"Automatenhotel" für Eisenstadt
Wer dieser Tage über den Eisenstädter Colmarplatz spaziert, stutzt einen Augenblick.
Denn das seit 2020 geschlossene Restaurant Bienenkorb ist wieder geöffnet, obwohl es doch eigentlich schon dem Erdboden gleichgemacht und durch ein achtstöckiges Hotel in Holzhybridbauweise ersetzt sein sollte.
Die Wiener „Hoch 3 Wohnen Colmarplatz GmbH“, seit knapp vier Jahren Eigentümerin des Bundesländerhofes (samt Bienenkorb und Hotel Burgenland), hatte im Juni 2023 entsprechende Pläne präsentiert.
Aber nun hat der gebürtige Großwarasdorfer Josef Linzer das Lokal gepachtet. Der Vertrag laufe bis 20. Oktober, erzählt der 61-jährige frühere Druckereimitarbeiter. Ob‘s eine Verlängerung gibt? „Man wird sehen“.
Vorerst ist der gastronomische Quereinsteiger noch auf der Suche nach der zündenden Idee. Erst wollte er aus dem Bienenkorb einen Pop-up-Heurigen machen, mittlerweile wurde daraus die „Vino Bar Joško“.
Das 1979 bis 1982 nach Plänen von Matthias Szauer errichtete dreiflügelige Gebäude zwischen Fußgängerzone und Kulturzentrum gehörte ursprünglich der Bundesländer-Versicherung.
2020 verkaufte der Versicherungskonzern UNIQA den Hof an das Wiener Immobilien-Konsortium „Hoch 3 Wohnen GmbH“.
Kolportierter Kaufpreis:
15 Millionen Euro
2025 Jubiläum
Im kommenden Jahr feiert Eisenstadt das 100-Jahr-Jubiläum als Landeshauptstadt. Der neue Bundesländerhof sollte da schon fertig sein, wünschte man sich bei der Projektvorstellung im Juni 2023.
Ob sich das ausgeht, ist fraglich
Das 2020 geschlossene Hotel Burgenland soll zum Heim für Senioren umgebaut werden. Statt des Bienenkorbs kommt ein neues Hotel in Holzhybridbauweise. Die Mieter (Geschäfte etc) sollen bleiben
Bienengleiche Geschäftigkeit hat sich im wiederbelebten Lokal noch nicht eingestellt. Immerhin: Beim KURIER-Lokalaugenschein interessiert sich eine Passantin fürs kulinarische Angebot.
Was also wurde aus den Plänen von „Hoch 3 Wohnen Colmarplatz GmbH“?
Schließlich wurde die ursprünglich für Anfang 2024 avisierte einschneidende Umgestaltung des rund 40 Jahre alten Betonbaus schon einmal verschoben. Der Abschluss des städtebaulichen Vertrags zwischen Stadt und Immobilieneigentümer hatte sich verzögert.
Ein neues Datum für den Baubeginn gibt es noch nicht. Im Eisenstädter Rathaus wartet die Baubehörde noch „auf den Einreichplan für das Projekt“.
Den stellt Andreas Agh, geschäftsführender Gesellschafter von Hoch 3 Wohnen Colmarplatz, für Oktober in Aussicht. Dann müsse auch Bienenkorb-Pächter Lunzer wieder raus.
Einziger Grund für die befristete Verpachtung sei die Hoffnung auf eine Belebung des Colmarplatzes in den Sommermonaten gewesen.
Wann nach dem Einreichplan mit Baubewilligung und Baubeginn zu rechnen sei, kann Agh nicht sagen.
Neuigkeiten gibt es dennoch: Fixiert ist, wer das neue achtstöckige Hotel auf dem Areal des jetzigen Bienenkorbs betreiben wird. Das Unternehmen Limehome mit Sitz in München und Madrid wurde erst 2018 gegründet und betreibt nach eigenen Angaben mittlerweile mehr als 200 Hotels in zehn europäischen Ländern.
In Österreich hat Limehome bereits in Wien und mehreren Landeshauptstädten Standorte.
Wobei Limehome keinen herkömmlichen Hotelbetrieb bietet, sondern sich an eine Klientel wendet, „die ihre Art des Reisens, Wohnens und Arbeitens verändern“ will.
Was das heißt? Limehomes werden digital betrieben, ohne Rezeption oder Personal vor Ort. Auch die Zugangsdaten erhalten die Gäste online.
Noch nicht in trockenen Tüchern ist hingegen der Vertrag für das frühere Hotel Burgenland auf der Ost- und Nordseite des Bundesländerhofes. Das Hotel soll zu einem Haus mit betreubarem Wohnen für Senioren umgebaut werden.
Mittlerweile werde mit drei Interessenten verhandelt, berichtet Agh. Die Vorgaben des Landes Burgenland bezüglich Gemeinnützigkeit der Pflege würden die Suche nach einem Betreiber aber nicht gerade erleichtern, lässt der Unternehmer durchblicken.
Vom Büro des zuständigen Soziallandesrates Leonhard Schneemann heißt es, Agh habe bloß einmal sein Vorhaben präsentiert. Konkreter sei es nicht geworden.
Kommentare