Für Darts-Profi „Rasto“ ist die Welt nicht mehr bloß eine Scheibe

Für Darts-Profi „Rasto“ ist die Welt nicht mehr bloß eine Scheibe
Dem Oberpullendorfer Michael Rasztovits fehlte ein Sieg, um bei der Darts-WM dabei zu sein. Der 37-Jährige denkt jetzt schon an die WM 2022.

„Allein schon, wenn du das Gebäude siehst, weißt du, dass das was ganz Besonderes ist.“ Michael Rasztovits erinnert sich an seinen ersten Besuch im Alexandra Palace in London. Im „Ally Pally“ wird seit 2007 die Darts-WM ausgetragen. Rund um den Jahreswechsel lassen dort die Besten der Welt ihre Pfeile fliegen. Der 37-jährige Oberpullendorfer, der in der Darts-Szene den Spitz- und Kampfnamen „Rasto“ hat, stand dort vor sechs Jahren ebenfalls an der Scheibe.

Dieses Jahr hat ihm nur ein Sieg gefehlt, um wieder in der Kathedrale des Darts spielen zu dürfen. Er hat das Finale des Qualifikationsturniers in Eisenstadt gegen John Michael verloren. Während der Grieche am 18. Dezember im Ally Pally gegen Martijn Kleermaker spielt, erlebt der Burgenländer wie Hunderttausende andere Fans das Flair dieser Veranstaltung nur im Fernsehen. „Für jeden, der ernsthaft Darts spielt, ist das Antreten bei der WM natürlich ein Traum“, sagt Rasztovits.

Einzigartige Stimmung im „Ally Pally“

Das Ally Pally hat aber emotional viel mehr zu bieten. „Hier spürst du die Leute so richtig.“ Die sind meist verkleidet, klatschen, schreien, feiern und feuern die Spieler an. „So eine Stimmung gibt es bei keinem anderen Turnier.“ Ähnlich fühlen sich Fußballer, wenn sie im Wembley-Stadion spielen. „Oder im Old Trafford.“ Dort, in Manchester, wollte er sich mit einigen Dartsspielern ein Spiel in der Champions League anschauen, es gab aber keine Karten mehr.

Michael Rasztovits spielt schon seit ein paar Jahren in der Spitze des Spitzen-Sports. Er war bei einem Turnier der European Tour unter den besten 16. Dieses Jahr schlug er bei den Turnieren der Players Championship schon Kapazunder wie Glen Durrant, Simon Whitlock und die ehemaligen Weltmeister Raymond van Barneveld und Rob Cross.

Für Darts-Profi „Rasto“ ist die Welt nicht mehr bloß eine Scheibe

Rückhalt: Tochter Sophie ist ein Fan von Papa Michael 

Bei einem Turnier der europäischen PDC hat er einen Neun-Darter geworfen. Für dieses Nonplusultra des Dartssports (mit neun Pfeilen von 501 auf Null mit dem letzten Wurf in ein Doppelfeld) bekam er einen silbernen Pin. Wäre ihm das Kunststück bei einer Liverübertragung im TV gelungen, hätte es den Pin in Gold gegeben.

Rasztovits hat mit 18 Jahren mit E-Darts begonnen, wurde Europa- und Weltmeister und hat dabei Mensur Suljovic kennengelernt. Österreichs Darts-Aushängeschild brachte den Burgenländer zum Steeldarts, wo man richtig gute Preisgelder verdienen kann. Der gelernte Schlosser Rasztovits kündigte 2017 und ordnete alles dem Sport unter. Unterstützt von seinen Sponsoren Bulls Niederlande, X Darts, Myproshirt und Söls Automatentechnik arbeitete er sich an die Weltspitze heran.

Michael Rasztovits
Der gelernte Schlosser wurde am 16. Feber 1984 geboren und wohnt in Oberpullendorf. Seit zweieinhalb Jahren sind er und Lebensgefährtin Claudia Eltern von Tochter Sophie.

Darts-Karriere
Sein Spitzname ist „Rasto“. In der aktuellen Weltrangliste des Weltverbands PDC (Preisgelder der letzten 12 Monate) liegt er auf Platz 137. 2018 gewann er die PDC Challenge Tour England. 

Weil dort die Luft sehr dünn ist, denkt er schon an seine berufliche Zukunft. Der Vater einer zweijährigen Tochter ist in die Firma seines Schwiegervaters für Betriebseinrichtungen eingestiegen. Den Dartssport nimmt er noch ernst. Er trainiert regelmäßig im Billard-& Dart-Sportzentrum Eisenstadt, wo er auch interessierten Amateuren gerne gute Tipps gibt.

Ein Spielverderber namens Corona

Er will nächstes Jahr wieder bei den großen Turnieren spielen, nur 128 dürfen das. Dieses Jahr erhielt er die Tourkarte als Nachrücker. Die will er sich im Jänner auf der PDC Qualifying School wieder lösen. Dabei treten im deutschen Niedernhausen rund 400 Spieler für rund zehn Tourkarten an. Offen ist, ob das Turnier überhaupt stattfinden kann. Seit März 2020 gibt es einen Spielverderber und Teuerungsfaktor. Das Coronavirus.

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Chefsache: Michael Rasztovits ist Fachmann für Regale und Betriebseinrichtung

„In der Zeit habe ich viel verloren, mir sind Turnier- und Matchpraxis abgegangen.“ Außerdem wurden für die Kontinentaleuropäer die Reisen nach Großbritannien teurer und beschwerlicher. „Flüge haben teils schon 500 Euro gekostet, wenn es sie überhaupt gegeben hat. Manchmal hat die Anreise zu den Turnieren 18 Stunden gedauert.“ Dann ging es ins Hotel zum Corona-Test, bis zu dessen Ergebnis er das Zimmer nicht verlassen durfte, was mitunter 15 Stunden dauerte. Von den Kosten der Tests gar nicht zu reden.

Dennoch lebt der Traum vom Ally Pally für Rasztovits weiter. Im Dezember 2015 hat er gegen den Neuseeländer Rob Szabo verloren: „Ich habe mich damals mehr gefreut, als dass ich Kampfwille gezeigt habe. Jetzt würde ich alles ganz anders anlegen.“

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