Asbest-Dächer unsachgemäß gereinigt: Unternehmer angeklagt

Asbest-Dächer unsachgemäß gereinigt: Unternehmer angeklagt
In 396 Fällen sollen verbotene Mengen krebserregender Asbestfasern freigesetzt worden sein. 70-Jähriger bekennt sich nicht schuldig.

Ein 70-jähriger Unternehmer hat sich am Dienstag am Landesgericht Eisenstadt verantworten müssen, weil er mit seiner Firma für Dachsanierungen asbesthaltige Dächer unsachgemäß gereinigt haben soll. In 396 Fällen sollen krebserregende Asbestfasern freigesetzt worden und ins Wasser gelangt sein. Der gebürtige Deutsche bekannte sich nicht schuldig. „Ich wusste, dass diese Platten Asbest enthalten, mir war aber nicht bewusst, dass sich beim Waschen Asbest löst“, betonte er.

Der Mann soll laut Anklage sämtliche Dächer mit Hochdruckreinigern und später mit einem Dachwaschwagen gereinigt haben - auch asbesthaltige Eternitdächer, bei denen das eigentlich verboten ist. Das Wasser habe er in den Kanal geleitet. Betroffen seien alle burgenländischen Bezirke außer Neusiedl am See. Zudem gebe es Fälle in Niederösterreich und der Steiermark.

"Vorsätzliche Beeinträchtigung der Umwelt"

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 70-Jährigen das Verbrechen der vorsätzlichen Beeinträchtigung der Umwelt vor, seinem Sohn, der in der Firma mitgearbeitet hat, das Vergehen der fahrlässigen Beeinträchtigung.

Der Unternehmer, der die Firma 2013 im Südburgenland gegründet hat, wies die Vorwürfe vor Gericht zurück und betonte, nach bestem Wissen gehandelt zu haben. Er habe zwar Maler gelernt, habe sich vor der Gründung aber ähnliche Unternehmen angeschaut - diese hätten alle gearbeitet wie er. Dass man asbesthaltige Dächer nicht mit einem Hochdruckreiniger waschen darf, habe er nicht gewusst. „Ich wollte nur den Dreck runterholen und habe nie geglaubt, dass sich beim Waschen irgendetwas freisetzen würde, sonst würden es die anderen ja auch nicht machen“, sagte er.

2018 sei die Firma auf einen Dachwaschwagen umgestiegen. Ein Nachbar eines Kunden habe Anzeige erstattet, weil bei der Reinigung seine Sträucher schmutzig geworden seien, woraufhin die Bezirkshauptmannschaft Oberwart einen derartigen Wagen verlangt habe. Auch dieser sei aber nicht für die Reinigung asbesthaltiger Dächer vorgesehen, betonte Richterin Birgit Falb.

Sohn: "Habe nur Flyer verteilt"

Der 31-jährige Sohn des Unternehmers gab an, lediglich fürs Verteilen von Flyern zuständig gewesen zu sein. Er habe „nicht den geringsten Hinweis“ darauf gehabt, dass „diese Firma etwas gemacht haben soll, was nicht legal wäre“, sagte sein Verteidiger. Mittlerweile befindet sich der Betrieb in Liquidation.

Am Dienstagnachmittag stand am Gericht die weitere Befragung der beiden Angeklagten auf dem Programm. Am Mittwoch soll der Prozess mit den Zeugenbefragungen fortgesetzt werden.

Kommentare