Dass die "Problemkinder" dieser Entwicklung im Süden zu suchen sind, ist bekannt: In den Bezirken Güssing und Jennersdorf geht die Anzahl der Bevölkerung schon seit Jahrzehnten zurück. Dieser Prozess ist angesichts des prozentualen Rückgangs von 2,5 % (Güssing) beziehungsweise 3,2 % (Jennersdorf) im Vergleich zu 2005 zwar nur schleichend, in Summe leben aber um 1.250 Menschen weniger in den beiden südlichen Bezirken als noch vor 20 Jahren.
Übrigens: Der Bezirk Oberpullendorf stagniert quasi und steht mit einem Plus von 225 Menschen seit 2005 nur unwesentlich besser da.
Diese drei Bezirke beweisen, dass es abgelegene Regionen schwerer haben als das Nordburgenland. Denn dort, im quasi verlängerten Wiener Speckgürtel oder dem jüngsten Vorort von Bratislava, hat der Bevölkerungsboom konkrete Auswirkungen auf städtebauliche Planungen.
So wurde etwa in Eisenstadt unlängst mit dem Bau des neuen Bildungscampus für Volksschüler und mehrere Kindergartengruppen begonnen, um den steigenden demografischen Herausforderungen zu begegnen – sprich: Die Landeshauptstadt braucht aufgrund des Zuzugs mehr Kinderbetreuungsplätze. Viel mehr. Im Endausbau ist der Ausbau zu einer Volksschule mit zwölf Klassen und weiteren Kindergarten- oder Hortgruppen möglich.
Diese Sorgen hätte einige Ortschefs in der Mitte und im Süden gern. Dort verstärkt sich in vielen Bereichen der Trend zur gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit, wie etwa durch zentrale Abfallsammelstellen, durch Standesamtsverbände, die für den ganzen Bezirk zuständig sind, oder auch im Bildungsbereich.
Im Pinkatal wird derzeit am Projekt "Campus Pinkaboden" für 250 Kinder von 0,5 bis 14 Jahren aus Bildein, Dt. Schützen-Eisenberg, Eberau und Moschendorf gearbeitet. Allein, es scheitert (noch) an der Finanzierung beziehungsweise an Begehrlichkeiten einzelner Bürgermeister.
Die auffälligsten Plus- und Minus-Gemeinden
Vergleicht man die jüngsten Zahlen mit jenen aus dem Vorjahr, gibt es kaum nennenswerte Veränderungen. Den größten Rückgang verzeichnete Stinatz (-4,8 %) vor Klingenbach (-4,5 %) und Markt Neuhodis (-4 %); auf der Plus-Seite stachen Müllendorf (+3,9 %), Markt Allhau (+3,5 %) und Neudorf (+3,4 %) hervor.
Aussagekräftiger ist der Vergleich zum Jahr 2005 beziehungsweise die Entwicklung seither. In 23 Gemeinden schrumpfte die Bevölkerung kontinuierlich, jeder einzelne fünfjährige Vergleichswert (2005 mit 2010, 2010 mit 2015, usw.) ist negativ. Besonders gut entwickelt haben sich in den vergangenen fünf Jahren Neudorf (+19,67 %), Kittsee (+15 %) und Wörterberg (+11,6 %).
Ganz am Ende hält das aktuelle Zahlenwerk noch eine Überraschung und den eigentlichen Gewinner bereit – eine der kleinsten Gemeinden des Landes: In Schandorf wuchs die Bevölkerung seit 2020 um 67 Personen auf 329 Menschen (plus 25 %). Allerdings nicht aufgrund der offensiven Ansiedlungspolitik, sondern weil 2023 ein Pflegekompetenzzentrum mit 66 Plätzen eröffnet wurde.
Angesichts des burgenlandweiten Bevölkerungsrückgangs um 132 Menschen von 2023 auf 2024 hätten also nur zwei weitere Altersheime gebaut werden müssen, um die Zahlen landesweit stabil zu halten.
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