklung einen Schritt hinterher. Weil sie nicht mit den Anforderungen der Gäste standhalten können oder wollen, sperren jährlich viele kleine Zimmervermieter zu. Dabei ist die Nachfrage größer denn je: "Wir könnten in den nächsten Jahren gut 2000 bis 3000 Betten mehr vertragen", sagt Tourismus-Direktor Marion Baier im KURIER-Gespräch.
Das kleinste Bundesland liegt bei Gästen hoch im Kurs – die große Nachfrage könne aber nicht bedient werden. Besonders im Sommer kommt es zu Engpässen im hoch qualitativen Segment. "Wenn die Ansprüche der Gäste hier nicht erfüllt werden, weichen sie wahrscheinlich in ein anderes Bundesland aus", erklärt Baier. In Niederösterreich und der Steiermark gebe es eine Vielzahl an Investitionen von privater Seite, im Burgenland fehlt es an der Dynamik, kritisiert der Touristiker. Kann das Land keine zusätzlichen Unterkünfte anbieten, bleiben Gesamtwachstum, Gästezahlen und Übernachtungen immer begrenzt, so Baier.
Aktuell gibt es 23.724 Betten, die Zahl stagniert seit einigen Jahren, obwohl die St. Martins Lodge erst vor Kurzem ausgebaut hat. Doch es sperren laufend kleinere private Zimmervermieter zu. Die heimischen Touristiker sind gefordert wie noch nie, um den Ausbau in der Branche voranzutreiben. "Auch unsere Nächtigungszahlen stagnieren, weil wir von einem Jahr aufs andere weniger Betten haben", sagt Michaela Puser, Geschäftsführerin der Neusiedler See Tourismus GmbH (NTG).
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat Tourismuslandesrat Alexander Petschnig eine Qualitätsoffensive gestartet, im Rahmen derer Privatzimmervermieter und kleine gewerbliche Beherbergungsbetriebe gefördert werden. Im Raum Neusiedler See soll künftig ein "Vermieter-Coach" Unternehmern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Besonders gefragt sind Zimmer mit hohem Standard. Die Gäste greifen dafür tief in die Tasche. "Früher sind die Leute zwei bis drei Wochen geblieben, heute beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer laut Statistik 3,2 Tage. "In dieser kurzen Zeit sind die Urlauber bereit, genauso viel auszugeben wie früher für eine Woche", sagt der Podersdorfer Tourismus-Chef Hannes Anton.
Vorzeigeprojekte
Es bräuchte ein paar "Botschafter, die andere Betriebe hellhörig machen", sagt Anton. Einige gibt es schon, darunter die Familie Lentsch. Neben ihrem Haubenlokal "Dankbarkeit" bieten die Wirtsleute jetzt auch Zimmer an. Ein anderes Paradebeispiel ist in der Nachbarortschaft Frauenkirchen zu finden. Franz und Sabine Stadlmann haben rund 35.000 Euro in ein Ferienhaus investiert. Seit der Eröffnung im Vorjahr ist die "Saliterei" in der Hauptsaison durchgehend ausgebucht. "Wir überlegen jetzt sogar, ob wir nicht noch in ein zweites Haus investieren", erzählt der 34-jährige Tourismus-Quereinsteiger, der im Hauptberuf Versicherungsberater ist.
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