Rolf Meixner, der Atomphysiker mit sportlichem Ehrgeiz

Rolf Meixner, der Atomphysiker mit sportlichem Ehrgeiz
Der Präsident des burgenländischen Leichtathletikverbandes ist Autor mehrerer Bücher und begeisterter Lehrer.

„Als Kind wollte ich Sportreporter, Astronaut oder Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft werden“, erinnert sich Rolf Meixner. Er wurde nichts davon – aber trotzdem sowohl im sportlichen als auch im wissenschaftlichen Bereich höchst erfolgreich.

Der 1969 in Deutschland Geborene übersiedelte mit seiner Familie schon in jungen Jahren ins Südburgenland, wo er die HTL Pinkafeld absolvierte und für Bad Tatzmannsdorf Fußball spielte. „Dort habe ich schon mit 16, oder 17 Jahren die Nachwuchsmannschaft trainiert“, erzählt er. An seiner Einsatzbereitschaft gab es keinen Zweifel: „Ich habe mir beim Fußballspielen insgesamt sechsmal die Nase gebrochen und eine Zeit lang auch mit Maske gespielt.“

Sieben Studien

Nach der Matura inskribierte Meixner für sieben verschiedene Studienrichtungen gleichzeitig, entschied sich letztlich für technische Physik sowie später noch für das Lehramt Mathematik und Physik. Seit 1997 ist er Lehrer an der HTL Eisenstadt und unterrichtet mittlerweile außerdem an der Pädagogischen Hochschule Burgenland: „Im Bereich ,Sport für Volksschullehrer‘ und in der Ausbildung von Physiklehrern.“

Dabei hatte ihn sein Weg zunächst in die Forschung geführt. Schon während des Studiums verfasste er sein erstes Lehrbuch – Nummer vier erscheint demnächst, am fünften arbeitet Meixner derzeit.

Rolf Meixner, der Atomphysiker mit sportlichem Ehrgeiz

„Ich hatte dann ein gutes Angebot von Siemens, das ich aber nicht angenommen habe“, erzählt er. Dabei war er vom Generaldirektor sogar zu einem persönlichen Termin eingeladen worden. „Ich bin lieber in die Forschung gegangen, habe schon parallel zum Studium zu arbeiten begonnen und war auch eine Zeit lang in Amerika.“ An der Technischen Uni Wien war Meixner an der Entwicklung von Diesel-Katalysatoren für Pkw beteiligt.

Erfolgreiches Laufteam

Der Sport ließ ihn aber nicht los. Neben der UEFA-B-Lizenz im Fußball erwarb er die höchste Leichtathletik-Zulassung als Trainer und machte das Laufteam Eisenstadt gemeinsam mit Ruth Schneeberger zum erfolgreichsten burgenländischen Laufsport- und Leichtathletikverein aller Zeiten mit zahlreichen Meistertiteln, Medaillen und Rekorden.

Auch internationale Erfolge konnte er mit Raphael Pallitsch, Valentina Eranovic, Adam Mecs und Isabelle Bongarts erringen. „Im Training halte ich mich nicht nur an klassische Lehrbücher der Trainingslehre, sondern entwickle über meine Erkenntnisse der Sportbiologie eigene Konzepte“, sagt er. So habe er beispielsweise den Fußballverband schon früh über „die Möglichkeit, den Gegner durch schnelles Ansprinten unter Druck zu setzen“ informiert, berichtet er: „Heute heißt das Pressing und ist allgemein üblich, aber damals hat der Verband gemeint, das ist Blödsinn.“

Leichtathletik-Arena

Weil 2012 die erhoffte Leichtathletikanlage in Eisenstadt nicht errichtet wurde, verabschiedete sich Meixner aus dem Leistungssport. Als er von Bürgermeister Thomas Steiner und dem damaligen Landeshauptmann Hans Niessl dann zum Spatenstich für die nunmehr realisierte „Leichtathletik-Arena“ eingeladen wurde, habe er daher auch wenig Interesse gehabt, sagt er. „Ich bin aber doch hingefahren – mit dem Ergebnis, dass ich in die Planung einbezogen wurde.“

Rolf Meixner, der Atomphysiker mit sportlichem Ehrgeiz

Mehr noch: „Steiner war wirklich offen für meine Vorschläge“, freut sich Meixner. „Wir konnten daher um nicht einmal 20 Prozent mehr Kosten ein Vielfaches an zusätzlichem Wert schaffen. Es ist ein echtes Vorzeigeprojekt für ganz Österreich daraus geworden.“ So habe man beispielsweise schon Anfragen aus Linz für die geplante Errichtung des dortigen Stadions erhalten. Und Meixner betont: „Für mich war die Prämisse, jeden Quadratmeter bestmöglich zu nutzen. Und das ist auch gelungen. Mit viel Weitblick der Stadt Eisenstadt; wir werden in 10 Jahren noch sagen können: Mit dieser Anlage sind wir unserer Zeit voraus. Sie ist mein Liebkind geworden.“

Theorie und Praxis

Auch seitens aller Athleten erhalte man begeisterte Rückmeldungen, berichtet Meixner. „Sogar aus dem Leistungszentrum Südstadt kommen Sportler hierher, um zu trainieren. Die Anlage ist hochfunktionell, für den Breitensport ebenso wie für Leistungs-, Schul- und Nachwuchssport.“

In der ebenfalls gegründeten Leichtathletikakademie will Meixner theoretische Grundlagen vermitteln. „Ich stehe halt sehr auf Forschung. Wir haben hochwertige diagnostische Geräte und gestalten sehr individuelle Trainings.“ Seit September 2020 ist er auch Präsident des burgenländischen Leichtathletikverbandes. „Unser Ziel ist, Leichtathletik in Eisenstadt und im gesamten Burgenland zu einer Volksbewegung zu machen. Denn mit mehr Bewegung geht es den Menschen besser.“

Strategien für Online-Unterricht

Er selbst betreut aktuell zwei Spitzensportler: Bundesliga-Kicker David Nemeth von Sturm Graz und Niklas Strohmayer-Dangl, Nationalkaderathlet über 400 Meter Hürden.

Rolf Meixner, der Atomphysiker mit sportlichem Ehrgeiz

Von seinem wissenschaftlichen Forschungsgebiet, der Kernphysik, hat sich Meixner mittlerweile weitgehend verabschiedet. Derzeit entwickle er aus aktuellem Anlass mit seinen Studenten an der Pädagogischen Hochschule Strategien für den idealen Online-Unterricht. Sein Credo: „Bildung muss qualitativ besser, effizienter und kostengünstiger werden. Das ist aus meiner Sicht eine Weltvision.“ Er betont jedoch: „Schüler dürfen nicht nur beschallt werden. Man muss schwierige Themen interaktiv erarbeiten – und das geht online gut. Man muss sich mit jedem einzeln befassen – eine Herausforderung – und dann wieder mit der ganzen Klasse.“

Thema Klimawandel

Künstliche Intelligenz werde im Unterricht zu wenig beachtet, ist Meixner überzeugt. „Sie wird in den kommenden Jahren noch sehr viel wichtiger werden. Wir müssen weg vom reinen Auswendiglernen, Schüler müssen nur wissen, wo sie nachschauen können, um etwas zu erfahren. Und wir müssen sie dazu bringen, dass sie neugierig werden und selbst lernen wollen. Die Weltwirtschaft wird geleitet von Vordenkern, nicht von Reproduzenten.“

Bewegung und Gesundheit seien ebenso wesentlicher Bestandteil des Lernens, sagt Meixner. Und er hält ein drittes Thema für zentral: den Kampf gegen den Klimawandel. „Alle Vorgänge und Prozesse müssen im Sinne folgender Generationen möglichst umkehrbar sein. Wasserstoff, Windenergie und Wärmepumpen sind daher die wichtigsten Säulen, weil sie die wenigsten unumkehrbaren Effekte hinterlassen.“

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