Wie die Bierpartei im Burgenland um Mitglieder wirbt
Plopp. Der Bügelverschluss einer weiteren Bierflasche wurde geöffnet. Ein Klang, der an diesem Donnerstagabend vielleicht etwas öfter als sonst zur Geräuschkulisse im Eisenstädter "Freuraum" beiträgt.
Die Bierpartei hat zu ihrer ersten Versammlung im Burgenland geladen. Marco Pogos "Turbobier" steht hier zwar nicht auf der Getränkekarte, aber "das Kobersdorfer ist auch gut", gibt sich ein Parteigänger versöhnlich.
20 bis 30 Sympathisanten von Dominic Wlaznys Politprojekt sind der Einladung gefolgt. Wäre der Chef persönlich gekommen, wären es vermutlich mehr gewesen. Heute müssen die Anwesenden mit den Kandidaten Thomas Schuster (der 37-jährige Weinviertler ist Wirtschaftssprecher der Partei) und dem 25-jährigen Osttiroler Stefan Obkircher vorliebnehmen.
Einen Kandidaten aus dem Burgenland hat die Bierpartei bis dato noch nicht gefunden - Hopfen und Malz sind aber noch nicht verloren, wie sich bei der Versammlung zeigte. "Es geht vorrangig darum, die Burgenländerinnen und Burgenländer kennenzulernen und zu schauen, wer sich einbringen möchte, mit wem wir arbeiten können", sagt Obkircher.
Er ist schon 2019 für die Bierpartei gelaufen, um die Unterstützungserklärungen für den Antritt zur damaligen Nationalratswahl zu sammeln. Damals stand die Bierpartei schlussendlich nur in Wien am Stimmzettel. Das soll im kommenden Herbst anders sein.
Das Aufbauen von Strukturen in den Bundesländern funktioniert bei der jungen Partei über sogenannte "Bier Groups" - der Ideenaustausch findet am Stammtisch statt. Von den Gesprächen, die hier geführt werden, soll letztlich auch das Wahlprogramm - bei der Bierpartei "Menü" genannt - abgeleitet werden. "Bei uns ist alles niederschwellig. Wenn Experten heute hier auftauchen, aus welchen Bereichen auch immer, dann werden wir mit ihnen Ideen ausarbeiten", erklärt Thomas Schuster.
Wahlprogramm? Nicht nur Bier
Wofür genau die Bierpartei steht, erschließt sich bei Gesprächen mit einigen Anwesenden noch nicht so ganz. Alleine um das Propagieren des Gerstensaft-Konsums dürfte es ihnen jedenfalls schon lange nicht mehr gehen. Was die Bierpartei-Fans eint: eine ausgeprägte Skepsis gegenüber den etablierten Parteien.
Als "Skandal- und U-Ausschuss-Verursacher", bezeichnet Markus Schindel die österreichische Parteienlandschaft samt und sonders. Er war froh über den "frischen Wind", den Dominik Wlazny in die Politik gebracht hat und ist Bierpartei-Mitglied der ersten Stunde. Er und sein Bruder Andreas - beide sind extra aus Katzelsdorf zur Versammlung in Eisenstadt gekommen - waren davor schon große Fans von Wlaznys Band "Turbobier".
"Turbobier ist nicht so meine Musik", sagt hingegen Petra Falb aus Trausdorf an der Wulka. "Aber ich mag den Dominik Wlazny als Typ und Politiker sehr gerne."
Petra Falbs Ehemann Christian ist schon seit längerem bei der Bierpartei. Als der gemeinsame 16-jährige Sohn des Paares heuer den Wunsch äußerte, Mitglied zu werden, zog dann auch die Frau Mama mit: "Ich hab mir immer geschworen, ich trete nie einer Partei bei. Aber ich bin über meinen Schatten gesprungen, weil die Bierpartei ist endlich mal was anderes. Es gibt so viel Politikverdrossenheit, es braucht etwas, das die Jungen abholt", erklärt die 51-Jährige.
Ob das Ehepaar Falb im Herbst auf einer der zwei burgenländischen Regionalwahlkreislisten zu finden sein wird? "Wir informieren uns einmal", will sich die Trausdorferin noch nicht festlegen.
Als die bereits fixierten Kandidaten Schuster und Obkircher nach etwa 15 Minuten mit ihrer einleitenden Präsentation fertig sind, werden die Stammtischrunden eröffnet. Worüber dort diskutiert wurde, kann an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden.
Medienvertreter wurden gebeten zu gehen, damit die Bierparteigänger ungestört an ihrem „Menü“ feilen konnten. Zur Verabschiedung ertönen im "Freu-Raum" noch ein paar "Plopps".
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