Erster männlicher Landesmarktender des Burgenlandes
Wer kennt sie nicht, die Marketenderinnen der burgenländischen Musikvereine. Mit Dirndl, Korb und Schnapsfläschchen begleiten sie die Musikantinnen und Musikanten bei ihren Auftritten. Fast alle sind Frauen – aber eben nur fast. Die männlichen Marketender lassen sich im Burgenland an einer Hand abzählen. Einer von ihnen ist Gabriel „Gubl“ Braun aus Rudersdorf.
Seit kurzem ist er der erste männliche Landesmarketender des Burgenlandes. Während Braun den Süden betreut, ist Monika Eibl für den Norden zuständig. Für den Rudersdorfer ist es ein schneller Aufstieg, denn offiziell ist er erst seit 2021 Mitglied der Marktmusik Rudersdorf.
„Ich habe schon vorher immer wieder mitgeholfen, bei Festen aufgebaut und ausgeschenkt, aber die Corona-Pandemie hat meinen Eintritt etwas verzögert“, erinnert sich Braun. In der Hauptschule hatte er mit Freunden Schlagzeug und Trommel gelernt, dann aber wieder aufgehört. Jahre später fragte ihn der Verein, ob er nicht Marketender werden wolle, und seitdem begleitet Gabriel Braun seinen Verein in Tracht.
Nicht nur Schnapsausschenken
„Es ist eine repräsentative Funktion, du bist immer vorne in der ersten Reihe. Nur Schnapsausschenken ist das auch nicht“, erklärt er. Auch bei Marsch-Bewerben marschieren Marketenderinnen und Marketender mit. Alle Zeichen des Stabführers müssen erkannt werden. Auch ein gewisses Rhythmusgefühl wird benötigt.
Früher begleiteten Marketender militärische Truppen und versorgten diese mit Waren und Dienstleistungen. Der Beruf wurde bereits in der Antike von Frauen und Männern ausgeübt. Heute wird der Begriff „Marketenderin“ rund um Österreich hauptsächlich für Frauen verwendet, die Marsch- oder Blaskapellen begleiten und Musiker sowie Gäste mit Getränken versorgen. Teilweise gibt es auch noch den Begriff „Ehrendame“.
Bei Konzerten dreht Braun seine Runden mit dem Schnapsfass: „Es geht aber nicht so sehr ums Ausschenken, sondern um den Kontakt mit den Leuten.“ Wenn die Vereine auf der Bühne spielen, gebe es Feedback in Form von Applaus – oder schlimmstenfalls Pfiffen.
Bei seiner Arbeit als Marketender versucht der Rudersdorfer, die Stimmung des Publikums einzufangen: „Das totale Feedback bekommt man erst, wenn man durch ist. Dann merkt man, wie das Publikum drauf ist. Die ganze zwischenmenschliche Komponente macht mir Spaß.“ Klatsch und Tratsch gehören natürlich auch dazu.
Rollenbilder sprengen
Er ist nicht bei jeder Vereinsprobe dabei, informiert sich aber immer über die nächsten Termine, hilft bei anfallenden Arbeiten und kümmert sich um die gelagerten Fässer.
Im Landesverband versucht man schon seit Jahren, ein gewisses Geschlechterrollendenken aufzubrechen. „Wir haben österreichweit Empfehlungen für eine gendergerechte Vorgangsweise im Blasmusikverband herausgegeben“, erklärt Landesobmann Peter Reichstädter.
Gendergerechte Texte und eine inklusive Sprache seien grundlegend für eine moderne und offene Verbandsführung. Dies werde, so Reichstädter, regelmäßig in Fortbildungsseminaren aufgegriffen und soll „typische Männerdomänen wie den Stabführer aufbrechen“.
Tag der Marketender:in
Mit Wolfgang Csukker, Obmann des Musikvereins Wallern-Pamhagen, gebe es bereits seit rund zehn Jahren einen fixen Teilnehmer beim „Tag der Marketender:in“, der im Südburgenland im kommenden Jahr übrigens am 27. April in Oberschützen stattfinden wird.
Für Reichstädter ist der „Gubl“ ein Multiplikator. „Das war jahrelang eine Frauendomäne, aber im Landesverband war es kein Thema, dass ich das jetzt als Mann mache“, freut sich der Rudersdorfer.
Nicht nur im eigenen Musikverein würde sich Gabriel Braun über Zuwachs freuen: „Die Vereine haben meist um die zwei Marketender, alles darüber ist schon gut besetzt. Ich möchte jetzt Anreize schaffen, dass wir mehr werden.“ Dabei soll es nicht nur ums Ausschenken gehen, sondern auch um das Miteinander.
Auch nüchtern ist okay
Zum Beispiel durch einen gemeinsamen Ausflug oder andere Aktivitäten.
Angst vor dem Ehrenamt müsse man nicht haben. „Es ist sicher kein Nachteil, wenn man etwas trinkfester ist. Aber mit dem Trinken ist es wie mit dem Rhythmusgefühl, das kann man schon ein bisschen trainieren“, lacht Braun.
Wenn jemand lieber nüchtern bleibt, sei das aber auch okay: „Viele Gäste bestehen darauf, dass man ein Stamperl mittrinkt. Aber man kann auch den ganzen Tag nüchtern bleiben.“
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