Auslandsburgenländer und "Celebrity“: Fred Knarrs Weg in die Stadtvilla

Fred Knarr und Tom Koch (vo re.), Stadtvilla Eisenstadt
Ende der 1950er-Jahre wanderten seine Eltern mit zwei Töchtern nach New York City aus. Fred wurde in den USA geboren und hat dennoch eine innige Beziehung zum Burgenland.

An seinem letzten Tag im Burgenland eilt Fred Knarr Anfang dieser Woche von einem Termin zum nächsten. Zuerst wird der Auslandsburgenländer auf Heimatbesuch vom Eisenstädter Bürgermeister Thomas Steiner in der Stadtvilla empfangen, dann trifft er einen Mitarbeiter von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil zum Essen.

Und zwischendurch nimmt sich der 65-Jährige Zeit, um dem KURIER im schönsten amerikanischen Burgenländisch zu erzählen, warum er das Burgenland so liebt und dennoch auch in der Pension nicht daran denkt, in die alte Heimat seiner Eltern zu übersiedeln.

Celebrity

Zunächst muss aber erklärt werden, warum Knarr, dessen Eltern Ende der 1950er-Jahre aus Neuhaus in der Wart (Bezirk Oberwart) nach New York ausgewandert sind, "im Burgenland eine Celebrity“ ist, wie ein Kommentator auf Freds Facebook-Seite launig vermerkt.

Fred Knarr und Bgm. Thomas Steiner (vo li.), Stadtvilla Eisenstadt

Fred Knarr und Bgm. Thomas Steiner

"Onkel aus Amerika“

In der Stadtvilla, dem Museum der Landeshauptstadt, ist Knarr selbst zu hören. Er leiht "Onkel Seppi“, der es in Übersee "zu etwas gebracht“ hat, seine Telefonstimme. Die Museumsmacher um Heike Kroemer und Tom Koch hatten unter Auslandsburgenländern einen Aufruf gestartet und Knarr war sofort Feuer und Flamme. Nebenbei hat der frühere IT-Experte und Datenschutzfachmann dem Museum für das Kapitel Auswanderer auch selbst einige Dokumente überlassen.

Den Landeshauptmann kennt Knarr seit Herbst 2023, als Doskozil samt Delegation Auslandsburgenländer in Nordamerika besucht und dabei auch in Pennsylvania Station gemacht hat, wo Knarr seit einigen Jahren mit seiner Frau Mary lebt.

Freds Mutter, eine gebürtige Wukits, ist 1956 ausgewandert, sein Vater folgte ihr ein Jahr später mit Freds beiden Schwestern. Aus der Familie ist nur der 1959 bereits in den Vereinigten Staaten zur Welt gekommene Fred ein waschechter Ami.

Dennoch hat gerade er eine innige Beziehung zur Heimat seiner Vorfahren. 1966, im Alter von sieben Jahren, war er das erste Mal da, seither kommt er regelmäßig. 1977 bereiste er mit zwei Videokameras das damals noch hinter einem Stacheldraht liegende Ungarn.

Sammler alter Chroniken

"Mir ist nichts passiert“, wundert sich der Reisefreudige noch heute. Aber auch bei seinen Aufenthalten im Burgenland hält er stets die Augen offen. Er sammelt Chroniken und alte Fotos und fotografiert selbst. Damit ist Knarr inzwischen selbst zu einer Quelle für Stammbaumforscher geworden.

Fred Knarr, Bgm. Thomas Steiner, Stadtvilla Eisenstadt, Museum

Fred Knarr mit Bgm. Thomas Steiner in der Stadtvilla Eisenstadt

Muttersprache

Heuer war er länger als ein Monat in Österreich. Herberge findet er immer im früheren Elternhaus seiner Mutter, das heute von der Weinbauernfamilie Elisabeth und Hans Wukits bewohnt wird. "Wir fühlen uns dort immer wohl“, betont Knarr.

Dazu trägt auch das Essen bei, das pannonisch duftet – Rahmsuppe mit Schwammerl, Krautfleckerl und Kirschenstrudel mit Topfen gibt‘s halt nur "daheim“.

Datenmanager an Schulen

Dass Fred ausgezeichnet Deutsch spricht, verdankt er vor allem seiner Mama, die 98 Jahre alt wurde. "Sie hat mit mir immer Deutsch geredet und ich habe ihr auf Englisch geantwortet“, erzählt Knarr, der an der St. John's University in New York Informatik studiert, dort am ersten Tag seine Frau kennengelernt hat und in seinen letzten Berufsjahren als Datenmanager für mehrere Schulen in Pennsylvania zuständig war.

An den USA stört ihn, dass alles "billig, billig, billig“ sein muss, während er im Burgenland die "Quality“ schätzt – ob beim Brot oder bei Häusern und Möbeln.

Aber für immer ins Burgenland will er dennoch nicht: "No, no“, wehrt Fred entschieden ab. Nicht nur, weil seine beiden erwachsenen Kinder in den USA leben. "Wir haben hier unser Leben“, sinniert Knarr.

Aber, wer weiß, immerhin ist er Doppelstaatsbürger.

Kommentare